Nachfolgend möchte ich nochmals kurz die mir bekannten Ansätze in Softwares und bei
der Profileditierung im Umgang mit optischen Aufhellern zusammenfassen, und andere
Leser(innen) der Liste um Ergänzung bitten:
Berücksichtigung im Programm zur Profilerstellung:
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Sowohl PrintOpen als auch Profilemaker 4.1 haben extra Menüpunkte, um den negativen
Einfluß von optischen Aufhellern bei der Berechnung von ICC-Profilen zu minimieren.
Bei beiden Programmen ist meiner Meinung nach äußerst dürftig dokumentiert, was da
eigentlich passiert. Hier wäre es sehr hilfreich, wenn hier in der Liste von den
Herstellern einmal etwas detailierter dargelegt wird, was in den Programmen
passiert.
Wenn ich die Erläuterungen zu Profilemaker 4.1 richtig gelesen haben, bezieht sich
die die Korrektur ausschließlich auf den fotografischen Rendering Intent.
Probleme im Bereich (Soft-) Proofing würden damit nicht behoben.
Editieren des WP-Tags und Gradationskorrekturen im Profil
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Dies ist Weg, den sämtliche Colormanagement-Spezialisten gehen, die ich kenne inkl.
mir. Mit einem editieren WP-Tag lassen sich die meisten Probleme im (Soft-)
Proofing stark abmildern bzw. beheben. Bei der Profilerstellung für ungestrichene
Offsetpapiere bzw. Tintenstrahlmedien grenzt es manchmal an unterlassene
Hilfeleistung dies nicht zu tun.
Da der WP-Tag allerding nur beim (Soft-) Proof zum Einsatz kommt, ist das Problem
der Graubalance bei der Separation über den fotografischen oder relativ
farbmetrischen Intent nicht gelöst. Hier kann man über eine einfache
Gradationskorrektur zu einer weiteren Optimierung kommen. Dann sollte man
allerdings eine Profileeditierungssoftware nutzen, die Gradationskorrektur in beide
Intents und in beide Richtungen (Lab->CMYK und CMYK->Lab) einrechnet.
Das ist wirklich nur was für Colormanagement-Profis.
Die Alternative sind aber Papiere mit vielen optischen Aufhellern nicht zu
verwenden oder mit den Fehlern in der Graubalance zu leben.
Ausflug in die Fotografie
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Besonders stark taucht dieses Problem im Bereich der Fotografen auf.
Fortschrittliche Fotografen geben ihre ECI-RGB-Daten mit Colormanagement oft auf
hochweißen Tintenstrahlpapieren mit sehr vielen optischen Aufhellern aus. Wenn Sie
dann zu einem Fotolabor kommen, welches ebenfalls Colormanagement anbietet (ja,
sowas gibt es....) dann ist die Überrauschung groß, wenn auf dem ICC-profilierten
Fotoblichter mit leicht gelblichen Fotopapier und sehr viel weniger optischen
Aufhellern eine deutlich andere Graubalance herauskommt.
Da haben beide Seiten nun viel Geld und Zeit in Colormanagement gesteckt, und nun
das...
Um hier voran zu kommen, wäre es hilfreich, wenn es eine freiverfügbare Testform
mit Testbildern in ECI-RGB und einem in ECI-RGB angelegten Graukeil / Grauverlauf
gäbe.
Idealerweise wären das aus meiner Sicht die ECI-Bilder von der Standard Testform,
die im Druck verwendet werden soll, oder RGB-Bilder aus dem Umfeld des
Druckvorstufenstandards.
(By the way Reinhard, du hast mir versprochen die Testonly Versionen noch im
Juni/Juli online verfügbar zu machen, ich habe aber weder bei PIC, noch beim ADF
einen Link gefunden)
Alternativ kann man natürlich auch die CD des Photo-Industrieverbands nehmen, die
genau dem Zweck der Abstimmung zwischen Fotograf und Fotolabor dient.
Die Bilder sind allerdings alle in sRGB angelegt....
Hat man sich auf eine Testform geeinigt, könnte man ein visuelle Bestandsaufnahme
machen, und evt. branchenweit Empfehlungen ausarbeiten, wie Profile für Medien mit
starken optischen Aufhellern editiert werden sollten, bis wir eine bessere Methode
haben, die ohne Editieren auskommt.
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Wer sich engagieren möchte, möge sich bitte bei mir melden, ich habe da einige
Ansprechpartner aus der Industrie, die ebenfalls in diesem Bereich arbeiten.
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Blick über den Teich
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Viele pragmatischen Amerikaner verwenden UV-Filter bei der Messung, die den
UV-Lichtanteil wegschneiden, bevor es auf die Probe kommt. Laut
ColorSync-Mailing-List scheint das garnicht so schlecht zu funktionieren, solange
alle Profile, die man nutzt nach dieser Methode hergestellt sind.
Im Sinne eines möglichst freien Austausches von ICC-Profilen ist das natürlich
nicht ideal. Im Vergleich zu den Alternativen solche Medien garnicht einzustzen,
Profile zu editieren oder mit den Fehlern zu leben ist es aber ein durchaus
akzeptabler Weg.
Wünschenswertes für die Zukunft
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Gretag-Macbeth hat mit CxF ein offenes Datenformat für spektrale Meßdaten
geschaffen. Wenn andere Hersteller dies auch unterstützen würden und man sich auf
eine Methode einigt, die optischen Aufheller in den spektralen Meßdaten
herauszurechnen, bevor das Profil gerechnet wird, hätten wir wahrscheinlich eine
Lösung, die uns manuelles Editieren erspart und die besser optimierbar ist. Wenn
die Methode so definiert ist, daß aus spektralen Meßdaten mit optischen Aufhellern
IT/8 konforme Lab-Daten berechnet werden, dann wäre sie kompatibel zu jedem
Profilerstellungsprogramm, welches Meßdaten einlesen kann. Dies sind alle
relevanten Anbieter am Markt.
Farbige Grüße aus Berlin
Jan-Peter Homann
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