Referenzen zum Offset-Standard
by Bestmann, Guenter 3887 S-PN-RD11
Hallo,
Herr Schützenhofer hat es auf den Punkt gebracht: "... dass sich der Begriff Graubalance oder Grauachse durch Farbmanagement neu definiert."
Der neue ISO-Norm-Entwurf 12647-2 gibt zwei leicht unterschiedliche Definitionen an: Zum einen die Farbe (a*-, b*-Komponenten) des Bedruckstoffes, zum anderen ein gleich dunkles reines Schwarz auf dem Bedruckstoff. Die erste Definition liefert (gerundet) 50/43/43, die zweite Definition (gerundet) 50/42/42 für ISOcoatedsb. Diese Zahlen ergeben sich, wenn man K auf Null hält. Je nach Schwarzaufbau und Färbung des Schwarz werden sich noch andere Werte ergeben.
Die Färbung der Prozessfarben hat auch einen Toleranzbereich, den man sich als Kugel um den Sollwert vorstellen kann. Je nach Lage der Farborte der Farben im Druck ergibt sich eine etwas andere Graubalance. Der Bedruckstoff und die Farben haben auch aufgrund ihrer Eigenschaften bestimmte Tonwertzunahmen zur Folge. Auch dies beeinflusst die Graubalance. Dann kommt auch noch das Farbannahmeverhalten samt Farbreihenfolge im Zusammendruck hinzu.
Herr Fiebrandt und Herr Kress haben die verschiedensten Profile auf ihre Graubalance hin untersucht. Sie haben festgestellt, das praktisch kein Profil die gleiche Graubalance hat und kein Profil die "Norm 50/40/40" erfüllt. Im Grunde zeigt dies doch, das die Graubalance kein Kriterium für eine Profil-Qualität ist.
In der ISO-Norm werden die Färbung und die Tonwertzunahme als Kenngrößen angegeben. Beide Größen haben Toleranzbereiche (Färbung für alle Farben 5 dE, TWZ 4% wobei die größte Differenz 5% nicht überschreiten darf). Die erwähnte Graubalance hat keinerlei Toleranzen, die angegebenen Zahlen werden auch stark eingeschränkt (... unless otherwise specified). Noch einmal: Diese Zahlen haben keine normative Bedeutung! Sie ergeben sich aus der Anwendung der Norm zu bestimmten Werten, genauso wie die Volltondichten. Im Falle des ISOcoated kann man jetzt angeben das für diesen Druckprozess eine Graubalance von 50/43/43 für die Graudefinition 1 gilt. Genauso kann man auch noch Volltondichten angeben, wobei genau spezifziert werden muss, für welche Messbedingungen sich diese Werte ergeben.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
Product Center Prinect S-PN-RD11
Dr.-Hell-Straße
24107 Kiel
Tel.: +49 (0) 431/3863887
Mail: Guenter.Bestmann(a)Heidelberg.com <mailto:Guenter.Bestmann@Heidelberg.com>
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Andre Schützenhofer [mailto:as@fullservice.de]
Gesendet: Montag, 12. Mai 2003 12:31
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: Re: Betr.: Re: Betr.: Re: [Eci] Referenzen zum Offset-Standard
Am Sonntag, 11.05.03 um 23:01 Uhr schrieb Erwin Widmer:
> Im Moment bin ich gefühls- oder erfahrungsmässig unsicher. Haben wir
> bis
> heute wirklich die Grauachse falsch reproduziert? Ich muss zuerst mal
> einige Beispiele sehen, in welchem die Grauachse einmal auf das
> Papierweiss
> abgestimmt und einmal auf neutrales Grau getrimmt gedruckt worden
> sind, um
> zu entscheiden, welche Reproduktionmethode die bessere ist.
>
Hallo allerseits,
ich denke, dass sich der Begriff Graubalance oder Grauachse durch
Farbmanagement neu definiert.
"Traditionell" gilt ja, dass man bei Offset allgemein im Mittelton Cyan
um ca. (!) 10 Prozent über Magenta und Gelb liegen soll, um einen
neutralen Ton im Druck zu erzeugen (Diese Aussage wird auch im meistens
ohne GCR oder UCR Berücksichtigung getroffen). In der CMYK-Retusche
wird ein Farbstich aufgrund diesen Erfahrungswerten editiert, meistens
mittels Prozentwert-Vergleich durch Messen mit der Pipette oder
ähnlichem.
Durchaus berechtigte professionelle Aussagen lauten, dass man für ein
eher kühleres Grau mehr Cyan verwenden soll, oder bei starker
Papierfärbung ein paar Prozent je nachdem rausnimmt oder zugibt.
Bisherige Vorgaben bezogen auf Graubalancen waren eher Empfehlungen,
die sich an Erfahrungswerten orientierten und sich auch dann durch den
recht hohen Toleranzbereich schnell relativieren konnten.
Eine Graubalance im Sinne von Farbmanagement wird hier etwas anders
definiert: Als neutral grau zu bezeichnen sind die CMYK-Werte, die nach
Herausrechnen des Substrates L-Werten mit a und b = 0 unter
Berücksichtigung von den Separationseinstellungen (GCR, UCR) unter D50
zugeordnet werden. D.h. auch die Separationseinstellungen haben
Einfluss auf die Graubalance. Dies stelle eine vom Substrat bereinigte
Graubalance dar, also gelten diese Werte nur "virtuell". Die
Einrechnung der Papierfärbung verlagert die Graubalance dann in die
Realität, also bekommt das Bild zunehmend mit geringerer Farbdeckung
den Farbstich des Substrats.
Ich denke, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist. Ich denke auch, dass
man sich von der Vorstellung der Graubalance als feste Größe oder
Vorgabe lösen sollte, da die Graubalance immer eine individuelle Größe
ist. Wie sich das dann allerdings mit der Etablierung von Standards
vereinbaren lässt, ist in der Tat ein noch zu lösendes Problem.
Gruß, Andre Schützenhofer
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