Hallo Herr Hürten, hallo zusammen,
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am 24.02.2003 13:27 Uhr schrieb Clemens M. Hürten unter
Clemens.Huerten(a)t-online.de:
Was heißt das nun für die Grafiker und Illustratoren?
Sollte man, um die
hier diskutierte CMYK-Transformationsproblematik zu vermeiden, alle
Schmuckfarben künftig in Lab definieren, falls man nicht gerade HKS oder
Pantone-Farben nutzt?
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An sich ist das das anzustrebende Ziel. Eine farbmetrische Beschreibung egal
welcher Farbe ist die Referenz, nach der sich die zur Ausgabe Verwendung
findenden Farbräume richten sollten. Nach der reinen Theorie spielen dabei
die endgültigen und verfahrensabhängigen Zusammensetzungen keine Rolle, ob
nun eine Farbe nur durch CMY aufgebaut wird oder Schwarz-Anteile hat oder
RGB sind. Farbmetrisch kann, je nach Farbe, mit verschiedenen
CMYK-Farbaufbauten der gleiche LAB-Wert erreicht werden. (ist ja nix neues)
In der Praxis ist es so - wie auch schon mehrfach ausgeführt - dass es
verfahrensabhängige Voraussetzungen gibt, die von dieser "reinen" Theorie
nicht profitieren. Als weiteres Beispiel hierfür wäre zum Beispiel die
"Verschmutzung" durch zuviel Schwarz bei der Separation einer durch LAB
definierten "Hausfarbe" zu nennen, der man beispielsweise dadurch
entgegenwirken kann, indem man von den gleichen Messdaten ein Profil ohne
oder mit wenig Schwarz generiert und dann die Farbe separiert. Hoffentlich
liegt die Farbe dann noch innerhalb des auch durch die Separationsparameter
eingeschränkten Zielfarbraumes. An sich bräuchte man dann ca. 10 bis 50
Profile mit in Nuancen unterschiedlichem Farbaufbau/UCR/GCR/Schwarz, um das
optimum herauszufinden.
Wieder mal ein work-around. Weiter unten sehen wir, wohin das führt :-)
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Und dann müsste man natürlich gleich schauen, dass die
definierten
Lab-Farbwerte auch im kleinsten der beim Kunden möglicher Weise zur
Anwendung kommenden Farbräume noch einwandfrei dargestellt werden kann,
wenn denn der Farbwert präzise in allen Druckprozessen gleich sein soll.
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Was man mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln auf jeden Fall präzise
vorhersagen kann, sofern *aussagekräftige* Profile zur Verfügung stehen. Ob
und wie man eine definierte Farbe in verschiedenen Druckprozessen darstellen
kann ist dann mess- und berechenbar (korrekte Berechnungen der CMM und Güte
der Profile und so weiter vorausgesetzt).
Was die Vorhersagbarkeit betrifft machen im Grunde genommen die Farbfächer
von Pantone oder HKS etwas ähnliches, und zwar mit dem "***-System" - also
gute bis schlechte Annäherung/Reproduzierbarkeit bei
(irgendein-Standard)-CMYK. Durch heutiges Farbmanagement natürlich präziser
möglich.
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Naja, da hört's dann eh auf, weil selbst HKS auf
Kunstdruck bekannter
Weise anders aussieht als der gleiche HKS-Ton auf Zeitungspapier.
?
Diese ganze Problematik sollten wir im Zusammenhang
mit dem Ziel
"Medienneutrales Publizieren" und "Medienneutrale Datenhaltung"
sehen.
Denn was nützen in CMYK definierte Farbwerte aus dem
ISO-coated-sb-Arbeitsfarbraum, wenn sie durch "normale / übliche"
CMYK-to-CMYK-Transformationsprozesse nicht optimal herüber gerettet
werden können?
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Das Stichwort hier ist "normale / übliche" CMYK-to-CMYK-Transformation.
Hierbei die Umrechnung von Vektordaten komplett der CMM zu überlassen ist
aus den von verschiedenen Stellen präzise beschriebenen Gründen keine gute
Lösung, manuelles Tuning eine Notwendigkeit.
Eine Menge Probleme könnten durch "intelligente Farbtransformation" gelöst
werden, was zum Beispiel bedeuten könnte:
Eine Analyse-Routine erkennt bei einer Farbfläche aus Vektor-Daten, dass es
sich hier um "Tief-Schwarz" handelt, also 40 Cyan und 100 Schwarz. Um
sicherzugehen, kann eine Rückfrage an den User erfolgen. Um diese Farbe
nicht komplett neuzuseparieren, könnte die CMM unter zuhilfenahme der
farbmetrischen Beschreibung der Quell- und Zielfarbräume die Farbkombination
berechnen, die das geringst Delta E bei Quelle = 100 Cyan und 40 Schwarz und
Ziel = 100 Schwarz und X Cyan aufweist. Magenta und Gelb werden als 0
festgesetzt, Schwarz als 100. Cyan wäre dann die einzige Variable. Falls
eine farbmetrische Annäherung nicht erforderlich ist, könnte man für diese
Kombination auch die 40 Prozent Cyan behalten.
Ähnliches gilt für die Separation von Sonderfarben. Da die
Separationsparameter in den LUTs festgelegt sind, führt das Matching oft zu
ungewollten "Rundungen". Hier könnte man mit "intelligentem
Transformieren"
als Vorgabe definieren: bitte keine Töne unterhalb von 5 Prozent je Kanal
ausgeben. Berechne mir die Kombination von Farbwerten, die unter dieser
Voraussetzung das geringste Delta E ergeben.
Was auch für CMYK2CMYK-Transformationen gilt.
Denkbar wäre auch, eine bestimmte Farbe objekt- als auch seitenbezogen durch
die CMM erkennbar als Hausfarbe zu machen und der CMM Werte vorzugeben, die
ungeachtet des Ausgabeprozesses entstehen sollen. (z.B. HKS13 und/oder
100m-100y soll immer 100m und 100y ergeben)
Für Produktionsbedingungen könnten verschiedenen Sets definiert werden, die
sich beispielsweise aus der Kombination von den in der Kette gebrauchten
Profilen und den Umwandlungsvoraussetzungen ergeben.
Die Problematik Schwarzerhalt oder Neuseparieren bei CMYK2CMYK
Transformationen ist ja eigentlich keine Problematik sondern nur eine
Aufgabe, die man vielleicht dann variabel berechnen könnte.
Meiner Meinung steht dann komplett medienneutraler Verarbeitung wenig im
Weg. In RGB/LAB sind auch Vollfarbenkanäle/Sonderfarbenkanäle definierbar,
die nur "richtig" bahandelt werden müssen (nach obiger Vorgabe separieren
oder als Sonderfarbe nach CMYK oder RGB weiterreichen oder je nach
Uservorliebe verarbeiten).
Solange wir noch kein besseres Verfahren haben, egal
ob das bedeutet,
man müsse die CI-Farben in Lab anlegen etc., werden wir wohl bei
CMYK-Werten so verfahren müssen, wie Herr Schmidt es aufgrund eigener
Praxis gut beschrieben hat. Aber medienneutral ist da halt nix mehr!
Schade!
Unter den obigen Voraussetzungen wäre es wahrscheinlich eine Freude,
medienneutral zu arbeiten. In Kombinatin mit "intelligentem Gamut-Mapping"
wäre es (fast?) perfekt.
Gruß, Andre Schützenhofer
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am 23.02.2003 12:03 Uhr schrieb Henrik Schmidt unter henrik(a)sj.com:
bei vektordaten arbeiten wir anders. für jede ci farbe
gem. der
branchenstandards gibt es einzelne cmyk lösungen bei uns.
die werte entstehen mit hilfe von cm und sind im ergebnis je nach
anwendung eine mischung aus den ergebnissen zwischen realtiver und
absoluter farbumwandlung gepaart mit lithografischem grundwissen (
z.b. keine werte unter 5%-7% als fläche einsetzen etc.).
hier würde ich von einer automatischen umrechnung via cm abraten, da
je nach farbe schmutzanteile, erste druckende töne bei flächen etc
ganz andere gefahren in sich bergen als dies bei pixelinformationen
der fall ist.