Re: ECI digest, Vol 1 #645 - 16 msgs
by Markus Hitzler, Color Solutions
Hallo Jan-Peter, hallo Liste,
Am 24.09.2003 11:13 Uhr schrieb "eci-request(a)lists.transmedia.de" unter
<eci-request(a)lists.transmedia.de>:
> Message: 16
> Date: Wed, 24 Sep 2003 11:05:10 +0200
> From: Jan-Peter Homann <homann(a)colormanagement.de>
> To: eci(a)lists.transmedia.de
> Subject: Re: [ECI] Re: Professionelle EBV mit Gamma 2,2
> Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
>
> Hallo Markus, Hallo Liste
> Vorab möchte ich bemerken, daß in der Praxis sowohl bei
> Arbeitsfarbräumen mit Gamma 1,8 als auch mit 2,2 professionelle
> Ergebnisse erzielt werden. Wichtig ist es vor allem den kompletten
> Workflow im Griff zu haben und sauber mit seinen Partnern zu kommunizieren.
Prima - sind wir absolut einer Meinung.
> Betreff der Diskussion um Gamma 1,8 und 2,2 möchte ich folgende
> Praxiserfahrung beisteuern.
> Bei meinen High-End Kunden, die ECI-RGB nutzen, gibt es gelegentlich
> kritische Kombinationen aus Quellfarbräumen, Motiven und Ausgabeprozessen.
> Wenn es Probleme gibt, dann treten diese öfters in den Dreivierteltönen
> auf. Typische Probleme sind Farbkipper in Schattenpartien oder
> Zeichnungsverluste in diesen Bereichen. Dies hast du übrigens auch in
> deiner Mail dargelegt, wenn du die Problembilder aus der Praxis beschreibst.
Stimmt! Sichtbar besser werden diese Problemkandidaten aber auch meist mit
2,2 nicht. Was wirklich hilft sind 16-bit - egal mit welchem Gamma.
> Oft addieren sich dabei Probleme, so daß z.B. die Umsetzung aus ECI-RGB
> in ISOcoated OK ist, und in einen zweiten CMYK Farbraum nicht.
> Der Hauptfehler liegt dabei mit Sicherheit im Profil des zweiten
> CMYK-Farbraums.
> Handelt es sich dabei aber um Bilder aus Digitalkameras, denen erst sRGB
> zugewiesen wurde, um sie dann nach ECI-RGB zu konvertieren, dann haben
> wir allein aufgrund der Konvertierung von Gamma 2,2 auf 1,8 schon einen
> Verlust an Tonwertstufen.
Seh ich auch so: wenn man mal im sRGB-Elend ist, sollte man auch darin
bleiben. Das Konvertieren von 8-bit-Daten in einen anderen Farbraum (egal
welches Gamma er hat) kostet nur Stufen (steht auch irgendwo in den letzten
Mails). Bei 16-bit-(Roh-)Daten hat man i.d.R. genug "Luft".
> Wenn dann drei Dinge zusammen kommen:
> - Wenig Tiefenzeichnung im Motiv
> - Profilkonvertierung von Gamma 2,2 auf 1,8
> - Problematisches Ausgabeprofil
> treten erst oft Probleme im Endresultat auf.
>
> In diesem Fall wäre eindeutig ein EBV-Arbeitsfarbraum mit Gamma 2,2 die
> bessere Lösung.
Stimmt! In so einem Fall in sRGB bleiben! Ist auch das Einfachste. Die
Ursache ist nicht ECI-RGB, sondern das Fotografieren in sRGB. Wir reden aber
hier doch nicht über Aldi-Kameras und Konsorten. Oder doch?
> Wenn wir schon beim Thema der Standardisierung von Arbeitsfarbräumen im
> Colormanagement sind, dann sollte man die DIN / IEC 61699 für
> Farbmanagement im Multimediaumfeld nicht außer Betracht lassen.
> Dort ist ebenfalls ein Gamma von 2,2 vorgeschrieben.
> Im Bereich der Digitalfotografie gibt es sehr viele Systemanbieter, die
> die Kamera-Daten mit einem Gamma 2,2 liefern.
Wo ist das Problem? Wenn profilierte Daten in Gamma 2,2 kommen arbeitet man
unter Einsatz von Farbmanagement damit einfach weiter. Wenn man sich's bei
der Datenerzeugung aussuchen kann, ist 1,8 bei 8 bit aber sinnvoller.
Am meisten wäre allen geholfen, wenn man in den SLR-Kameras endlich
wenigstens einen Matrixarbeitsfarbraum laden könnte. Dazu braucht es aber
den Druck von uns Anwendern. Mit sRGB und AdobeRGB bin ich zumindest nicht
sehr zufrieden.
> Arbeitet man mit solchen Systemen, dann ist als EBV-Arbeitsfarbraum
> ebenfalls ein Gamma von 2,2 die bessere Lösung, um nicht bei einer
> Konvertierung von 2,2 auf 1,8 Tonwertabstufungen zu verlieren.
>
> Das Gleiche gilt für viele Ausgabeprozesse im fotografischen und im
> Office / Multimedia / Internet Umfeld. Auch hier sind die
> Ausgabeverfahren oft auf ein Gamma von 2,2 optimiert.
Damit sind wir im Consumer- und Office-Bereich. Anderes Thema.
> Ein Arbeitfarbraum mit Gamma 1,8 ist dann suboptimal betreff der
> Tonwerterhaltung bei der Profilkonvertierung und führt zu sichtbar
> größeren Fehlern, wenn ausversehen vergessen wird eine
> Profilkonvertierung durchzuführen.
> Je größer die Anzahl der Ein- und Ausgabeprozesse ist, die ein natives
> Gamma von 2,2 haben, desto sinnvoller ist es auch einen entsprechenden
> Arbeitsfarbraum zu nutzen.
>
> :-) Jan-Peter Homann
Das mit dem "nativen" Gamma ist so eine Sache. Natives Gamma gibt's (oder
soll ich schon sagen gab's) eigentlich nur bei CRT-Monitoren.
Die effizienteste Lösung ist schlicht und ergreifend das Arbeiten in 16 bit,
die farbmetrisch lineare Kalibrierung von Ausgabesystemen und die
konsequente Anwendung von Farbmanagement. Damit wird das Gamma eines
Speicherfarbraums uninteressant.
Ich glaub' damit ist das Thema jetzt aber ausdiskutiert ;-)
Apropos 16 bit: hat jemand schon eine Alpha/Beta vom nächsten Photoshop
gesehen?
Tschüss,
Markus Hitzler