Dragan Milosavljevic schrieb:
Hallo,
ich habe zwei Fragen zum Thema Lab…
[...]
Ich habe Messungen gemacht mit zwei verschiedenen Spektralphotometern:
[...]
Wie erfolgen bei diesen beiden Messreihen die Umrechnungen von XYZ nach Lab?
Die vom Messgerät bzw. der Software errechneten XYZ-Werte beziehen sich
bei Trasmissions- oder Remisionsmessungen immer auf eine bestimmte
Normlichtart -- in der Druckindustrie in der Regel auf D50, in anderen
Branchen häufig auch auf D65 oder andere Lichtarten -- und nicht auf die
verwendete Messlichtquelle. Die Bezugslichtquelle sollte im Header der
CGATS-Datei angegeben sein, z.B. so:
MEASUREMENT_SOURCE "WhiteBase=Absolute Filter=No"
ILLUMINATION_NAME "D50"
OBSERVER_ANGLE "2"
oder so:
INSTRUMENTATION "D50, 2 degree, geometry 45/0, no polarisation filter,
white backing, according to ISO 13655"
oder so:
MEASUREMENT_SOURCE "Illumination=D50 ObserverAngle=2° WhiteBase=Abs
Filter=No"
ILLUMINATION_NAME "D50"
OBSERVER_ANGLE "2"
Die Integrationsgrenzen werden bei der Umrechnung der Spektralwerte nach
XYZ ebenfalls berücksichtigt.
Die Unterschiede zwischen der verwendeten Messlichtquelle und der
Bezugslichtqelle lassen sich rechnerisch gut kompensieren, solange keine
Fluoreszenz im Spiel ist bzw. der Unterschied zwischen den beiden
Lichtarten gering ist.
Die Umrechnung von XYZ nach Lab sollte mit der gleichen Lichtart
erfolgen, die auch für die Berechnung der XYZ-Werte verwendet wurden.
Werden Lab-Werte für eine andere Lichtart benötigt, muss eine
(fehlerbehaftete) chromatische Adaption (z.B. Bradford, von Kries oder
CIECAT02) durchgeführt werden. Liegen Spektraldaten vor, ist es
sinnvoller, direkt neue XYZ-Werte für die richtige Lichtart zu berechnen
(das Fluoreszenz-Problem wird dadurch allerdings nicht behoben).
Wertvolle Infos und Tools zur Berchnung gibt's bei
<http://brucelindbloom.com>, gute Hintergrundinformationen von Dr.
Claudio Puebla <http://mitglied.lycos.de/whiteness/index.html>
Kann ich in beiden Fällen die oben genannten Werte
verwenden oder muss
beachtet werden in welchem spektralen Bereich die Messung erfolgt(ob von
380 bis 730nm oder von 400 bis 700nm), d.h. die Farbwerte der Lichtart
neu berechnen?
Und kann ich diese errechneten Lab Werte von beiden Messreihen
miteinander vergleichen, da das Spectrolino ja ein breiteres Spektrum
umfasst als das Elrepho?! Oder müsste man die Messungen anpassen an das
Elrepho (also nur die Messwerte von 400nm bis 700nm in die Umrechnung
der Remissionswerte nach XYZ einbeziehen ).
Vergleichen kann man Werte natürlich immer -- bleibt nur die Frage,
welche Schlüsse man daraus zieht ;-)
Natürlich ist jedes Messgerät "blind" für Werte außerhalb seines
Messbereichs -- da die Empfindlichkeit des Auges jenseits 380--700 nm
aber sehr gering ist, sind die /dadurch/ bedingten Fehler ebenfalls klein.
Wesentlich gravierendere Abweichungen kommen mit Sicherheit durch die
unterschiedlichen Messlichtquellen, sobald Fluoreszenz (z.B. durch
optische Aufheller im Papier) im Spiel ist: eine Xenon-Lichquelle
liefert einen höheren UV-Anteil als die gelbliche Halogenquelle des
Spectrolinos. Die optischen Aufheller werden also durch den UV-Anteil
der Xenon-Lichtquelle stärker angeregt und emittieren deshalb mehr Licht
im sichtbaren (blau-)Bereich. Die Messwerte werden dadurch heller und
bläulicher als beim Spectrolino (beide ohne UV-Cut). Auch die
Unterschiede zwischen Messungen mit und ohne UV-Cut werden beim Elrepho
größer sein als beim Spectrolino. Und sehr wahrscheinlich entsprechen
die Messwerte des Elrephos besser den Bedingungen bei Tageslicht (D65).
Es gibt übrigens einige Instrumente mit dem Namen "Elrepho". Meines
Wissen sind alle auf die Bedürfnisse der Papierindustrie ausgerichtet:
Im Gegensatz zum Spectolino haben sie einen *definierten* (auf D65
kalibrierten) UV-Anteil im Messlicht -- das Spektrolino hat *ungefähr*
den UV-Anteil von Normlicht A (es gibt zwar auch einen D65-Filter für
das Spectrolino, der den Gelb/Rot-Anteil im Messlicht reduziert, damit
ist es aber noch lange nicht auf D65 /kalibriert/).
Ein weiterer, wichtiger Unterschied ist die Messgeometrie: das
Spectrolino arbeitet mit 45/0° (Beleuchtung unter 45°, Messung 0° zur
Probennormalen), Geräte der Papierindustrie häufig mit d/0° (diffuse
Beleuchtung, senkrechte Messung). Glänzende Proben liefern mit dem
Spectrolino also dunklere Messwerte als mit d/0-Messgeräten.
Ich hoffe, damit ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht und nicht mehr
Fragen aufgeworfen als beantwortet zu haben.
Klaus Karcher