Hallo Herr Karcher,
Theorie und Praxis sind - wie so oft im wirklichen Leben - nicht das
Gleiche. Schauen Sie sich doch bitte einmal die Bilder im Deutschen
Drucker,
Ausgabe 18 vom 5.6.03, auf Seite 47 an. Dort werden Sie meine Aussage
bestätigt finden. Beide Bildpaare weisen den gleichen farbmetrischen
Abstand
auf, jedoch werden Sie sicher den Abstand des Bildpaares mit den
ungesättigteren und kontrastärmeren Farben um ein Mehrfaches
intensiver
wahrnehmen, als bei dem Bildpaar mit den gesättigten und
kontrastreicheren
Farben.
Ich kann der Aussage von Hendrik Schmidt nur zustimmen: Die engen
Toleranzen
für die Primärfarben als Ausgangsbasis für den den Auflagendruck sind
extrem
wichtig, da die (konventionelle) Druckmaschine kein Farbmanagement
beherrscht und deren Steuerung nur über die Tonwertkurven möglich
ist. Für
den Digitalproof müssen jedoch andere Maßstäbe gelten (saubere
Graubalance
etc.).
Freundlich grüßt
Holger Fröbel
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Fröbel Medientechnik GmbH Fon +49 (0)371 374280
Dipl.-Ing. Holger Fröbel Mobil/SMS +49 (0)172 6560156
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Fröbel Medientechnik GmbH schrieb:
Hallo Herr Homann,
nach Erhalt des Medienkeils 2 von der ugra vor ca. einem Monat
hatte ich
schon einmal gegenüber Herrn Widmer in einer privaten Mail meine
Bedenken
hinsichtlich der neuen Bewertung geäußert. Das Thema sollte aber
auch einmal
öffentlich diskutiert werden.
Eigentliches Ziel sollte es doch sein - so ist jedenfalls meine
Meinung -
über die gemessenen Differenzen eine Aussage darüber zu treffen,
wie gut der
Proof das Original trifft, und als Qualitätskriterium hierfür sehe
ich die
vom Auge empfundene Wahrnehmung der Farbdifferenz an. Schließlich
ist doch
das menschliche Auge der Konsument der Printmedien.
Nun weiß jeder, daß Farbabweichungen bei den gesättigten Farben vom
Auge
weitaus weniger stark wahrgenommen werden als bei ungesättigten
Farben. Die
max. zulässige Abweichung von Delta-E 10 kann bei Grau- oder
Pastell-Tönen
einen völlig anderen Farbeindruck bedeuten! Und das soll dann ein
farbverbindlicher Kontraktproof sein? Ein Delta-E von 3 bei 100%
Cyan wird
dagegen kaum stören, ein Proof mit dieser Abweichung ist jetzt aber
durchgefallen.
Vorsicht, Denkfehler: ein Delta E von 10 ist überall empfindungsgemäß
gleich - undabhängig von der Farbe - genau dafür wurden ja die
Farbabstandsformeln gemacht! Delta E ist also genau die Maßzahl
dafür,
wie stark das menschliche auge einen Farbabstand empfindet - und zwar
unabhängig davon, ob es nun ein gesättigtes Cyan oder ein leichtes
Grau ist.
Dass weder der ursprüngliche CIE-Lab-Farbraum noch alle
vorgeschlagenen
Farbabweichungsformeln diesen Anspruch perfekt erfüllen, ist klar,
aber
ein Delta E von 3 im Cyan liegt jedenfalls in der Theorie genauso
weit
daneben wie ein Delta E von 3 im Grau, Lila oder sonstwo.
Dass ein Delta E von meinetwegen 3 an einigen stellen des Farbraums
(z.B. entlang der Neutralachse, in Hauttönen oder bei den leicht
"kippenden" C-M-Tönen) technisch wesentlich schwieriger einzuhalten
ist
als an anderen Stellen ist ein völlig anderes Thema.
Wo diese Schwankungen wie stark auftreten wurde ja z.B. im
FOGRA-Forschungsberichrt "CIELAB-Schwankungstoleranzen ..."
ausführlich
untersucht und der Medienkeil geht sowohl in der Auswahl der
Farbfelder
als auch in den unterschiedlichen Toleranzen auf diese technischen
Gegebenheiten ein.
[...]
Jan-Peter Homann schrieb:
> Hallo Liste
> Mit dem Medienkeil 2.0 hat die FOGRA das Schema und die Toleranzen
> für
> den digitalen Kontraktproof geändert.
>
> Während bisher der Papierton, die mittlere Abweichung und die
> maximale
> Abweichung bewertet wurde, werden die Primärfarben jetzt einzeln
> bewertet.
> Während in der Vergangenheit eine Primärfarbe wie eine beliebige
> Farbe
> behandelt wurde und damit theoretisch bis max. Delta E 12 abweichen
> konnte, solange der Mittelwert in der Abweichung unter Delta 4
> blieb,
> ist jetzt für JEDE EINZELNE Primärfarbe eine max. Abweichung von
> max
> Delta E 2,5 erlaubt.
>
> Wenn ich mir meine Messprotokolle verschiedener Proofsysteme
> angucke, so
> muß ich sagen, daß ich diesen Wert äußerst "sportlich" finde.
Das geht mir genauso. Ich sehe in der Praxis schon alleine darin ein
Problem, ein Delta E von 2,5 im Rahmen einer schnellen
Proof-Eingangskontrolle überhaupt sauber zu messen!
Ich habe mir vor einiger Zeit die alten Referenzdaten der Fogra
genauer
angeschaut: einige Felder komen im IT8-Chart ja mehrfach vor. Sogar
in
diesen (sicher gründlich und hoch offiziell gemessenen) Daten liegen
die
Abweichungen zwischen *gleichen* Feldern an verschiedenen Stellen des
bogens teilweise über 3,5!
In den neuen Charakterisierungsdaten gibt es solche Abweichungen
nicht
mehr - aber nicht etwa deshalb, weil sie nicht aufgetaucht wären,
sondern weil die Daten nachträglich gemittelt und geglättent wurden
(was
ja auch sehr viel Sinn macht). Rein aus "statistischer Neugierde"
würden
mich allerdings die Original-Messdaten gerade in diesem Zusammenhang
schon sehr interessieren.
Meines Erachtens lassen sich diese engen Toleranzen nur seriös
messen,
wenn der Medienkeil mindestens zweimal gemessen wird - möglichst mit
einem Weisabgleich dazwischen.
Sobald zwischen diesen Messungen Abweichungen größer Delta E=1
auftauchen, sollte die Messung wiederholt werden (und das passiert
häufiger als man denkt!)
Liegt alles im zulässigen Messgenauigkeits-Toleranzrahmen sollte die
Software trotzdem Mittelwerte bilden.
In meine Eigenbau-Software verwende ich eine Referenzdatei, die alle
Felder 2x enthält und entsprechend Alarm schlägt, sobald die
geforderte
Messgenauigkeit unterschritten wird)
>
> Anders gesagt, wird es wohl bei einer Reihe von Kombinationen aus
> Druckern, Proofmedien und Lösungen zur Profilierung /
> Linearisierung
> sehr schwer Kontraktproofqualität gemäß den neuen Vorgaben zu
> erreichen.
>
> Dies wird noch schwieriger, wenn in der Ausgangskontrolle der
> Vorstufe
> der Medienkeil mit einem anderen Messgerät gemessen wird, als in
> der
> Eingangskontrolle der Druckerei.
Das sehe ich auch so:
Wenn ich mir z.B die Datenblätter gängiger Streifenleser wie eye-one
anschaue, dürfen die Abweichungen zwische zwei Messgeräten schon
fast in
dieser Größenordnung liegen. Die zulässige Abweichung gegenüber dem
Fertigungsstadard liegt, glaube ich bei Delta E=1, zwei baugleiche,
Fabrikneue Geräte können also im schlechtesten Fall schon um Delta
E=2
auseinaderliegen - und wenn sie erst mal 2 Jahre alt sind liegen sie
mit
Sichheit weiter auseinander.
Jetzt fehlt nur noch ein Staubkor oder ein Fingerabdruck auf dem
Medienkeil und der Proof ist kein Proof mehr.
> Nach meinem persönlichen ersten Eindruck
hielte ich es für
> praktikabler,
> für die Primärfaben keine höhere Abweichung als die mittlere
> Abweichung
> zu erlauben. Statt Delta 2,5 wären dass dann Delta 4.
Wenn es um schnelle Ein- und Ausgangskontroolen geht, sehe ich das
genauso.
Für andere Anwendungen (Qualitätskontrolle für Profile, Überwachung
der
Langzeitstabilität eines Proofsystems, ...) können natürlich engere
Toleranzen gelten - die müssen dann aber auch entsprechend seriös
gemessen werden!
>
> Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Anwender des
> Medienkeils
> einmal in ihre Messprotokolle schauen und ein Statement abgeben,
> wie sie
> die Sache sehen.
>
> :-) Jan-Peter Homann
... hiermit geschehen :-)
Grüße, Klaus Karcher
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