Hallo Herr Krämer,
Ihre Einstellungen sind grundsätzlich Ordnung. Für einen korrekten
Softproof würde ich jedoch nicht "CMYK Arbeitsfarbraum" anwählen,
sondern "Proof einrichten -> Eigene..." wählen und dort auf jeden Fall
"schwarze Druckfarbe" aktivieren. Sie erreichen hier eine korrektere
Darstellung des Schwarzpunktes.
Je nach Monitor (CRT / LCD, Kalibration auf eine bestimmte
Monitor-Weiß-Farbtemperatur), Anregung von optischen Aufhellern im
Proof / Auflagensubstrat, Umgebungslichtbedingungen und weiteren
Faktoren sowie natürlich auch bezogen auf das zu simulierende Papier
kann bzw. soll die Option Papierweiß eingeschaltet werden (z.B. bei
Zeitung auf jeden Fall, bei gestrichenen Offset-Papieren eventuell).
Man muss immer im Kopf behalten, dass sich das Auge in bestimmten
Grenzen an Weiß und auch an Schwarz adaptiert.
Ansonsten: Sie sprechen hier ein fundamentales Problem in der
Reproduktions-Technologie an, vor allem was die Umsetzung von
naturgemäß größeren (meist RGB-) Farbräumen in üblicherweise kleinere
(meist CMYK-) Farbräume betrifft.
Der Umstand, dass auf die Gesamtgröße der beteiligten Farbräume hin
gesehen eine gewisse Kompression stattfinden muss, um eine möglichst
allgemeine und im Verhältnis zueinander stehende visuell ansprechende
Farbtransformation aller vorkommenden Farben des Quell-Farbraums in den
Zielfarbraum zu ermöglichen (hierbei können verschiedene bestimmte
Strategien angewandt werden, die im Profil "ISOcoated" ist eine davon),
führt uns in ein Dilemma: Da die Strategie systembedingt (*)
allgemeingültig ist, werden alle Farben "bewegt"/"komprimiert" - also
auch Farben, die normalerweise 1:1 übertragbar wären. Leider trifft auf
die meisten in der Praxis vorkommenden Bilder (80 bis 90 Prozent) zu,
dass aufgrund den vorkommenden Farben keine Verschiebung aller Farben
nötig wäre, da meist ein überwiegender bildbestimmender Teil in-gamut
beider Farbräume sind.
In der Vergangenheit hat sich für viele herausgestellt, dass eine
farbmetrische Transformation mit Schwarzpunktkompensation der
geeignetere Kompromiss hierfür ist, gleichwohl keinesfalls eine
Ideal-Lösung.
Ein oftmals geäußerter Irrtum ist, dass das dem farbmetrischen
rendering intent inhärente sogenannte "Clipping" zwangsweise bei
out-of-gamut-Farben zu farbigen, 'platten' Flächen führt, da das das
Wort Clipping (= Abschneiden) dies impliziert. Tatsächlich ist es so,
dass in den farbmetrischen rendering intents ebenfalls ein gewisses
Gamut Mapping steckt, da ja irgendwie mit out-of-gamut-Farben
'umgegangen' werden muss.
In den meisten Fällen sind die Auswirkungen des
out-of-gamut-Farben-Mappings bei relativ farbmetrisch weniger
dramatisch. Der Grund hierfür ist, dass selbst bei "einfachen"
Strategien wie beispielsweise 'unter Beibehaltung des Farbwinkels auf
die Gamut Border zubewegen' die zeichnende Komponente (L / Helligkeit)
beibehalten wird und somit viele Pixel unterscheidbar bleiben, trotzdem
sie alle out-of-gamut nah nebeneinander lagen und (sogenannt) 'geclipt'
werden. Man könnte auch in gewissem Sinne hier von einer einfachen
Entsättigung der out-of-gamut-Farben sprechen, und zwar bis sie
in-Ziel-Gamut angekommen sind.
Eine weitere Problematik bei der farbmetrischen Transformation ist das
Black-Mapping, welches mittels Tiefenkompensation zu dem heutigen Stand
der Technik linear erfolgt (was auch viele Perceptual Gamut Mapping
Strategien machen). Die momentane Implementierung ist so, dass bei
Anwendung von relativ farbmetrisch plus Tiefenkompensation die
Helligkeitskomponente linear skaliert bzw. linear angepasst wird, was
bei höherwertigen Drucksachen / größeren Farbräumen kein großes Problem
ist - es kann sich jedoch nachteilig bei Schwarzpunkten mit hohem
L-Wert (also hellerem Schwarzpunkt) auf den Gesamteindruck auswirken,
was beispielsweise auf Zeitung zutrifft. Grund hierfür ist die weitaus
kleinere L-Dynamik im Zielfarbraum.
Besonders in den dunklen Bereichen macht sich das durch visuell
geringere Unterscheidbarkeit bemerkbar - die "Helligkeits-Stufen" sind
zwar grundsätzlich gleichabständig, werden jedoch "näher beisammen"
wahrgenommen (man könnte sagen visuell komprimiert), da der
Kontrastumfang durch den helleren Schwarzpunkt viel geringer ist als
bei der rechnerischen Relativierung auf L = 0. (**)
Die Gamut Mapping Strategie innerhalb ISOcoated wirkt unter anderem
diesem Effekt entgegen. Es gibt jedoch Anwender, denen diese Aufhellung
vor allem für PK1 zu stark ist, sowie auch die generelle GM Strategie
zu sehr die gesättigten Farben beeinflusst (werden teils stark nach
außen "gedrückt" mit der gleichzeitigen Aufhellung, was auch auf Kosten
der Zeichnung gehen kann). Andererseits können bestimmte Bereiche
"bunter" wirken.
In Ermangelung an momentanen Alternativen würde ich persönlich
folgendes machen (das ist keine Empfehlung): Um eine auch
"zukunftssichere" medienneutrale Datenbank zu erzeugen, würde ich einen
Referenzdatenbestand erzeugen und beispielsweise bei den empfohlenen
ECI-Farbräumen als Grundlage bleiben. (***) Die Bildauffassung wäre
allgemein bei neutralen Tönen gut gezeichnet und tendenziell offen, bei
Farbe relativ gut gesättigt und moduliert - sozusagen bzw. wie gesagt
als Referenz also. Bis auf weiteres würde ich relativ farbmetrisch mit
TK als primären Rendering Intent verwenden (hierbei kann es sich
lohnen, einen Blick auf das Adobe-ISO-Profil zu werfen).
Sofern es eines Tages den ultimativen Rendering Intent oder CMM gibt,
kann man ihn auf einen Referenzdatenbestand immer anwenden.
Alternativ kann man natürlich auch mit einem perceptual rendering
intent transformieren und einfach das auftretenden Ergebnis so
annehmen. Nichts spricht wirklich dagegen – außer die Erwartungshaltung
des Anwenders.
Mit freundlichen Grüßen,
Andre Schützenhofer
––––––––––––––––––––––––––––––––
(*) Bei den aktuellen Implementierungen muss die Gamut Mapping
Strategie feststehen, ohne dass das Profilerstellungsprogramm weiß, wie
groß die an einer zukünftigen Farbtransformation beteiligten Farbräume
tatsächlich sind.
(**) Am Rande: Eine nicht lineare Tiefenkompensation in ! Abhängigkeit
! der involvierten Schwarzpunkte wäre hier ein möglicher Ansatz - man
müsste eine mathematische Funktion finden, die eine Art "Response
Curve" berechnet, also inwieweit die einzelnen Tonwerte angehoben
werden müssen, um eine gleichabständige Unterscheidbarkeit der Tonwerte
zu gewährleisten. Das würde durchaus standardisierbar sein, da eine
einfache Abstufung in Helligkeitswerten sicherlich in der Wahrnehmung
verallgemeinert werden kann.
(***) Bilddaten werden als Referenz angelegt ("digitales Dia").
Sämtliche weiteren verfahrensrelevanten Bildoptimierungen gehören in
die Vorstufe / Repro.
Am 29. Aug 2005 um 19:44 schrieb Jürgen Krämer:
Hallo Herr Schützenhofer,
vielen Dank für Ihre Erläuterung.
Die "Aufhellung der Tonwerte" finde ich dramatisch, weshalb ich
sicherheitshalber doch noch einmal die Einstellungen zur Diskussion
stellen möchte:
__________________________
Farbeinstellungen:
RGB: eciRGB
CMYK: ISO Coated
Priorität: Perzeptiv
Tiefenkompensierung: ohne
Dither: ja (8 Bit)
Sättigung: nein
Gamma: nein
Proof einrichten:
CMYK-Arbeitsfarbraum
___________________________
Wenn dies soweit korrekt ist, wie soll praktisch nun mit dieser
Eigenschaft umgegangen werden?
Beispiel: Ein Produktkatalog soll um einige Produkte aktualisiert
werden. Alter Katalog vorhanden, alte CMYK-Daten vorhanden, beides
passt überein. Die neuen Daten sollen fertig an die Druckerei
geliefert werden.
Neue Aufnahmen werden digital geschossen und beim Shooting in RGB den
alten Aufnahmen (eben auch in der Helligkeit der Tonwerte) angepasst.
Wenn ich davon ausgehe, dass die alten CMYK-Daten, Druck und Bildschirm
übereinstimmen, sollte ich nun die CMYK-Vorschau bei den RGB-Bildern
einschalten und die Tonwerte extra für die Separation korrigieren
(eben wieder knackig machen)?
Oder darf ich Sie andersherum verstehen und davon ausgehen, dass die
RGB-Darstellung schon mit dem späteren Ergebnis übereinstimmen wird
und ignoriere einfach die Aufhellung der Tonwerte nach der Separation?
Ich muss gestehen, dass mir bei beiden Varianten nicht ganz wohl zumute
ist, da ich als Fotograf ja für die Konsistenz der Farben im Druck
geradestehen muss.
Vielen Dank!
MfG
Jürgen Krämer
----- Original Message -----
From: "Andre Schützenhofer" <a.schuetzenhofer(a)con-cept-pro.com>
To: <eci(a)lists.transmedia.de>
Sent: Monday, August 29, 2005 5:50 PM
Subject: Re: [ECI] (AS) Fehler bei Farbseparation eciRGB - ISOcoated
Am 26. Aug 2005 um 16:20 schrieb Jürgen Krämer:
> nach der Separation von RGB-Daten von eciRGB nach ISOcoated
erscheint
> das Bild am Monitor wesentlich heller als in
RGB. Die
> Farbeinstellungen in Photoshop wurden entsprechend der Anleitung
in
> Digipix 3 vorgenommen.
>
> Vorhandene Dateien ohne CMYK-Profil werden jedoch mit denselben
> Farbeinstellungen auf dem Monitor korrekt dargestellt und
entsprechen
> dem Ergebnis im Offset, weshalb ich davon
ausgehe, dass es sich
nicht
nur um
einen Darstellungsfehler handelt.
Hallo Herr Krämer,
vorausgesetzt, Sie verwenden die Optionen 'Schwarze Druckfarbe /
Papierweiß' einheitlich, sehen Sie die Auswirkungen der speziellen
Gamut Mapping Strategie (perceptual gamut mapping), also die Art und
Weise wie RGB-Daten nach CMYK umgewandelt werden. Verschieden
Profile
erzeugen hier in der Regel verschiedene
Ergebnisse. Die vorliegende
Methode besitzt als eine Komponente in der Strategie eine gewisse
Aufhellung der Tonwerte, was kein Fehler im Sinne einer "falschen
Separation" ist, sondern eine Eigenschaft.
Die korrekte Darstellung von (vorhandenen) CMYK-Dateien spricht
dafür,
dass Ihre Umgebung richtig eingerichtet ist. Für
die Darstellung
(Softproof) findet eine Strategie Verwendung, die eine 1:1
Darstellung
anstrebt, also keine
"Farbraumanpassung" im Sinne von einem
perceptual
Gamut Mapping erzeugt.
Mit freundlichen Grüßen,
Andre Schützenhofer
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