Durchg=?ISO-8859-1?B?5A==?=ngiger Einsatz von Farbmanagement, Speicherfarbraum
by Markus Hitzler, Color Solutions
Hallo Liste, hallo Jan,
Das Thema scheint anscheinend doch noch immer interessant zu sein.
Wir kommen allerdings inzwischen weg von der reinen Technik hin zu
Marketingaspekten:
> Hallo Liste, Hallo Markus
> Leider läßt sich nach meiner Erfahrung die Welt nicht mit einem klaren
> Trennungsstrich zwischen den semiprofessionellen Amateur, Video und
> Multimedia-Anwendern und den Profis mit durchgängigem
> Farbmanagement-Workflow ziehen.
>
> Erstens wird in der Profi-Welt sehr viel semiprofessionelles Equipment
> eingesetzt und zweitens gibt es eine Menge Anwender die mit Digitalen
> Fotos oder der Erstellung von Druckvorlagen Geld verdienen, die aber
> noch keinen High-End Colormanagement-Workflow haben.
Ist leider so - hast Du recht.
Die Frage ist allerdings wohin wir uns mit einem Arbeitsfarbraum für
professionelle Fotografie und Bildbearbeitung orientieren wollen:
Richtung QUALITÄT oder Richtung MAINSTREAM/COMSUMERWORKFLOW.
Meine Meinung dazu:
Maximale QUALITÄT ist für professionelle Anwender aus Fotografie und
Vorstufe auch im digitalen Workflow überlebenswichtig. Dafür ist der Einsatz
und die Beherrschung von Farbmanagement grundlegende Vorraussetzung.
Ich persönlich bin die Frage leid, ob man Farbmanagement wirklich braucht
oder ob's nicht doch irgendwie anders (d.h. billiger und ohne Know-How nur
mit Knöpfchen-Drücken) geht.
Nur über die Qualität lassen sich langfristig Preise halten. Das Absenken
von Qualitätsstandards schafft nur ruinösen Wettbewerb. Im Endeffekt ist
damit keinem gedient - weder dem Endkunden, noch dem Anwender, dem
Dienstleister, dem Berater oder der Industrie. Eine klare Trennung der
Märkte Amateur/Office und professionelle Fotografie/Vorstufe ist für die
Qualität sowie alle Beteiligten von Vorteil.
Warum sollte eine Agentur einen Digitalfotografen bezahlen, wenn die
resultierenden Daten (sRGB, 8-bit) technisch genausogut mit der
agentureigenen Consumer-Kamera vom Praktikanten im Mietstudio hätten
erstellt werden können?
Warum sollte ein Kunde Bilder beim Fachlabor bestellen, wenn aufgrund der
eingeschränkten Daten sowieso nur dasselbe herauskommen kann wie beim
Digitalprint von Schlecker für 1 Cent?
Der ruinöse Wettbewerb tobt bei den Amateur-Digitalprints bereits
unerbittlich. Richtig verdient hier keiner mehr was - außer Schlecker
natürlich: der lockt damit die Kunden in den Laden und verkauft Waschmittel
und Zahnbürsten!
Die Qualität der Prints ist dabei sssccchhh... egal.
Zu Analog-Zeiten wäre auch niemand auf die Idee gekommen, Mittelformat,
Großformat und Dia abzuschaffen und alles auf Kleinbildnegativ zu
produzieren, nur damit die Bilddatenträger kompatibel zum typischen
Amateurmaterial sind und der Endkunde seine Abzüge für kleines Geld in der
nächsten Drogerie bekommt.
Hohe Qualität hat Ihren Preis - davon lebt die ganze Branche!
Qualitätssenkung heißt Preissenkung - und das bei häufig sowieso schon
kaputten Preisstrukturen (siehe Schlecker!).
> Im letzten Jahr hatte ich ca. 6-8 Fälle, bei denen meine Kunden aufgrund
> zahlreicher Artikel und Empfehlungen ECI-RGB als Arbeitsfarbraum in
> Photoshop eingestellt hatten. Wenn Sie RGB-Daten aus dem Internet oder
> aus Digitalkameras verwenden, dann öffnen sie diese direkt in Photoshop.
Die Leute brauchen keinen anderen Farbraum, sondern eine Photoshop-,
Farbmanagement-, und Workflow-Schulung.
> Das Resultat sind ist ein immens hoher Aufwand an manuellen
> Farbkorrekturen, um aus den Hauttönen den Sonnenbrand heraus zu
> retuschieren, der daraus resultiert, daß die geöffneten RGB-Bilder in
> der Charakteristik eher sRGB mit einem Gamma von 2,2 entsprochen haben.
Altes Thema aus zig Mails: Wenn Daten mit sRGB 8-bit "verhundst" sind,
sollte man tunlichst dabei bleiben und sie unter Einsatz von Farbmanagement
weiterverarbeiten. Die ganze Produktion generell auf sRGB umzustellen, nur
weil einige Kameras nur etwas sRGB-ähnliches (und das auch noch ohne
eingebettetes Profil) liefern, macht für professionelle Anwender technisch
wie wirtschaftlich keinen Sinn.
Wer clever ist, macht grobe Bildbearbeitungsschritte sowieso über eine
geeignete Profilzuweisung (z.B. Profilschar mit gleichen Eckpunkten und
verschiedenen Gammawerten, oder Kameraprofile mit verschiedenen
Belichtungen) und ist den Umgang mit mehreren Quell-Profilen gewohnt. Dies
hilft z.B. bei 8-bit-Daten Tonwertabrisse bei der Bildbearbeitung (z.B.
Helligkeits- / Gradationskorrektur) zu vermeiden.
Was ich hier sehr häufig brauche ist z.B. ein sRGB mit Gamma 1,8. ;-)
> Die gleiche Frage stellt sich bei der Auslieferung von Bildern an
> Kunden, die vielleicht noch weniger Ahnuung von Colormanagement haben,
> bzw. Programme benutzen, die auf einem sRGB Workflow basieren.
Siehe oben: Thema "Schlecker / Kleinbild Color-Negativ".
> Hier müßte der Anwender vor der Auslieferung die Daten von ECI-RGB auf
> sRGB konvertieren. In diesem Moment weder die Bilder vom Gamma 1,8 auf
> 2,2 umgerubelt, was evt. nicht unbedingt der Bildqualität zuträglich
> ist. In der Praxis werden aber oft ECI-RGB Daten ausgeliefert, und es
> bleibt dem Kunden überlassen, was er damit anstellt...
>
> Ähnlich sieht die Situation bei Fotografen aus, die Bilder bei einem
> Digitalprint-Service ausgeben, der ohne Colormanagement arbeitet. Würde
> er die ECI-RGB Daten direkt ausliefern, dann wäre er verloren.
Eine Konvertierung läßt sich einfach und schnell mit einem Colorserver oder
einer farbmanagementfähigen (Online-)Bilddatenbank erledigen.
Warum nicht ECI-RGB in 16 bit als "digitales Dia" verkaufen und Web- und
Office-Daten separat anbieten? Damit hat man mit der Konvertierung sogar
noch etwas Geld verdient und dem Kunden stehen alle Anwendungen offen.
Zudem arbeiten mehr und mehr Labore (Fach- wie Großlabore) mit
Farbmanagement.
Nur weil mein Printdienstleister momentan Farbmanagement nicht beherrscht,
würde ich doch mein Bildarchiv nicht auf sRGB 8bit aufbauen - schließlich
möchte man Bilddaten mehrfach und längerfristig nutzen.
Da Gamma 1,8 beim durchschnittlichen Motiv etwas mehr bildrelevante
Information speichert als 2,2 (Koordinatenverteilung) kommt in dieser
Situation bei den meisten Motiven trotz Umrechnung nichts sichtbar
schlechteres heraus als wenn man gleich mit 2,2 gearbeitet hätte. Man hat
allerdings noch einen höherwertigen Datensatz für andere Zwecke.
Das wirklich Sinnvolle ist hier allerdings der Wechsel zu einem anderen
Printdienstleister ;-).
>
> Meine Überlegungen zum Colormanagement gehen dahin, daß ich sowohl die
> Segnungen der ICC-Welt voll nutzen möchte, als auch bei der Übernahme
> und Ausgabe von RGB-Bilddaten in der Amateur- und Multimediawelt
> möglichst gute Ergebnisse erzielen will.
Kein Problem:
Daten, die im Amateur- und Multimediastandard sRGB vorliegen einfach unter
korrektem Einsatz von Farbmanagement mit sRGB-Profil verarbeiten.
Viele Grüße,
Markus Hitzler
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