Hallo Herr Hürten,
Die Kontrastbewertung gerade im Vergleich Soft- Hardproof ist ein "heißes
Eisen" - gerade auch im Hinblick auf die Arbeitsplatzumgebung.
Auch ich persönlich komme mit den mit aktueller Monitortechnologie in der
Praxis realisierbaren Kontrastverhältnissen von ca. 300:1 bei
Maximalhelligkeiten von ca. 150 cd/sqm und einem dimmbaren Leuchtkasten sehr
gut zurecht.
Dazu noch eine etwas andere Betrachtungsweise:
Das Auge bewertet Helligkeitsunterschiede ja nicht linear gemäß der
Leuchtdichtemesswerte, sondern näherungsweise logarithmisch (im Druck sind
deshalb Dichtewerte üblicher als die Angabe von Kontrastverhältnissen).
Eine kleine Gegenüberstellung:
Kontrastverhältnis / Dichteumfang
50:1 dD = 1,7
100:1 dD = 2,0
200:1 dD = 2,3
300:1 dD = 2,5
400:1 dD = 2,6
500:1 dD = 2,7
800:1 dD = 2,9
1000:1 dD = 3,0
Softproof und Druck unterscheiden sich nun in einem sehr wesentlichen Punkt:
eine Veränderung der Umgebungshelligkeit wirkt sich beim Druck auf Weiß- und
Schwarzpunkt gleichermaßen aus (d.h. der effektive Kontrast bleibt
näherungsweise erhalten) während sich beim Softproof die Veränderung der
Umgebungshelligkeit im Wesentlichen nur auf den Schwarzpunkt auswirkt und
damit den effektiven Kontrast verändert.
Kleines Rechenbeispiel: wird durch das Umgebungslicht der effektive
Schwarzpunkt von 0,5 cd/sqm nur um weitere 0,5 cd/sqm auf 1,0 cd/sqm
angehoben, reduziert sich der Kontrast um Faktor 2. In Dichtewerten
ausgedrückt, wird der effektive Dichteumfang um 0,3 reduziert.
Für die Simulation eines Druckverfahrens muss nun aber der Monitor einen
merklich höheren Kontrast haben als das zu simulierende Druckverfahren.
Die Zahlen zeigen, was auch die Praxis bestätigt: auf Röhrenmonitoren mit
Kontrastverhältnissen um die 100:1 wirkt die Drucksimulation in heller
Umgebung (effektiver Monitorkontrast dann oft unter 50:1 / dD 1,7) im
Vergleich zum Druck meist zu "schlapp" - auch bei gedimmtem Leuchtkasten.
Bei einem Kontrast ab ca. 200:1 ist meiner Erfahrung nach zwischen Monitor
und Standard-Offsetdruck genügend "Luft", um unter praxisgerechten
Arbeitsbedingungen meist eine brauchbare Drucksimulation zu erhalten.
Am einfachsten ist, beim "Feintuning" zuerst eine (messtechnische) Anpassung
der Helligkeit von Monitorweiss und Normlichtkasten vorzunehmen. Die
mögliche Umgebungshelligkeit ist dann abhängig vom Reflexionsgrad der
Monitoroberfläche, dem kalibrierten Schwarzpunkt des Gerätes, der Anordnung
der Lichtquellen/Streulichblenden, dem Schwarzpunkt des zu simulierenden
Druckverfahrens und der Helligkeitsadaption des Auges.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Hitzler
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Am 11/9/06 10:48 AM schrieb "Karl Koch" unter
<karl.koch(a)color-solutions.de>de>:
Hallo Herr Hürten,
Am 06.11.2006 um 00:35 schrieb Clemens M. Hürten:
Hallo!
Nach den zuletzt geführten Diskussionen interessiert mich, ob es
zusätzlich zur empfohlenen Leuchtdichte von 130cd bis 160cd auch eine
Empfehlung zum Kontrast gibt, wenn das Display für anspruchsvollere
Bildbearbeitung genutzt wird.
Schauen wir uns doch erst mal die Definition dieses
Kontrastverhältnisses an:
Die Weißluminanz (in cd/m2) wird durch die Schwarzluminanz geteilt.
Erreicht der Monitor eine Weißluminanz von 150 cd/m2, hat er bei
einem Schwarzwert von 0,5 cd/m2 ein Kontrastverhältnis von 300:1, bei
0,3 cd/m2 im Schwarz schon 500:1
In meiner Vorstellung würde ein zu hoher Kontrastwert "ins Auge
beißen",
also unergonomisch sein. Ein drastisch geringer Kontrastwert würde
dazu
führen, dass nicht mehr alle Tonwertschattierungen sichtbar werden.
Demnach müsste es ein Optimum geben.
Wie oben gezeigt, hängt das
Kontrastverhältnis viel stärker vom
erzielbaren Schwarzwert ab, als von Weiß. Damit beißt natürlich
nichts mehr ins Auge, wenn auf eine definierte Weißluminanz
kalibriert ist.
Bei hochmodernen TFTs wird mit Kontrasten im bereich 300 bis 600 zu 1
geworben. Aber ich vermute, dass dies nur ein theoretisch möglicher
Wert
ist. Sobald das Display auf D50 kalibriert und in der Helligkeit
optimal
eingestellt ist, haben wir wesentlich geringere Kontrastwerte.
Natürlich wird der
Kontrast durch die Kalibration reduziert, denn
normalerweise muss der Blaukanal des Monitors um ca. 1/3 bis
teilweise zur Hälfte reduziert werden (Grün etwas weniger), um auf
5000K zu kommen. Das reduziert die maximale Weißluminanz von
teilweise über 250 cd/m2 beim unkalibrierten auf 180cd/m2 und weniger
beim kalibrierten Monitor. Für grafische Anwendungen sollte von den
Monitorherstellern die Angabe des Kontrastverhältnisses bei 5000K
gefordert werden.
Welche
Werte werden denn hier zurzeit von modernen Geräten realistisch
erreicht?
Hängt von der Kalibrationseinstellung ab. Bei einer Software, die die
Vorgabe von Weiß- und Schwarzluminanz zuläßt, ist das
Kontrastverhältnis (im Rahmen der Messgenauigkeit heutiger
Messgeräte) ziemlich genau einstellbar. Der Monitor , der derzeit auf
meinem Schreibtisch steht, erreicht, wenn ich in der
Kalibrationssoftware "Minimum" für Schwarz einstelle, eine Luminanz
von 0,44 cd/m2. Bei der eingestellten Weißluminanz von 160 cd/m2 ist
das Kontrastverhältnis also 364:1, wenn ich auf volle Weißluminanz
(natürlich auch bei 5000K) kalibriere, sind´s 170 cd/m2, also 386:1,
unkalibriert 200 cd/m2, also 455:1 (der Monitor hat schon ein paar
Flugstunden auf dem Buckel).
Was sind Ihre Erfahrungen und Empfehlungen zu minimal
erforderlichen und
maximal sinnvollen Kontrastwerten?
Bei einem 1-Monitor-System bzw. einer
1-Mann(Frau)-Arbeitsgruppe
empfehle ich, auf minimale Schwarzluminanz einzustellen und damit das
automatisch entstehende Kontrastverhältnis zu akzeptieren. Bei
mehreren Monitoren, die aneinander angeglichen werden sollen, sind
zunächst die Luminanzen der beteiligten Monitore zu messen und dann
alle auf die schwächste einzustellen (falls die nicht jenseits von
Gut und Böse liegt). Es ist erstaunlich, wieviel die Unterschiede in
den Schwarzluminanzen bei der visuellen Beurteilung ausmachen, auch
wenn sie numerisch sehr gering erscheinen.
Genauso wichtig ist natürlich die Vergleichbarkeit mit dem
Betrachtungslicht der Aufsichtvorlagen, die ISO 12646 und 3664 legen
hier die Zielhelligkeiten fest (2000 ± 500 lx für reine
Aufsichtbetrachtung - Hardproof, 500 ± 125 lx für den Vergleich
zwischen Monitor - Softproof und dem Hardproof)). Daran müssen die
Monitorluminanzen angepasst werden, oder umgekehrt die
Normlichthelligkeit an den Monitor. Dies wird mit der nächsten
Version von basICColor display und dem JUST Color Communicator 2
automatisch (messtechnisch) möglich sein. Vorgestellt wurde das
System auf der Photokina (und hat gleich einen Preis der Photopresse
eingeheimst).
Die Trennung Hardproof only/Monitorvergleich wird aus praktischen
Gründen notwendig, denn bei einer Normlichthelligkeit von 2500 lx
müsste der Monitor eine Weißluminanz von ca. 800 cd/m2 aufweisen, bei
1500 lx sind´s immer noch fast 500 cd/m2. Erstens gibt´s den Monitor
noch nicht, zweitens würde der wirklich "in´s Auge beißen". Die
normgerechten Helligkeiten für den Monitorvergleich erfordern
Weißluminanzen zwischen 120 und 200 cd/m2, dies liegt also genau im
Bereich der heutigen Möglichkeiten in der Monitortechnologie.
--
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag
das wünscht Ihnen
Clemens M. Hürten
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Mit freundlichen Grüßen,
Karl Koch
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