AW: [ECI] ECI-RGB vs. PhotoGamutRGB vs. BetaRGB
by Bestmann, Guenter 3887 S-RD-PN32
Hallo,
zunächst einmal einige Hintergrundinformationen:
Das eciRGB (es gibt hier viele Schreibweisen, aber irgendwann hat das ECI mal beschlossen es eciRGB zu schreiben) wurde vor 5 Jahren geboren. Entsprechend dem damaligen Stand der Farbtransformationsmodule in Photoshop wurde ein Matrix/TRC-Profiltyp gewählt, wobei das TRC ein Gammawert (1.8) sein musste. Eine komplexere Kurve war damals in Photoshop und ColorSync nicht möglich. Auch musste das Profil ein Monitorprofil sein, da ColorSpaceConversion-Profile nicht verarbeitet werden konnten. Der formale Aufbau des Profils spiegelt den Stand der Technik wieder. Inhaltlich wurden die Farbkoordinaten so gewählt, das ein typischer Offsetprozess im Innern des Farbdreicks zu liegen kam.
Internationale Standards, auf die man sich beziehen konnte, gab es nicht. Es gab zwar Fernsehstandards wie NTSC und EBU, die aber für unsere Anwendungen vor allem wegen der Farbtemperatur (C, D65) nicht geeignet waren.
Heute stellt sich die Situation etwas anders dar. Die Technologie der Farbraumtransformation bedingt keine Einschränkungen mehr. TRC-Kurven können beliebig komplex sein, LUT-basierte Profile werden problemlos verarbeitet, das Arbeitsfarbraumprofil kann auch (korrekterweise) ein ColorSpaceConversion-Profil sein. Auch die Profilgröße wäre nicht unbedingt ein Hindernis.
Es gibt heute internationale ISO/IEC-Standards (bzw. sind in der Entwicklung). Dazu gehört neben dem sRGB (IEC 91966-2) das ROMM-RGB (ISO 22028-2) und das RIMM-RGB (ISO 22028-3). Die Anwendungsbereiche sind dabei klar definiert. sRGB für monitorbasierte Anwendungen, ROMM-RGB für (druck-) ausgabeorientierte Anwendungen und RIMM-RGB für eingabeorientierte Anwendungen. Während sRGB einen eingeschränkten Farbraum abdeckt sind die beiden anderen Farbräume sogenannte erweiterte Farbräume (Extended Gamut). Alle diese Standards haben eine definierte Farbmetrik in dem Sinne, das die zugehörigen Betrachtungsbedingungen (Referenzwerte für Weiß und Schwarz, Glanz (Flare), Farbtemperatur, Beleuchtungsstärke etc) eindeutig sind.
PhotoGamutRGB, BetaRGB, eciRGB und viele andere mehr (ich habe Definitionen von 18 RGBs) sind jeweils aus praktischen Erfordernissen heraus entstanden. Mit geeigneten Profilen lassen sich alle ineinander umrechnen, da alle eine farbmetrische Definition haben. eciRGB hat ebenso wie AdobeRGB eine gewisse Verbreitung gefunden und stellt einen quasi-Standard in unserer Branche dar.
Wenn aus heutiger Sicht ein Arbeitsfarbraum für einen bestimmten Anwendungsbereich in Form einer Richtlinie (z.B. für Fotografen, Designer, Bildbearbeiter, Layouter, Vorstufenbetriebe, Druckereien) festgelegt werden soll, kann man auf internationale Standards zurückgreifen und sollte es auch unbedingt tun. Für eingabeorientierte Anwendungen bietet sich RIMM-RGB an, für ausgabeorientierte Anwendungen ROMM-RGB. Wie man in solchen Umgebungen dann mit diesen Farbräumen (und Profilen) arbeitet, muss dann in den Richtlinien detailliert erklärt werden. Einen Arbeitsfarbraum motivabhängig zu wählen, wäre nicht angezeigt. Er sollte anwendungsabhängig gewählt werden.
Viele Grüße
Günter Bestmann
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: eci-admin(a)lists.transmedia.de
[mailto:eci-admin@lists.transmedia.de]Im Auftrag von Peter Karp
Gesendet: Mittwoch, 24. März 2004 17:31
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: [ECI] ECI-RGB vs. PhotoGamutRGB vs. BetaRGB
Hallo,
mich würden die Meinungen interessieren ob oder warum ECI-RGB als
Arbeitsfarbraum in der Druckvorstufe oder auch Fotografie eingesetzt
werden sollte oder warum jemand andere Arbeitsfarbräume favorisiert und
aus welchem Grund.
Da ECI-RGB bis auf den Weißpunkt und das Gamma ja dem recht großen
NTSC-Farbraum entspricht ist ja PhotogamutRGB eine Überlegung, die einen
Farbraum so klein wie möglich und so groß wie nötig zu realiseren, um die
Quantisierungsfehler durch einen möglichst kleinen Farbraum zu
minimieren. Den Ansatz halte ich für sinnvoll. Ein Nachteil ist
allerdings, die durch das LUT-Profil größere Datei gegenüber einem
Matrix-Profil. BetaRGB von Bruce Lindbloom (www.brucelindbloom.com)
verfolgt den gleichen Ansatz eine "optimale Farbraumgöße" für die Praxis
zu finden. Der Vorteil von BetaRGB ist dabei die kleinere Dateigröße und
wird von Liane May in dem Dokument "RGB-Farbraum-Vergleich" als Profiltyp
für einen Arbeitsfarbraum empfohlen:
Das Matrix-TRC-Modell, wie es in allen RGB-Farbräumen von Adobe
beschrieben wird, ist (nach Thorsten Braun) »...eindeutig invertierbar
und definiert eine rein additive Farbmischung...«. Deshalb sollte diese
Transformationstechnik bevorzugt werden.
Gibt es einen trifftigen Grund unbedingt auf ECI-RGB als Arbeitsfarbraum
für die Druckvorstufe zu bestehen, da ja im Grunde die Wahl des
Arbeitsfarbraumes im Idealfall motivabhängig erfolgen könnte (starke oder
geringe Bearbeitungen nötig...) und das eingebettete Profil ja
letztendlich zur korrekten Weiterverarbeitung ausreicht, so dass man nach
meinem Verständnis nach nicht unbedingt auf einem bestimmten
Arbeitsfarbraum besten muss.
Freue mich über Meinungen und Erfahrungen mit den drei Arbeitsfarbräumen
oder auch andere Kommentare :-)
Viele Grüße
Peter Karp
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