RE: [ECI] Rendering Intents für medienneutrale Bildarchive
by Bestmann, Guenter RD-PN32
Hallo Liste,
Die Diskussion ist irgendwie ein bisschen vom Kurs abgekommen, insbesondere was den Begriff "medienneutral" anbelangt. Einmal ist medienneutral das RAW-Datenformat einer Kamera, einmal ein für eine Ausgabe vorbereitetes RGB-Bild.
Medienneutral ist ein Bild genau dann, wenn eine eindeutige Beziehung der Bilddaten zum CIEXYZ- oder CIELAB-Farbraum besteht. Wenn also zu jedem RGB-Pixel ein eindeutiger, verlustfreier Weg zu XYZ oder LAB möglich ist (und zurück!). Diese eindeutige Beziehung kann durch eine Matrix und Transferkurve gegeben sein. Ein Bilddatenformat muss in der Lage sein, diese beschreibenden Daten zusammen mit den Bilddaten zu speichern. TIFF ist ein gutes Beispiel, aber auch PNG oder PDF können dies. Ob die Beschreibung nun ein ICC-Profil oder ein anderes Format ist, ist dabei belanglos.
RAW-Daten sind geräteabhängige Daten. Im Allgemeinen gibt es keine einfache eindeutige Beschreibung, in der Regel gibt es Nichtlinearitäten, die durch ein Geräteprofil (ICC) beschrieben werden müssen. Werden diese RAW-Daten durch ein Geräteprofil in XYZ oder LAB oder ein großes (wide gamut) RGB transformiert, liegen medienneutrale Daten vor. Aber erst dann, vorher nicht.
Die Bilddaten bleiben auch dann medienneutral, wenn sie bearbeitet werden, wenn z.B. der Weißpunkt richtig eingestellt wird. Es kann auch eine sinnvolle Reduktion des Buntheitsumfanges durchgeführt werden, solange bezogen auf alle möglichen Ausgabeprozesse keine Verluste auftreten. Auch nach einer Reduzierung des Gamuts auf ISOcoated oder sRGB bleibt ein RGB-Bild medienneutral. Es ist ein bearbeitetes medienneutrales Bild mit irreversiblen Verlusten.
Bilder selbst haben keinen Rendering Intent. Dies habe ich in einer vorhergehenden Mail dieses Threads bereits beschrieben.
Eine Datenbank mit RAW-Daten ist daher keine medienneutrale Datenbank (was aber nicht heißt, das man die Daten nicht so speichern sollte). Werden zu den RAW-Daten beschreibende Informationen mit abgelegt (Graukarten, Charts, ICC-Profile) kann jederzeit beim Auslesen ein medienneutrales Bild generiert werden.
Der Vergleich RAW-Daten und DIA ist meines Erachtens nicht ganz stichhaltig. Die Daten eines digitalisierten DIAs entsprechen den RAW-Daten einer Kamera und haben dann vergleichbare Eigenschaften (und können dann gleich weiter verarbeitet werden). Ein DIA muss mit der fotografierten Szene verglichen werden.
Alle hier im Thread beschriebenen Verfahren sind durchführbar und haben ihre Berechtigung. Wichtig ist das Ziel (wenn Bilddaten nur im Offset gedruckt werden, kann eine Gamut-Anpassung durchaus sinnvoll sein) und das die Bilddaten für das Ziel optimal aufbereitet sind.
Viele Grüße
Günter Bestmann
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Dr. Günter Bestmann
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