RE: [ECI] Unterschiede der Lab-Werte PSO vs. Medienkeil-ExcelTabelle
by Bestmann, Guenter RD-PN32
Hallo Herr Fronia,
was schlagen Sie denn nun vor ? Vergesst die ISO 12647-2, den PSO, FOGRA27, ISOcoated ? Macht eure eigenen Profile, Proofanpassungen für die aktuellen Druckbedingungen, möglichst für jede Druckmaschine, jede Rasterweite ? Stellt die Profile den Datenlieferanten zur Verfügung ? Und wenn neue Gummitücher und neue Druckfarben eingeführt werden, alles noch mal von vorne ?
Ich glaube nicht, das Sie das wirklich wollen. Aber wie wollen Sie das Problem in den Griff bekommen und zwar nicht für eine Druckerei sondern für die Branche ?
FOGRA, BVDM und ECI sind aus gutem Grund den Weg gegangen zu versuchen _einen_ standardisierten Druck (FOGRA27, ISOcoated) als Referenz zur Verfügung zu stellen. Es ist aber jedem freigestellt, basierend auf ISO12647-2 und PSO seine eigene Referenz zu generieren. Dies wird auch erfolgreich gemacht. Die Situation für den Drucker ändert sich aber nicht, er muss sich auch an diesen Standard permanent anpassen.
Bezüglich des Medienkeils im Offsetdruck stimme ich Ihnen zu. Er ist für die messtechnische Überprüfung des Proofs gedacht. Trotzdem stellt sich die Frage der Qualitätskontrolle im Druck. Der Druckkontrollstreifen sollte ausreichend sein, da er viele Felder des Medienkeils umfasst und für eine Auswertung der Volltöne, der Tonwertzunahme und der Graubalance in der Regel geeignet ist. Der Medienkeil liefert aber einige weitere Informationen, die bei einer ersten Einrichtung des Drucks nützlich sein können.
Ich denke schon, das ein Proof basierend auf anerkannten Druckbedingungen die Richtschnur für den Druck ist. Es besteht ja die Möglichkeit, im Vorfeld zu überprüfen, ob ein Druckverfahren in der Lage ist, den Proof im Rahmen der Toleranzen richtig wiederzugeben.
Ein RIP ist meiner Ansicht nach zum "Tunen" geeignet, insbesondere, wenn nur geringe Korrekturen in der Tonwertzunahme durchzuführen sind (Thema 70er oder 80er Raster bei ISOcoated bzw. FOGRA27). Das man das Zusammendruckverhalten der Farben damit nicht in den Griff bekommt ist auch klar. Sie werden auch kaum ein 120er Raster oder ein FM-Raster durch eine Anpassung der Tonwertkurven an ein 60er Raster richtig in den Griff bekommen. Hier sind dann schon mal neue Profile und Charakterisierungsdaten notwendig.
Bei aller Kritik an FOGRA27 und ISOcoated, wir haben heute nichts besseres und das Potential für Verbesserungen da ist, ist glaube ich allen klar.
Viele Grüße
Günter Bestmann
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Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
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-----Original Message-----
From: eci-admin(a)lists.transmedia.de [mailto:eci-admin@lists.transmedia.de] On Behalf Of Fronia, Tobias
Sent: Wednesday, February 02, 2005 9:21 PM
To: 'eci(a)lists.transmedia.de'
Subject: AW: [ECI] Unterschiede der Lab-Werte PSO vs. Medienkeil-ExcelTabelle
Hallo Herr Schroeder,
sicherlich ist die Strategie, einen Medienkeil im Offsetdruck mitzudrucken ein praktizierbarer Würg-Arrount, um eine Diskussion aus der Welt zu schaffen bzw. als Beleg, dass auch nicht-standardisiertes Arbeiten zum Erfolg führen kann. Es hat aber sicherlich einen Grund, warum der MedienKeil seitens des bvdm und der FOGRA nicht für den Einsatz im Offsetdruck vorgesehen oder freigegeben ist, obwohl dieser Gedanke im Prinzip nahe liegt. Vielleicht wissen hier andere Listenteilnehmer aus den Gremien fundierter zu berichten, als ich dazu in der Lage wäre.
Die Frage aber bleibt, was mir ein Druck bringt, der nicht den ProzessStandard Offsetdruck einhält. Im Reklamationsfall mit anschließender Vorlage bei der FOGRA kann ich als Drucker das Schreiben zum Schuldeingeständnis dann gleich ohne Abwarten der Rückmeldung aus München verfassen.
Weiter fällt mir wieder die philosophisch anmutende Frage ein, die ich an dieser Stelle schon mehrfach angebracht habe: Was war zuerst da, das Ei oder das Huhn. Auf die grafische Industrie übertragen: Was muss wem folgen? Der Druck dem Proof, oder soll der Proof den Druck simulieren. Da wir bei Digitalproofs ja auch von Papiersimulation sprechen, ist die Antwort für mich eindeutig und logisch zu ergründen ....
Sieht ein Proof nicht aus wie der Druck, ist dieser zu verändern, nicht das Basisausgabeverfahren. Dass hieße ja bei Nichteinhaltung von Toleranzen die Toleranzbreite zu verändern statt die Wurzel des Übels, also die Sollwerte, zu beseitigen (Ich hoffe derartige Bestrebungen, die ich im Zusammenhang mit dem ungeeigneten Cyan-Sollwert gehört habe, treten nicht ein...). Die Gründe für eine fehlende Übereinstimmung, sei es ein für die Typisierung nach FOGRA ungeeigneter Bedruckstoff, sei es eine vom Standard abweichende Rasterweite und damit fehlende Standard-Profile etc. sind hierbei unerheblich.
Ich stimme mit Ihnen nicht überein, dass es in der Praxis ohne weiteres möglich ist, durch Anpassung der RIP-Transferkurven einen Druck in Richtung der MK-Werte zu 'tunen'. Mit der Veränderung von Kurven können Sie ausschließlich den Weg der, durch den Farbort der Vollfarbe definierten, Prozessfarbe auf einer einzigen Line (Rasterstufen) durch den Farbraum definieren. Hierbei haben Sie keinerlei Chance direkten Einfluss auf
Sekundär- oder gar Tertiärfarben zu nehmen. Genau dies ist aber zu tun, wenn Sie einzelne Farbwerte, wie die im MedienKeil, unabhängig voneinander beeinflussen wollen.
Zusätzlich ist die Korrektur von Proof-Anpassungen um ein vielfaches wirtschaftlicher als die Iteration von RIP-Transferkurven mit ggf. mehreren notwendigen Druckversuchen. Verstehen Sie mich nicht falsch, dies ist kein Plädoyer für einen Wildwuchs in der Druck-Standardisierung - Die ist Pflicht, der Rest ist Kür- , nur eine Abwägung der Möglichkeiten aller Produktionspartner und deren sinnvoller Einsatz für eine optimale Qualität im Sinne des gemeinsamen Kunden.
Es bringt nichts, wenn der Kunde am Ende glücklich ist, seinen bisherigen Druck-Lieferanten aber nach Jahresfrist nicht mehr antrifft, weil dieser sich für Ihn und andere in die Pleite iteriert hat. Nach meiner Erfahrungen werden die 'Forschungs-Drucke', die über die Standardisierung hinaus gehen nämlich nicht monetär honoriert und sind auch anders nicht abzufangen. Daher sollte jeder Produktionspartner seinen Part erfüllen, was dann von allen Seiten i.a.R. auch finanziell tragbar ist.
Gruß, T. Fronia
<-----Ursprüngliche Nachricht-----
<Von: Sebastian Schroeder [mailto:sschroeder@xkontor.com]
<Gesendet: Donnerstag, 27. Januar 2005 07:44
<An: eci(a)lists.transmedia.de
<Betreff: Re: [ECI] Unterschiede der Lab-Werte PSO vs.
<Medienkeil-ExcelTabelle
<
<
<Guten Morgen zusammen,
<spannende diskussion.... den media wedge auf die druckbögen zu legen <ist IMHO aber genau der richtige ansatz. es ist in der praxis ohne <weiteres möglich durch anpassung der belichterkurven mit dem <druckprozess die werte der 27L zu erreichen... das ergebnis mag dann <zwar nicht unbedingt der PSO entsprechen, visuell (und messtechnisch <auf dem media wedge) ist alles in ordnung und der kunde glücklich.
<dieses vorgehen löst ganz nebenbei das "problem" mit dem 60er raster, <anpassungen an fm und höhere rasterfrequenzen liefern dann "ISOcoated <kompatible" ergebnisse.
<schönen gruss aus dem norden
<
<Am 24.01.2005 um 15:06 schrieb Frank Wohlfahrt:
<
<> Sollten wir jemals auf die Idee kommen, oder durch einen Kunden dazu <> aufgefordert werden, den Media Wedge auf die Form zu bringen, hätten <> wir garantiert nur Ausschußbögen!
<> Obwohl der Druck der PSO noch entsprechen würde.
<--
<Sebastian Schroeder
<xkontor media solutions
<Friedensallee 52a
<D-22765 Hamburg
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<+49 171 413 3922
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