Graubalance im Druck
by Bestmann, Guenter 3887 S-PN-RD11
Einige Anmerkungen zur Graubalance im Druck und ihrer Bedeutung bei der Qualitätskontrolle:
1. Grundlagen
Die ISO-Norm 12647-2:1996 schreibt zum Thema:
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Unless otherwise specified, the grey balance should be given by the following tone value combinations.
Cyan Magenta Yellow
Quarter tone 25 % 19 % 19 %
Mid tone 50 % 40 % 40 %
Three-quarter tone 75 % 64 % 64 %
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Die ISO-Norm 12647-2:2003 (Entwurf) schreibt:
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Unless otherwise specified, the grey balance should be given by the following tone value combinations, expressed as tone values of the colour separation.
Cyan Magenta Yellow
Quarter tone 25 % 19 % 19 %
Mid tone 50 % 40 % 40 %
Three-quarter tone 75 % 64 % 64 %
NOTE 1 A single grey balance condition is usually not sufficient to ensure an achromatic colour for all print substrates and printing inks that may be used with a given printing process.
NOTE 2 There are two practical definitions for grey: "A colour having the same a* and b* CIELAB values as the print substrate" and "A colour that has the same a* and b* CIELAB values as a half-tone tint of similar L* value printed with black ink".
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Im ProzessStandard Offsetdruck des bvdm steht:
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Graubalance-Empfehlung:
Cyan Magenta Yellow
Viertelton 25 % 18 % 18 %
Mittelton 50 % 40 % 40 %
Dreiviertelton 75 % 64 % 64 %
Sobald andere als im ProzessStandard festgelegte Materialien und Prozessbedingungen zum Einsatz kommen, gilt die Empfehlung nicht mehr.
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Weder in den ISO-Normen noch im ProzessStandard Offsetdruck wird im weiteren auf die Graubalance in Form einer Regel- oder Prozessgröße eingegangen. Im ProzessStandard wird im Kapitel 7.2 nur noch von der Farbbalance gesprochen und wie die Tonwertzunahme und die Färbung die Farbbalance beeinflussen.
Die ISO-Normen sagen "unless otherwise specified ..." und in der Note 1 wird das Ganze noch einmal relativiert.
2. Graubalance der ISO-Profile
Die Graubalance ist eine Größe die sich bei einem bestimmten Prozess (Papier, Farbe, Tonwertzunahme, Färbung) einstellt und nicht (!) eingestellt wird und von der Definition des Grau abhängt: 1. Grau als Färbung des Papierweiss, 2. Grau als gleichhelles Prozess-Schwarz, 3. Grau als farbmetrisch neutral (a* = b* = 0). Mit erster Definition ergibt sich zum Beispiel für die BasicOffset-Profile des ECI:
ISOcoatedsb
Cyan Magenta Yellow
Viertelton 25 % 20 % 20 %
Mittelton 50 % 42 % 43 %
Dreiviertelton 75 % 67 % 68 %
ISOuncoatedsb
Cyan Magenta Yellow
Viertelton 25 % 19 % 20 %
Mittelton 50 % 42 % 42 %
Dreiviertelton 75 % 67 % 65 %
ISOuncoatedyellowishsb
Cyan Magenta Yellow
Viertelton 25 % 18 % 21 %
Mittelton 50 % 41 % 46 %
Dreiviertelton 75 % 64 % 71 %
Mit den anderen Definitionen würden sich ganz andere Werte ergeben.
Betrachten wir nur coated und uncoated ergeben sich zum Beispiel im Mittelton Differenzen von 8 % anstelle der 10 % aus der ISO-Norm. Diese realen Werte der Graubalance könnte man nun für eine Prozesskontrolle bzw. bei der Farbseparation/Farbkorrektur verwenden (wenn es denn Sinn macht).
In "früheren" Zeiten, als die Farbseparation beim Scannen (analoge und digitale Trommelscanner)auf proprietärem Wege durchgeführt wurde, hatte die Graubalance aus der Unkenntnis des realen Druckprozesses heraus ihre Bedeutung. Heute bei ICC-basierten Workflows mit charakterisierten Druckprozessen hat die Graubalance keine Bedeutung mehr.
3. Prozesskontrolle
Moderne Verfahren der Prozesskontrolle basieren auf der Vollton-Färbung und der Tonwertzunahme im Druck. Dies ist ausführlich im ProzessStandard Druck beschrieben und die Intension der ISO-Normen geht auch in diese Richtung. Prozesskontrolle über Vollton-Enddichte und Graubalance hatte historisch bedingt durch die Messtechnik (Densitometrie) ihre Bedeutung, die heute aber durch die farbmetrische Messtechnik nicht mehr gegeben ist.
Die Graubalance-Felder im Medienkeil der Fogra sind insofern etwas irreführend. Ziel ist nicht, diese Felder im Proof und Druck neutral zu machen, sondern den messtechnischen Farbton im Proof und Druck gleich zu stellen. Unglücklicherweise gibt es für die Graubalance-Felder keine Vorgaben (diese Felder sind in den Charakterisierungsdaten nicht vorhanden). Man kann sich diese Werte zwar durch Interpolation (aus den ICC-Profilen) berechnen, aber das kann nicht jeder Anwender. Der neue Medienkeil umgeht meines Erachtens diese Problematik.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
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