AW: [Eci] Monitorfarbraum begutachten ohne Farbmessgerät - geht das?
by Bestmann, Guenter 3887 S-PN-RD11
Hallo Hr. Hürten,
ganz Deutschland sitzt am Sonntagabend vorm Fernseher und sieht das
"Fernsehduell" - nur ein einsamer ECI-Kämpfer sitzt an seinem Computer und
brütet an "komischen" Fragen :-))
Zunächst mal zu den Display-Profilen: Sie bestehen entweder aus Matrizen und
Gammakurven oder aus 3-dimensionalen Lookup-Tabellen. Einen Rendering Intent
gibt es laut ICC-Spezifikation von 1998 bei Display-Profilen nicht (erst ab
ICC-Spez. 4.0 von 2001, die aber jetzt noch nicht gültig ist).
Display-Profile verhalten sich aber wie Rendering Intent "relative
Colorimetrie", d.h. alle Werte sind auf das Weiß des Profile Connection
Space (PCS) normiert oder skaliert. Ein LAB von 100/0/0 führt also zu einem
RGB von 1/1/1 bzw. 255/255/255 in 8 Bit Darstellung.
Wenn Sie nun in Photoshop ein LAB anlegen, rechnet Photoshop auf den PCS um
und von dort via Profil nach RGB. Auch wenn kein ICC-Colormanagement an ist,
rechnet Photoshop mit einem "Default" nach RGB für die Ausgabe um.
Was passiert nun mit LAB's die nicht im Farbraum sind? Bei
Matrix/Gammakurven-Profilen wird schlicht und einfach ein Clipping
durchgeführt. Negative RGB's werden zu Null gesetzt, positive RGB's größer
1.0 oder 255 werden begrenzt. Auf dem Monitor findet keine Differenzierung
statt oder nur eine nicht vorhersehbare. Bei Lut-Profilen hängt es vom
Hersteller ab, was mit nicht darstellbaren Farben passiert. Die einen können
ein echtes Gamut Mapping machen (auch durch Stauchung von Farben innerhalb
des Monitor-Gamuts), die anderen können Farben bunttonrichtig auf die
Oberfläche abbilden, und manche können auch nur ein Clipping wie bei
Matrix-Profilen machen. Das weiß ich nicht, aber mehr Möglichkeiten gibt es
nicht und ein Anwender müßte das für sich ausprobieren.
Bekanntermaßen sind die Farbkörper von Monitor und Druck nicht
deckungsgleich (das Cyan-Problem) und vor allem ist der Farbkörper auch
nicht symmetrisch. In manchen Bereichen lassen sich sehr bunte Farben mit c*
zwischen 50 und 100 darstellen (Primärfarben), in anderen nicht
(Sekundärfarben). Entscheidend ist dann, ob das menschliche Auge solch bunte
Farben differenzieren kann. Es heißt zwar immer, 1 dE ist die garade
wahrnehmbare Differenz, das gilt aber nur unter speziellen Laborbedingungen,
nicht aber für Monitore in normalen Produktionsumgebungen. Hier ist das
wahrnehmbare dE doch wesenlich größer und hängt wie gesagt von der Umgebung
der Farbfelder auf dem Monitor und der Umgebungsbeleuchtung ab.
Einen deutlichen Unterschied zwischen 55 und 57 werden Sie sowenig sehen wie
einen deutlichen Unterschied zwischen den Kandidaten des Fernsehduells ....
Mit freundlichem Gruß
Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
Product Center Prinect S-PN-RD11
Dr.-Hell-Straße
24107 Kiel
Tel.: +49 (0) 431/3863887
Mail: Guenter.Bestmann(a)Heidelberg.com
<mailto:Guenter.Bestmann@Heidelberg.com>
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Clemens M. Hürten [mailto:Clemens.Huerten@t-online.de]
Gesendet: Sonntag, 25. August 2002 22:11
An: ListServer ECI-Org
Betreff: [Eci] Monitorfarbraum begutachten ohne Farbmessgerät - geht
das?
Hallo,
...mal wieder eine dieser "enfant terrible" Fragen :-))
Wenn ich z.B. in Photoshop etc. ein Testbild anlege, in dem Lab
Farbmuster jenseits zwischen a=50 und a=100 sowie -a50 und -a=100 sowie
Entsprechendes für b-Werte abgebildet werden, kann ich dann die Grenze
der Monitorfähigkeiten daran bemerken, ob zwischen z.B. 55 und 57 noch
ein deutlicher Unterschied ist (=dann kann er diese Farben noch
darstellen)?
Oder wirkt auch bei der Darstellung von Lab-Farben das Monitorprofil mit
seinem meist perceptuellem Rendering Intent, so dass diese Farben so
transformiert werden, dass ich auch dann noch Unterschiede sehe, aber
dennoch nicht den zugehörigen Lab-Wert tatsächlich auf dem Monitor
erreiche.
Wenn ich die Profilierung des Monitors abschalte und führe den gleichen
Versuch durch, wie würden sich dann diese Fragen beantworten?
Nach wie vor müsste ja irgendeine "Instanz" von Lab nach RGB
"umrechnen", sonst würde ich ja gar nichts mehr dargestellt bekommen.
;-)
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
das wünsche ich Ihnen
Clemens M. Hürten
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