Hallo Herr Al (?!?),
meine Meinung zum Gegenproof in der Druckerei habe ich in der Antwort auf
Herrn Hürtens Beitrag bereits geschildert. - Die Frage ist halt, was
passiert, wenn der Kunde dieses Proof NICHT abzeichnet, bzw., wie üblich,
keine Zeit für diese Vorgehensweise ist.
Um diese Zeit zu bekommen, müssten sich aktuell eingespielte Arbeitsabläufe
und Aufgabenverteilungen ändern. Der Kunde ist sicher nicht bereit, 2 Proofs
zu bezahlen und die Litho möchte sich dieses Geschäftsfeld verständlicher
Weise nicht wegnehmen lassen. Da die Druckerei örtlich meist weiter vom
Kunden entfernt liegt als die Litho, würde die Verlagerung der
Proof-Erstellung in die Druckerei auch organisatorisch wenig Sinn machen.
Unabhängig von dem geschilderten Problemfeld ist ein Gegenproof für alle
eintreffenden Seiten als kostenlose Serviceleistung der Druckerei unter der
aktuellen Marktlage nicht umzusetzen - Nicht einmal wenn man 'entgangene'
Reklamationen gegenrechnet. Litho und Druck sitzen schließlich im gleichen
Boot und müssen zusammen für den gemeinsamen Kunden die Qualität erzeugen,
die er wünscht.
Ich stimme mit Ihnen vollständig überein, dass die Realität über Toleranzen
und die dadurch zu erwartenden und zu akzeptierenden visuellen Unterschiede
von Proof- und Druckergebnissen schonungsloser als bisher von allen
Produktionspartnern gemeinsam an den Kunden kommuniziert werden müssen. Bei
einer Diskussion NACH einer Reklamation können schließlich nur die
Produktionspartner gemeinsam verlieren. Der Trend geht schließlich zum
Zweitauftrag von selben Kunden...
Gruß, T. Fronia
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Torsten [mailto:Torsten_Al@gmx.net]
Gesendet: Donnerstag, 3. Februar 2005 20:33
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: Re: [ECI] Unterschiede der Lab-Werte PSO vs. Medienkeil-ExcelTabe
lle
Hallo Herr Hürten,
Für die Lösung dieses Problems habe ich in der ganzen Diskussion hier noch
keinen Ansatz gesehen. Vor einigen Monaten hatte ich in einer ähnlichen
Diskussion geäußert, die Druckerei solle auch den Proof erstellen. Denn sie
wird mit Sicherheit keinen Proof erstellen, den sie später drucktechnisch
selbst nicht erreichen kann. Wenn der Kunde diesen Proof abzeichnet und die
Druckerei ihren eigenen Proof erreicht, sind alle Beteiligten glücklich.
Frage: Gibt es Einwände gegen meinen Vorschlag?
Das, was Sie vorschlagen, ist ein sicherlich sehr gut gemeinter
Lösungsvorschlag und als solches zunächst sehr positiv zu bewerten.
Allerdings ist er in der Praxis oftmals nicht durchsetzbar, z.B. weil es
eben oftmals noch Reprobetriebe gibt, die Scans und Proof als Einheit
verkaufen. Oder so manche (Full-Service) Agenturen bieten ihre eigenen
hauseigenen Proofs den Kunden selbst an. Andererseits bieten nicht alle
bestehenden Druckereien ihren eigenen Proof an.
Was allerdings noch schwerer wiegt und langfristig gegen Ihren Vorschlag
spricht ist, dass es das zugrundeliegende Problem nicht löst:
Letzten Endes geht es darum, dass sich ein Referenzdruck (Proof)
nachweislich jederzeit visuell identisch mit einer Druckmaschine nachbilden
lässt. Die ganzen Normierungen und Standardisierungen wurde gerade aus
diesem Grunde geschaffen, sofern eine solche visuelle Übereinstimmung fehlt
und im gerichtlichten Streitfall der "Schuldige" eindeutig ausfindig gemacht
werden kann.
Augenblicklich ist dies trotz aller Einhaltung aller Normierungen und
Standardisierungen nicht immer möglich. Dadurch ist auch keine absolute
Rechtssicherheit gegeben.
Die Frage muss m.E. daher eher lauten, wie müssen sich die ganzen
Vorschriften und Normierungen konkret ändern, damit es tatsächlich zu einer
100% Rechtverbindlichkeit kommt? Müssen vielleicht noch weitere Kriterien
eingebunden werden, wie z.B. Anforderungen an Proofs,
Druckpapierbeschaffenheit incl. Anteil von Aufhellern, spektrale
Zusammensetzung von Druckfarben etc.
Oder, sofern eine 100% ige Übereinstimmung nicht erreichbar ist bzw. aus
praktischen Gründen nicht umsetzbar erscheint:
In diesem Fall wäre es m.E. sinnvoll (vielleicht gibt es ja auch andere,
bessere Vorschläge), vorhersehbare visuelle Diskrepanzen trotz eingehaltener
Normen z.B. von Verbänden wissenschaftlich zu dokumentieren und öffentlich
zugänglich zu machen. Dadurch könnten sich beispielsweise Auftraggeber und
Auftragnehmer VOR Auftragsvergabe eindeutig verständigen, worauf sie sich
letzlich einlassen, wo und in welchem Maße Farbabweichungen entstehen
können.
Schließlich geht es doch letzten Endes darum, mittels Colormanagement
EINDEUTIG vorherzusagen, wie Farben erscheinen werden - auch wenn dies
bedeuten kann, dass sie vorhersehbar ANDERS sein werden als die Referenz, so
wie dies z.B. ja auch zwischen Monitor- und Druckfarben der Fall ist!
Oder wie denken Sie darüber?
Torsten
Guten Tag Herr Krüger!
Am Thu, 3 Feb 2005 12:55:36 +0100 schrieb Karsten Krüger <kk(a)kkrueger.de>de>:
Hallo Liste !
.........snipp
bis hier hin meine Zustimmung.
- Die Druckerei erhält einen Auftrag.
- Die gelieferten Daten sind gemäß ISO Norm aufbereitet
- Die Gültigkeit eines beigefügten Referenzdrucks ist überprüfbar
- Ist der Referenzdruck gültig
-> sind die Farben dieses Referenzdrucks eindeutig beschrieben
-> sind die Farben dieses Referenzdrucks drucktechnisch zu erreichen
- Ist eine Umwandlung der Farben notwendig, um einen Druckerei
Produktions-Standard einzuhalten, so ist dies Aufgabe
der Druckerei.
- ***Kann die Druckerei Daten, die gemäß der ISO Norm angelegt sind, nicht
drucken, muss sie den Auftrag ablehnen.***
Genau darin liegt doch das hier diskutierte Problem und die Druckerei wird
erst nach dem Andruck sehen, ob sie den Proof farblich erreichen kann. Dann
sind aber bereits alle Kosten der Plattenherstellung und der
Maschinen-Stillstandszeit angefallen. Den Drucker möchte ich sehen, der dann
bei kleineren Auflagen noch die Notbremse zieht und den Auftrag "ablehnt".
Lieber jenseits aller Standards an den Farbzonen-Schrauben drehen und dann
das Papier auch noch opfern in der Hoffnung, der Kunde wird es vielleicht
doch akzeptieren.
Nach der jetzigen Norm und den aktuellen Standards kann z.B. ich als Agentur
einen Proof erstellen, der gemäß Medienkeil nachweisbar OK ist.
Die Druckerei kan ihrerseits nachweisen, dass sie gemäß PSO druckt.
Dennoch kann das Druck-Ergebnis gemäß der Diskussion hier so stark vom Proof
abweichen, dass der Kunde aufgrund der visuellen Unterschiede mit großer
Wahrscheinlichkeit reklamieren wird.
Der Kunde hat über die Agentur abwickeln lassen. Die Agentur ist
Vertragspartner. Also wird er Regress an die Agentur stellen. Die hat also
zunächst den Schwarzen Peter und muss sich dann mit der Druckerei einigen,
wer jetzt für den Schaden aufkommen soll.
Für die Lösung dieses Problems habe ich in der ganzen Diskussion hier noch
keinen Ansatz gesehen. Vor einigen Monaten hatte ich in einer ähnlichen
Diskussion geäußert, die Druckerei solle auch den Proof erstellen. Denn sie
wird mit Sicherheit keinen Proof erstellen, den sie später drucktechnisch
selbst nicht erreichen kann. Wenn der Kunde diesen Proof abzeichnet und die
Druckerei ihren eigenen Proof erreicht, sind alle Beteiligten glücklich.
Zumindest wäre das eine Möglichkeit, die bestehenden Standards zu
respektieren und einzuhalten, andererseits aber zugleich für sehr hohe
Auftrags- und Rechtssicherheit zu sorgen.
......snipp
Viele Grüße
K.Krüger
Frage: Gibt es Einwände gegen meinen Vorschlag?
--
Freundliche Grüße aus Stuttgart
Clemens M. Hürten
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