Re: [ECI] Einsatz von Flatscreens // Profilierung + Kalibrierung
by Markus Hitzler, Color Solutions
Hallo Herr Collong,
Danke für die Frage bezüglich Hardware/Softwarekalibrierung.
> Dass dies nicht gleichermaßen für Analog und Digitalanschluß gilt wundert
> mich (Frage für ColorSolutions und/oder Matrox). ...
> Daher ist eine Hardwarekalibration zu empfehlen.
Der von Herrn Hürten beschriebene Unterschied zwischen der Nutzung des
Analog- und Digitalanschlusses basiert darauf, dass die RGB-Einstellung im
Iiyama AU4831D im ADC untergebracht ist. Wird das Display digital
angesteuert, werden die ankommenden 8-bit Daten genutzt. Eine 8-bit LUT im
Monitor macht bei dieser Konstellation keinen Sinn, da sie das exakt gleiche
Rechenergebnis liefern würde wie eine 8-bit LUT auf der Grafikkarte,
allerdings nicht per Software generiert werden kann (weshalb Iiyama diesen
Menüpunkt bei Verwendung des DVI-Anschlusses sinnvollerweise ausblendet,
anstatt der "Featuritis" zu erliegen). Unsere eigenen Tests mit diesem
Display ergaben ebenfalls farblich die besten Ergebnisse bei Nutzung der
analogen Schnittstelle (ein entsprechend stabiler, hochwertiger RAMDAC auf
der Grafikkarte, sowie ein hochwertiges Monitorkabel natürlich
vorrausgesetzt).
Die digitale Einstellung eines Displays über eine 8-bit LUT auf D50 würde
für den Weisspunkt die Werte 255/231/212 (siehe unten: Mail von Herrn
Hürten) eben im Monitor einstellen. Dies ist ja letztendlich der (gute)
Grund, warum EIZO zur letzten Cebit die monitorinterne 10-bit
"Hardware-Kalibrierung" (genau genommen ja auch eine Softwarekalibrierung -
halt im Gerät und mit 10 bit Genauigkeit) vorgestellt hat.
Ich selbst habe mir angewöhnt vor der "Hardware-Einstellung" des Weißpunktes
eines mir unbekannten Displays mittels feiner Stufenkeile zu kontrollieren,
ob die RGB-Regler des Gerätes (bei linearer LUT in der Grafikkarte) im
relevanten Bereich zu sichtbaren Tonwertverlusten führen (dies ist abhängig
von der Funktionsweise der Regler sowie vom gewählten Anschluss). Bleiben
alle Stufen sichtbar, sollte die Geräteeinstellung verwendet werden. Eine
hochwertige Kalibriersoftware zeigt den Anwender die beste
Hardwareweisspunktkalibrierung an oder nimmt per DDC-Schnittstelle diese
automatisch vor. Auf der Grafikkarte werden dann i.d.R. keine
Wertebegrenzung, sondern nur eine Feinkalibrierung der Grauachse
vorgenommen. Verliert man durch die Weisspunkteinstellung am Gerät
Zeichnung, sollte man natürlich die Finger davon lassen. Eine
Softwarekalibrierung stellt in diesem Fall automatisch das best mögliche
Ergebnis her (wenn schon eine Wertebegrenzung auf 8-bit-Ebene systembedingt
unumgänglich ist, dann sollte sie wenigstens messtechnisch und damit im
Endergebnis reproduzierbar erstellt sein).
Neue Lösungen zu diesem Thema werden wir in den nächsten Jahren sicher in
Form von neuen, farblich regelbaren Hintergrundbeleuchtungen (erste
Prototypen mit neuen Hintergrundbeleuchtung waren ja schon auf der letzten
Cebit zu sehen) und evtl. der Auflösung des 8-bit-Flaschenhalses zwischen
Grafikkarte und Monitor sehen.
Die 8-bit-Limitierung der Programme/Betriebssysteme für die Grafikausgabe
ist ein weiteres Kapitel. Matrox bietet für Photoshop ein PlugIn an, mit dem
Photoshop die 10-bit-Fähigkeiten der Grafikkarte nutzen soll. Ausprobieren
konnte ich es bisher leider noch nicht, da ich zur Zeit in keinem meiner
Rechner eine Matrox P650/P750 habe. Hat jemand praktische Erfahrungen mit
diesem Plugin (bei der Verarbeitung von 16-bit-Daten)? Herr Hürten ;-) ?
Was jedoch schließlich und endlich zählt ist das ENDERGEBNIS. Tests mit
verschiedenen Displays haben gezeigt, dass auch mit 8-bit-Systemen bei
Verwendung einer intelligenten Kalibrierung hervorragende Ergebnisse
erzielbar sind.
Das zur Zeit weltweit einzige zertifizierte Softproofsystem verwendet
schließlich als Hardware auch ein 8-bit-Display.
Siehe Remote Director 2.0 von Integrated Color Solutions:
http://www.swop.org/certification.html
Eine geräteinterne 10-bit-Kalibrierung (sog. Hardwarekalibrierung) in
Verbindung mit linearen LUTs auf der Grafikkarte, sowie einem hochwertigen
LUT-Profil mit Zeichnungsoptimierung für hochgesättigte Farben ist natürlich
zur Zeit der absolute "Königsweg" und schafft weitere Sicherheit bei der
Kalibrierung von Flachdisplays. Dies gilt vor allem bei Nutzung von DVI.
Egal ob, wie und was kalibriert wird, empfiehlt sich generell die Verwendung
eines Hintergrundtestbildes mit feinen, farbmetrisch berechneten Abstufungen
(z.B. die Testbilder zur Graukarte von Color Solutions, auf Anfrage gibt's
die Testbilder ohne Graukarte auch gratis).
Damit lässt sich das Endergebnis der Kalibrierung/Profilierung visuell
beurteilen, sowie die Konstanz der Geräte sehr einfach visuell kontrollieren
(vor allem wichtig, wenn der Analoganschluss der Grafikkarte verwendet wird
und der RAMDAC nicht stabil ist oder die "lieben" Kollegen gerne mal
Helligkeit und Kontrast nach ihrem Geschmack einstellen).
Das Hintergrundtestbild ist auch ein guter Indikator für den Einfluss des
Umgebungslichtes auf die Zeichnungsdarstellung (v.a. am Schwarzpunkt).
Zusammen mit der metameriefreien Graukarte kann ferner ein visueller
Vergleich der realen Umgebungsbeleuchtung mit der Simulation auf dem Monitor
(i.d.R 5000 K) vorgenommen werden. Bei Verwendung eines Spektralphotometers
(z.B. EyeOne monitor) kann beides sogar spektral vermessen werden. Die
häufig verwendete Kodak-Graukarte ist dazu leider nicht geeignet, da sie
hauptsächlich der Belichtungsmessung dient. Sie enthält optische Aufheller
und zeigt einen für diese Zwecke nicht vernachlässigbaren Metamerieeffekt.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Hitzler
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Color Solutions Cologne
Markus Hitzler
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Email: markus.hitzler(a)color-solutions.de
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> Message: 5
> From: "Collong, Armin" <Armin.Collong(a)Avnet.com>
> To: eci(a)lists.transmedia.de
> Subject: AW: [ECI] Einsatz von Flatscreens // Profilierung + Kalibrierung
> Date: Mon, 1 Sep 2003 13:37:30 +0200
> charset="iso-8859-1"
> Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
>
> Hallo Herr Hürten !
>
> Sie schrieben:
>> Da ich beim DVI-Eingang die Farbtemperatur des Moni / Display nicht
>> hardwareseitig vor-einstellen kann, muss das Profil zusätzlich auch
>> diese Aufgabe übernehmen.
>
> o.k. das sind natürlich arge Einschränkungen des Iiyama-Schirmes :-(
>
>
>> Resultat ist eine LUT, in der dem blauen Kanal
>> die oberen 44 Werte fehlen!!! D.h. bei Input 256 ist Rot auf 256, Grün
>> auf 231 und Blau auf 212.
>> Ein Profil, bei dem nur 83% aller numerisch möglicher Werte zur
>> Abbildung von Farborten genutzt wird, kann unmöglich eine gute Qualität
>> für die Bildbearbeitung liefern. Dabei sind 8-Bit ja eh schon sau-knapp!
>
>> Bei der analogen Schnittstelle habe ich keine Begrenzung der
>> Wertebereiche für RGB in der LUT. Die gesamten 8 Bit werden ausgenutzt.
>
> Dass dies nicht gleichermaßen für Analog und Digitalanschluß gilt wundert
> mich (Frage für ColorSolutions und/oder Matrox). Ist aber insgesamt ein
> gutes Beispiel wie die Softwarekalibration sozusagen den verfügbaren
> Tonwerteumfang reduzieren kann. Daher ist eine Hardwarekalibration zu
> empfehlen.
>
>
> Mit freundlichen Grüßen
>
> Avnet Applied Computing GmbH
> Armin Collong
>
> - Produktmanager EIZO -