Hallo Herr Slyusar, hallo Herr Bockamp,
Genauso wie Dr. Bestmann und Karl Koch finde ich die perzeptive
Konvertierung als Standard-Rendering-Intent am geeignetsten.
Die Vorstellung von rel.+BPC als "Einheits-RI" und Allheilmittel ist
verlockend - zumal der numerische Vergleich innerhalb des druckbaren
Bereichs tatsächlich nur überschaubare Abweichungen zeigt. Die Realität bei
der Separation sieht indes wie Sie gesehen haben, insbesondere bei RGB-Daten
anders aus. Deshalb sollte für die abschließende Bewertung zusätzlich eine
Abmusterung nach Kriterien wie Verlaufswiedergabe, Erhalt der Gesamtanmutung
und Plastizität, OOG-Wiedergabe,... erfolgen.
Hier noch einige Anregungen für Ihre weitere Arbeit:
Wiedergabegenauigkeit der Referenzdaten / Auslesegenauigkeit:
-------------------------------------------------------------
Bei der numerischen Bewertung von Profilen nehmen Sie praktisch "digitale
Farbmessungen" vor: Sie lesen über ein ICC-Profil für CMYK-Farben die
entsprechenden LAB-Werte aus. Wie bei jedem Messverfahren ist deshalb auch
hier zunächst eine Abschätzung der "Messgenauigkeit" wichtig. Am einfachsten
nutzen Sie hierzu die Referenzdatei, mit der die Profile erzeugt wurden.
Hier - und leider nur hier - haben wir eine eindeutige Zuordnung von CMYK-
und LAB-Werten. Für die Umrechnung benötigen Sie den absolut farbmetrischen
RI: wandeln Sie die CMYK-Werte aus Fogra27 (bzw. Fogra39) über das Profil
abs. nach LAB und vergleichen Sie diese Werte mit den originalen LAB-Werten
aus der Fogra27/39.
Hier ihre Beispiele (zur Vervollständigung der Liste: ein 27er-Profil mit
basICColor berechnet & ISOcoated_v2-Profile ergänzt, da ISOcoated noch mit
PrintOpen4 berechnet ist):
Fogra27
-------
ISO_Coated_Monaco (Monaco)
Average = 0.21 / Sigma = 0.08 / Maximum = 0.49
ISOCoated_PM (ProfileMaker)
Average = 0.08 / Sigma = 0.06 / Maximum = 0.44
ISOcoated (PrintOpen 4)
Average = 0.11 / Sigma = 0.07 / Maximum = 0.37
ISOcoated_bas (basICColor)
Average = 0.02 / Sigma = 0.02 / Maximum = 0.24
Fogra 39
--------
ISOcoated_v2_eci (PrintOpen 5)
Average = 0.06 / Sigma = 0.05 / Maximum = 0.64
ISOcoated_v2_bas (basICColor)
Average = 0.03 / Sigma = 0.03 / Maximum = 0.35
Die Werte sind direkt mit dem von Ihnen verwendeten Tool ColorLab mit der
integrierten CMM gerechnet. Andere CMM's/Programme ergeben numerisch leicht
verschiedene Werte, das Verhältnis der Profile zueinander bleibt aber i.d.R.
erhalten. Die Werte geben für die Praxis an, wie genau aus einem Profil ein
LAB-Wert ausgelesen werden kann (z.B. bei Verwendung als Referenzprofil im
Proofer).
Integrität der Tabellen:
------------------------
Im (theoretischen) Idealfall sollte eine Konvertierung mit identischem
Quell- und Zielprofil nur den Schwarzaufbau verändern, die Farborte selbst
aber beibehalten. Problematisch für die numerische Bewertung ist, wie Sie
gesehen haben, wenn man von LAB oder RGB ausgeht. Je nachdem, wie Sie die
LAB-Datei anlegen, können Sie fast beliebige dE-Werte in der Auswertung
erzeugen. Problematisch ist vor allem das Festlegen der Referenz, mit der
Sie vergleichen möchten. Wenn Sie die A2B1-Tabellen durch relativ
farbmetrische Konvertierungen überprüfen möchten, brauchen Sie einen
Weißpunkt mit LAB 100/0/0. Die Referenzdatei hat aber den Weißpunkt des
realen Papieres - Sie müssen also erst eine neue "relative" Referenzdatei
generieren (Frage: mit welchem Profil?). Damit verfälschen Sie u.U. bereits
die Ergebnisse. Mit der Fogra-Referenzdatei haben Sie eine eindeutige,
direkte Zuordnung von CMYK- und LAB-Werten. Deshalb würde ich zur
Überprüfung der Integrität der RI1-Tabellen absolut farbmetrisch rechnen und
direkt von CMYK ausgehen. Wenn Sie von CMYK über dasselbe Profil direkt nach
CMYK wandeln, werden in einem Arbeitsschritt die A2B- und die B2A-Tabelle
desselben Profiles verwendet. Dies hat den angenehmen Nebeneffekt, dass Sie
so auch die Integrität der anderen RI's einfach testen können. Nehmen Sie am
einfachsten das ECI2002-Target. Sie erhalten CMYK-Werte, die die Farben des
Targets im Schwarzaufbau der Separationstabelle des Profiles wiedergeben.
Diese CMYK-Werte müssen dann nur noch in LAB ausgelesen werden. Um eine
einheitliche Vergleichsbasis zu bekommen, nehmen Sie dazu am besten das
Profil, das die beste Auslesegenauigkeit gezeigt hat (siehe oben). Damit Sie
wiederum direkt mit den LAB-Werten der Fogra-Referenzdatei vergleichen
können, konvertieren Sie für das Auslesen der LAB-Werte bitte absolut
farbmetrisch.
Die Beispiele nach obigem Vorgehen:
Fogra27
-------
ISOcoated_Monaco (Monaco)
Average = 0.67 / Sigma = 0.83 / Maximum = 5.30
ISOcoated_PM (ProfileMaker)
Average = 1.40 / Sigma = 1.54 / Maximum = 8.11
ISOcoated (PrintOpen 4)
Average = 0.69 / Sigma = 0.82 / Maximum = 6.23
ISOcoated_bas (basICColor)
Average = 0.67 / Sigma = 0.74 / Maximum = 5.23
Fogra39
-------
ISOcoated_v2_eci (PrintOpen 5)
Average = 1.65 / Sigma = 1.08 / Maximum = 6.78
ISOcoated_v2_bas (basICColor)
Average = 0.92 / Sigma = 1.31 / Maximum = 7.93
Auffallend ist, dass sowohl die Auslesegenauigkeit, als auch die Integrität
der Fogra27-Profile auch bei 2 verschiedenen Profilern etwas genauer liegt
als die neuen Fogra39-Profile - vermutlich der (kleine) Preis für die
praxisgerechte und lohnende Anpassung der Daten an die neuen ISO-Werte.
Ansonsten liegen die Profile von der Tabellenintegrität der farbmetrischen
Tabellen innerhalb des druckbaren Bereichs für die Praxis auf grob gleichem
Nivau - lediglich PM fällt unter den 27er Profilen etwas ab. Die
Maximalabweichungen liegen bei sehr dunklen Farben, so dass die Mittelwerte
für die Praxis ausschlaggebender sind. Große numerische Unterschiede zeigen
sich in der farbmetrischen Tabelle aber bei OOG-Farben.
Ebenso finden sich deutlichere Unterschiede in den perzeptiven und
Sättigungs-Tabellen. Vor allem die Handhabung der Sättigunstabellen ist bei
den verglichenen Profilen sehr verschieden.
Ohne Sättigungstabellen: ISOcoated, ISOcoated_PM
Nur Drucktabelle: ISOcoated_v2_eci (nur für Volltongrafiken einsetzbar)
ISOcoated_Monaco (für Vollton- und Halbtongrafiken)
Beide Tabellen: ISOcoated_..._bas (voll halbtonfähig, Grafik und Bilder)
Ein erfolgreiche Integritätsprüfung kann generell nur funktionieren, wenn
beide Tabellen (A2B und B2A) vorhanden sind. Ist nur eine Tabelle vorhanden,
liefert die Integritätsprüfung eine mittlere Abweichungen über 10 dE und
Maximalabweichungen bis über 25 dE.
Praxistest
----------
Mit der numerischen Bewertung kann man den druckbaren Farbbereich und die
Eignung für den Proofer gut beurteilen. Eindeutige Kriterien für die
Bewertung eines Mappings für die Separation sind leider nicht so einfach
aufzustellen. Sehr hilfreich ist bei der Abmusterung eine Kombination aus
sythetischen Testbildern und Problemdateien aus der Praxis. Gerade bei
synthetischen Testdateien lassen sich Verlaufswiedergabe,
Farbauszugsverhalten, Schwarzaufbau, Mapping,... gut systematisch
überprüfen, um Problembereiche sicher und schnell zu identifizieren. Werfen
Sie doch einmal einen Blick auf
www.colormanagement.org. Vielleicht helfen
Ihnen die Daten dort bei Ihrem Projekt.
Und nun noch viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!
Mit freundlichen Grüßen aus Köln,
Markus Hitzler
_______________________________________________
Color Solutions Köln
Markus Hitzler
August-von-Willich-Str. 155
50827 Köln
Telefon: +49 (0)221 99 175 80
Fax: +49 (0)221 99 175 81
Mobil: +49 (0)171 8390333
Email: markus.hitzler(a)color-solutions.de
Web:
http://www.basICColor.de
_______________________________________________
Am [DATUM] schrieb "Bestmann, Guenter RD-PT23" unter <[ADRESSE]>:
Hallo Herr Slyusar,
Das Ergebnis wundert mich nicht. Das Gamut Mapping für Farben außerhalb des
druckbaren Farbraums ist im Falle des Rendering Intent 1 - relative Farbmetrik
(und 3 - absolute Farbmetrik) nicht definiert. Alle Farben außerhalb des
druckbaren Farbraums müssen auf die Oberfläche des Farbkörpers abgebildet
werden. Am simpelsten ist ein einfaches Clipping bei dem die Farben irgendwo
landen, am komplexesten wäre ein Mapping bei dem die Farben helligkeits- und
buntheitsrichtig bei Erhalt des Bunttons auf die Oberfläche abgebildet werden.
Die Programme versuchen dieses komplexe Mapping, wobei es da auch Unterschiede
gibt. Das Problem ist, das der LAB-Farbraum hochgradig gekrümmt ist, d.h. dass
visuell gleiche Bunttöne nicht auf geraden Linien liegen. Das war und ist für
mich der Grund, Farbseparationen mit relativer Farbmetrik und
Tiefenkompensation nicht zu befürworten bzw nur anzuwenden wenn vorher alle
relevaten Farben manuell in den Farbraum transformiert worden sind.
Mit freundlichem Gruß
Günter Bestmann
-----Original Message-----
From: eci-bounces(a)lists.callassoftware.com
[mailto:eci-bounces@lists.callassoftware.com] On Behalf Of Oleksandr Slyusar
Sent: Monday, June 04, 2007 3:47 PM
To: eci(a)lists.callassoftware.com
Subject: Re: [ECI] Unterschiede bei verschiedenenProfilierungswerkzeugen zuRI1
Hallo Herr Bestmann, Hallo Listenteilnehmer,
ergänzend zu der Antwort von Tobias Brockamp:
Sie haben Recht, wir haben die Lab Werte durch ein RGB Testchart mithilfe von
ECI-RGB-v1 Profil erzeugt und die dann, mit verschiedenen
Profilierungswerkzeugen erstellten ISO Coated Profilen, konvertieren lassen.
Als Ergebnis haben wir sehr hohe dE76 Werte erhalten, bis zu einem max dE von
ca. 30 zwischen verschiedenen Profilen!
Mean max Stddev
Monaco Profiler vs Profile maker: 7.29 23.78 6.15
Monaco Profiler vs PrintOpen: 3,85 14.80 3.63
Printopen vs Profile maker: 8.07 32.24 7.84
Im anderen Fall haben wir durch Konvertierung eines CMYK Charts nach Lab (via
ISO Coated) gemacht und damit die Quellfarbwerte auf den Druckumfang
beschränkt. Nach der Konvertierung durch unsere Profile haben sich
dementsprechend relativ geringere Abweichungen ergeben:
Mean max Stddev
Monaco Profiler vs Profile maker: 1.43 8.08 1.33
Monaco Profiler vs PrintOpen: 0.75 4.25 0.59
Printopen vs Profile maker: 1.31 7.17 1.29
Es ist dann so, dass wenn man aus einem größeren Farbraum in den kleinen
konvertiert (RI1 mit oder ohne BPC), werden die OOG Farben anders behandelt,
als die, die im Gamut sind.
Freundliche Grüße,
Oleksandr Slyusar
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 4 Jun 2007 11:40:13 +0200
Von: "Bestmann, Guenter RD-PT23" <Guenter.Bestmann(a)heidelberg.com>
An: eci(a)lists.callassoftware.com
Betreff: Re: [ECI] Unterschiede bei verschiedenen
Profilierungswerkzeugen zuRI1
> Hallo Herr Höcker et al,
>
> Ich habe ähnliche Vergleiche wie Herr Slyusar durchgeführt und die
> folgenden Ergebnisse für die relativ farbmetrische Konvertierung ohne
> Tiefenkompensation gefunden:
>
> Charakterisierungsdaten FOGRA39
>
> PrintOpen mean: 0.32 max: 6.18 stdDev: 0.64
> ProfileMaker mean: 0.88 max: 8.42 stdDev: 1.28
> BasicColor mean: 0.97 max: 9.19 stdDev: 1.59
>
> Jeweils die aktuelle Software bzw. die aktuellen Profile verwendet.
>
> Das Problem liegt meiner Ansicht nach in der Wahl der LAB-Werte für
> die Auswertung. Je nachdem wie Sie die Werte wählen, werden Sie völlig
> unterschiedliche Ergebnisse bekommen. Ich habe die LAB-Werte dynamisch
> aus der ECI2002-Testtafel erzeugt. Dadurch bin ich sicher, das alle
> LAB-Werte "innerhalb" oder "auf" dem Farbraumumfang des Prozesses
liegen.
>
> Auf Grund der Schilderung von Herrn Slyusar habe ich den Eindruck,
> dass er LAB-Werte verwendet, die außerhalb des Farbraumumfangs liegen.
> Nur dann kann es zu diesen extrem hohen Fehlern kommen.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Dr. Günter Bestmann
> Research & Development
>
> Heidelberger Druckmaschinen AG
> Dr.-Hell-Strasse
> D-24107 Kiel
> E-Mail: guenter.bestmann(a)heidelberg.com
> Tel: +49-431-3863887
> Fax: +49-431-3863287
>