In dieser Mail möchte ich einige Gedanken zum Thema optische Aufheller
darlegen, die zu den nach wie vor schwierigsten Problemen in einem
offenen Workflow mit ICC-Profilen gehören.
Optische Aufheller befinden sich sowohl in Papieren für den
Auflagendruck (besonders ungestrichene Qualitäten) und in Papieren für
den Tintenstrahldruck (Proofmedien)
Optische Aufheller setzen unsichtbare UV-Anteile des Lichts in sichtbare
Anteile um. Wenn man eine Software hat, die Spektren von Messdaten
anzeigt, ist dies ein kleiner Buckel am linken Rand des Spektrums.
Wenn man sich die Lab-Werte eines gemessenen Testcharts anguckt, so
zeigen sich optische Aufheller durch einen negativen b-Wert in den
Lab-Werten des Papierweiß. Letztlich beinflussen die optischen
Aufheller aber durch fast alle Messwerte zur Profilerstellung
Generiert man dann Profile für den Auflagendruck, erhält man beim
Softproof mit Papierweiß-Simulation einen grau-blauen Papierton
angezeigt.
Wenn man dann statt dessen auf relativ farbmetrisch geht, ändert sich
die gesamte Graubalance ins gelbliche.
Diesen Effekt kann man gut an sämtlichen Profilen studieren, die aus den
COMMSPE_4 Messwerten der FOGRA generiert wurden. So z.B. beim Profil für
FOGRA_Uncoat. im PDF/X-3 Inspektor.
Meiner Meinung nach sind die COMMSPE_4 Messwerte aus dieser
geschilderten Problematik nicht geeignet um ein hochwertiges ICC-Profil
für ungestrichenes Papier zu berechnen, welches allgemeingültigkeit hat.
Dies ist dann heikel, wenn solche Profile für den BlindExchange, also
die Übergabe von PDF-Daten an die Druckerei ohne Proof eingesetzt werden
sollen, und wenn obendrein auf
www.color.org Meßwerte mit soviel
optischen Aufhellern als allgemeingültig zur Verfügung gestellt werden.
Analog zum Problem mit optischen Aufhellern im Profil für den
Auflagendruck, gilt dies auch für für Proofmedien.
Wenn das Proofmedium deutlich mehr optische Aufheller als das zu
simulierende Auflagenpapier hat, dann gibt es beim Proof mit
Papierweiß-Simulation ein kräftiges Gelb. Das Colormanagement versucht
mittels Gelb den vermeintlichen Blaustich auszugleichen.
Ohne Papiertonsimulation /reltiv farbmetrisch) wird die gesamt
Graubalnce deutlich bläulicher. Was ist nun richtig ???
Ohne Referenzdruck, läßt sich das nicht beurteilen.
Solange ich bei einem Kunden geschlossene Colormanagement-Workflows
einrichte, lassen sich solche Probleme durch manuelles Editieren der
Weißpunkte im jeweiligen Profil gut beheben. Neben sehr teueren
Produkten eignet sich dafür sehr gut der preiswerte BasICColor Manager
aus dem Hause Color Solutions.
(Lieber Karl, überweise bitte das vereinbarte Honorar für versteckte
Werbung in Mailing-Listen auf das übliche Konto ;-)
In einem offenen Workflow, wo Druckprofile auf unterschiedlichsten
Proofsystemen ohne Referenzdruck zur visuellen Kontrolle zu Einsatz
kommen, kann da schoneinmal was daneben gehen.
Ein erster Ansatz ist die Einschränkung des Papierweißes für den
digitalen Kontraktproof im MedienStandard Druck und ProzessStandard
Offsetdruck.
Allerdings interpretiere ich beide Werke so, daß auch ein Proof auf
einem Medium mit vielen optischen Aufhellern noch korrekt ist, wenn
soviel Gelb in die Papierweißsimulation aufgetragen wird, daß das
gemessene Papieweiß korrekt ist.
Das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein.
Ich denke, daß die bessere Lösung wäre, die Vorschrift für das
Proofmedium selbst (ohne Papierweiß-Simulation) auszulegen.
Das Gleiche müßte dann analog für Messwerte und ICC-Profile für den
Auflagendruck gelten. Auch diese sollten der Öffentlichkeit nur zur
Verfügung gestellt werden, wenn das Papierweiß sich in engen Toleranzen
bewegt.
Langfristig halte ich es für die beste Lösung eine ISO-Format für
spektrale Messdaten zu definieren. Gretag Macbeth hat hier mit dem offen
gelegten CxF ganz hervorragende Vorarbeit geleistet. Wenn es dann noch
eine ISO-Formel gäbe, die optischen Aufheller aus den Meßdaten
herauszurechnen, kämen wir schon einen Schritt weiter
Ohne eine herstellerübergreifenden Lösung der Problematik der optischen
Aufheller, werden wir immer wieder Situationen haben, wo ICC-basierte
Workflows zusammenbrechen.
In den USA werden übrigens ein Großteil der Messungen zur
ICC-Profilierung mit Meßgeräten gemacht, die UV-Filter im Weg vom Licht
zur Probe haben.
Kombiniert man diese Profile mit solchen die ohne UV-Filter bei der
Messung gemacht wurden, kann man böse Überraschungen erleben...
Im Sinne einer möglichst einfachen Anwendung von Colormanagement sollten
sich die Profis und Evangelisten im Colormanagement stark machen, daß
branchenweit nur wenige aber sorgfältig kontrollierte ICC-Profile für
die verschiedenen Papiertypen des ProzessStandard Offsetdruck für
Separation, Softproof und Digitalproof zum Einsatz kommen. Die Aufgabe
der Druckereien ist es dann nicht mehr eigene ICC-Profile zur Verfügung
stellen, sondern sauber zu standardisieren, damit sie ein Proof mit den
Standard-Profilen sicher und schnell erreichen.
Die Hausaufgabe der Proofhersteller ist es die Standard-Profile als
Default in ihren Prooflösungen zu hinterlegen und zertifizierte
Proofmedien anzubieten.
Frage:
Was nützt ein Proof mit Standard-profilen auf einem (unzertifizierten)
Tintenstrahlpapier mit zu vielen otischen Aufhellern und einer
meßtechnisch zwar korrekten aber viel zu gelblichen Papierton-Simulation
?
Nichts, Unbrauchbar, Entsorgen... !!!
Leider gibt es derzeit keine Institution die Proofmedien zertifiziert.
(Das wäre doch mal eine schöne Einnahmequelle für ein großes
Forschungsinstitut in München... ;-)
Und wenn es die nicht machen, mache ich gerne einen Verein auf, der das
durchführt. Wer daran Interesse hat, soll sich bei mir melden. (Das ist
Ernst gemeint)
Grüße aus Berlin
Jan-Peter Homann
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