Sehr geehrter Herr Brües,
Hintergrund für die Anfrage nach einem "in der Praxis erprobten
Rollenoffsetprofil - idealerweise Meßwerte von einer IT8-Form" ist
folgender:
Seit einiger Zeit schalten wir Anzeigen für einen Kunden in einer Menge
von Zeitschriften mit unterschiedlichen Druckverfahren. Bei den großen
Tiefdruckereien, die Profile zur Verfügung stellen, konnten wir eine uns
und unseren Kunden zufriedenstellende Übereinstimmung zwischen Proof und
Druck feststellen. Bei fast allen Zeitschriften, deren Innenteile im
Rollenoffset entstehen, sind die Abweichungen sehr stark. Zum einen
existieren natürlich die Druckschwankungen - zum anderen gibt es keinen
mir bekannten ICC-konformen Rollenoffsetstandard, der sich aus der
Erfahrung von irgendjemand als in der Praxis besonders bewährt erwiesen
hat. Sämtliche funktionierenden Lösungen sind spezielle Konstellationen,
deren Wege aufeinander eingespielt und abgestimmt sind und somit
erfahrungsgemäß auch sehr gut funktionieren - allerdings nur innerhalb
dieser Wege.
Das Problem stellt sich mir wie folgt dar: Solange es seitens der
Verlage keine auf die jeweiligen Druckprozesse abgestimmten Profile oder
sonstige Lösungen als die üblichen Angaben gibt, kann man auch nicht
erwarten, daß man übereinstimmende Ergebnisse in verschiedenen Magazinen
bekommt, was in der Natur der Sache liegt. Schön wäre aber, wenn es
einen "Rollenoffset-Referenzfarbraum" für wenigstens eine gängige Anzahl
an Papieren gäbe, um sich zumindest einigermaßen in der "Mitte" der
Bandbreite an Möglichkeiten bewegen zu können. Ich hatte vor gut einem
halben Jahr eine ähnliche Anfrage an einige Mitglieder der ECI
gestartet, allerdings ohne Ergebnis. Leider hat sich bis jetzt noch
nicht viel in dieser Richtung getan, was sich vielleicht aufgrund Ihrer
Initiative ändert.
Grüße, Andre Schützenhofer
Stefan Brües wrote:
Hallo zusammeen, es ist für mich beeindruckend wie
naiv offenbar mit
Farbprofilen umgegangen wird. Sinngemäß sucht man im Internet einfach
nach einem Profil einer Firma, die offenbar auch im
Rollenoffsetverfahren druckt. Sogar Verwechslungen zwischen Zeitungs-
und Akzidenzrotationen sind offenbar nicht ausgeschlossen. Danach
werden wohl irgendwelche Manipulationen von Hand durchgeführt (oops,
sonst wären alle Offsetmaschinen gleich!). Herr Röttinger, Ihre
Erfahrungen und Vorgehensweise klingen wirklich professionell. Wir
müssen unbedingt als ECI darauf drängen, daß zumindest die großen
Drucker vernünftige Profile veröffentlichen oder sich verbindlich zu
einem Referenzprofil verpflichten. Ein erster Anlauf zur
Harmonisierung der Offset-Workflows ist vor einiger Zeit bei MohnMedia
gescheitert. Herr Böhm, setzen Sie sich bitte kurzfristig mit mir
zusammen, um einen neuen Offset-Anlauf über MohnMedia zu
unternehmen? GrußStefan Brües
Hallo zusammen, hallo Herr Schuetzenhofer,
wir sind eine Designagentur für Brand and Packaging. Wir haben
letztes Jahr eine Reisekatalogproduktion im Rollenoffset gehabt. Die
Druckerei unseres Kunden (Vogeldruck Würzburg) konnte uns kein
Separationsprofil geben und verwies nur darauf, sie drucke nach
FOGRA-Standard, sodass wir uns selbst um ein Aqivalent kümmern
mussten. Dabei sind wir zu folgenden Erkenntnissen gelangt:
1. Das Papier
Ganz wichtig ist, zu klären auf was für ein Papier, Oberfläche und
Gewicht wird gedruckt?
Das wird über die richtige Separationseinstellung entscheiden.
2. Das Layout
Ist das Layout eher Text oder Bildlastig? Gibt es vollflächige
Auszeichnungsfarben?
Bitte unbedingt Grundlinienraster im Layout einhalten, die oft
dünnen Papiere im Rollenoffsetproduktionen schlagen ziemlich durch.
3. Eigenes Profil
Ein eigenes Profil als IT8 zu drucken un zu vermessen ist wohl in
der Realität nicht zu verwirklichen.
Nicht nur wegen den Kosten, sondern wegen der Wiederholgenauigkeit
des Prozesses.
Weil die Schwankung im Rollenoffset je nach Umweltbedingungen
(Luftfeuchte, Papier, Farbe...) und vorallem je nach Mensch an der
Maschine doch extrem schwankt. (wer bessere Erfahrungen gemacht hat,
bitte mir die Druckerei nennen und sie bekommt Riesenaufträge...)
4. Was die FOGRA sagt
nach einer Anfrage haben wir folgende Antwort bei der FOGRA zum
Thema Profil und Proof bekommen
"Die Charakterisierungstabelle commspec3.txt liefert die Daten, die
für ein
normales LWC-Papier gelten. Daraus können Sie für eine mittlere
UCR-Einbstellung
von sagen wir 300 % Tonwertsumme ein Profil zum Separieren machen.
Je nach
Herkunft des Profils wird das Ergebnis etwas verschieden aussehen,
denn
eindeutig ist Farbmanagement noch nicht, das wäre es nur, wenn es
nur einen
einzigen hersteller von Profilierungswerkzeugen gäbe.
Fast jede Druckerei behauptet, sie drucke im FOGRA-Standard. Wenn
man von der
Standard-Druckbedingung abgeht, muss man schon gute Gründe. Eine
solche
haraktersierung muss auf einer Reihe von Drucken und Messungen
beruhen und nicht
nur auf vielleicht einem Tagesergebnis auf einer einzigen Maschine.
sie sollten statt Andrucken Prüfdrucke mit IRIS Realist und
GMG-Anpassung
machen. Die GMG-Anpassung bekommen Sie dort auch für die
FOGRA-Druckbedingung
LWC gemacht. Auf dem Prüfdruck muss ein Ugra/FOGRAS-Medienkeil
CMYK-TIFF stehen,
der die von der LWC-Charakterisierungstabelle abgeleiteten
CIELAB-Farbwerte
zeigt. Dann ist der Prüfdruck für die Auflage farbverbindlich.
Natürlich muss
sich dann der Auflagendrucker auch an den stand. Druck halten. Wenn
der Drucker
richtig aufgelöste Daten zusammen mit dem Prüfdruck (der von den
Daten nach
bekanntem Schema GMG gemacht ist) erhält, ist er
für das Weitere
verantwortlich,
die Ausbelichtung auch. Einzig ein durch das
Objekt (zB Textil)
bedingtes Moiré
kann der Drucker nicht auf dem IRIS richtig
beurteilen und sein
Erschienen im
Druck verhindern. Deses Risiko muss derjenige tragen, der aus
Kostengründen etc.
auf die Anfertigung eines richtig aufgerasterten Prüfdrucks oder
eines Andrucks
verzichtet hat."
5. Unser Weg
Da wir keine Profis bei der Erstellung von Profilen sind, haben wir
im Internet das Profil der Druckerei "SÜDWESTROLLE" benutzt. Diese
hat ganz vorbildlich verschiedene Profile für Ihre Rollenoffsets
erzeugt.
Dort unterscheidet man in Papiersorte, max. Farbauftrag und Raster.
Natürlich weiss man dabei nicht genau, wie weit sie zu Ihren Daten
abweichen.
Grundsätzlich kommen Entscheidungen die Sie selbst bestimmen können
wie GCR/UCR, maximaler Farbauftrag zu Problemen des Papiers wie
Tonwertzuwachs (18-20%) und Eigenfärbung.
Deshalb haben wir unsere Daten von RGB zu CMYK mit diesem Profil
(SWR.LWC.60er.60g.S.L8.320) separiert. dann haben wir auf
Auflagenpapier echte Andrucke von 2 8er Bögen gemacht. Das ging sehr
gut. Nur so konnten wir das Durchschlagen wirklich kontrollieren.
Es wäre meiner Meinung nach auch möglich im Photoshop das normale
Eurostandard-Profil zu modifizieren indem man 18% Tonwertzuwachs /
300% Tonwertsumme / mittleres UCR einstellt.
6. Die Druckerei
Seien Sie beim Druck dabei! Wir haben bei VOGELDRUCK in Würzburg
während der Produktion (440 Seiten) Schwankungen von Drucker zu
Drucker erlebt, die weit grösser als jede Profilkorrektur sind.
Das sind unsere Erfahrungen zu diesem Thema aus dem Blickwinkel
einer Agentur, wobei ich sagen muss, dass wir keine Repro-Anstalt
oder Druckvorlagenhersteller sind.
--
Alexander Röttinger
Managing Director
direct dial -14
exe.cute design gmbh
Odeonsplatz 6
D-80539 München
fon +49-89-277743-11
fax +49-89-277743-30
am 02.04.2001 11:22 Uhr schrieb ASchuetzenhofer unter
as(a)klartext-online.de:
Hallo Liste,
Ich bin auf der Suche nach einem wenn möglich in der Praxis
erprobten
Rollenoffsetprofil - idealerweise Meßwerte von
einer IT8-Form. Gibt
es
jemanden auf der Liste, der mir weiterhelfen
kann?
Besten Dank im voraus, Andre Schützenhofer
Hallo Herr Schützenhofer,
wir arbeiten ganz zufriedenstellend mit dem Offset-Profil des Axel
Springer
Verlages:
http://www.asv.de/icc/
--
Lars Böhme
Laser-Litho 4
Harkortstraße 13-15
40210 Düsseldorf
Tel.: 0211/ 994200
Fax: 0211/ 9942020Mail: boehme(a)laser-litho4.de--
--
Prof. Dr. Stefan Brües
University of Wuppertal
Fachbereich 5 - Advanced Communication Systems Laboratory
Rainer-Gruenter-Strasse 21
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