Hallo Daniel....
Am Monday, September 02, 2002 3:28 PM schrieb publix team
<publix(a)publix.de>de>:
.. ich wollte doch gerne nochmal einen Gedanken
loswerden
und da grade das Thema Kochbuch wieder aufkommt ...
Wann ist denn ein medienneutraler Workflow anzustreben?
Immer wenn ich die gleichen Daten für unterschiedliche Medien verwenden
will :-) Wobei ich als "unterschiedliche Medien" bereits
unterschiedliche Drucker / Druckverfahren ansehe.
Für mich ein medienneutraler Workflow ein Workflow in
dem ein Bild
(ich will es grad mal nur auf ein Bild reduzieren) in einem
Arbeitsfarbraum (z.B. eci-rgb) solange bearbeitet wird bis es mir
gefällt und ich es dann auf einen Rip schicke und über ein ICC-Profil
separierte Platten erhalte.
Dann würdest Du nicht im Sinne medienneutral arbeiten sondern dann ist
das Bild ja bereits auf ein Ausgabeverfahren hin optimiert.
Medienneutral heißt nach meinem Verständnis: Ich optimiere das Bild am
Moni ohne Druckersimulation etc. im ECI-RGB Farbraum so, dass die
Farbstimmung möglichst derjenigen entspricht, die ich in der
Aufnahmesituation vorgefunden habe, oder derjenigen entspricht, die ich
als Künstler / Designer beabsichtige, hervorzurufen.
Und nun ist bei der Ausgabe nicht etwa das Ausgangsmaterial sondern der
Ausgabeprozess derart zu optimieren, dass meine Intention bestmöglich
erreicht wird.
Ein Workflow bei dem ich anhand einer Softproof-Darstellung im
Photoshop mein Bild im eci-rgb Modus bearbeite bis ich die gewünschte
Qualität vorhersehe hat nichts mehr mit medienneutralem Workflow zu
tun denn das Bild ist dann für einen Prozeß optimiert (vgl. Kochbuch
2).
Siehe oben mein Statement.
Für Firmen, die die Qualität in den Vordergrund stellen kann ein
solcher Workflow nicht anzustreben sein. Als Beispiel hierzu möchte
ich anbringen, dass oftmals eine bessere Reproduktion eines Scans
erzielen kann wenn ich entgegen der üblichen Empfehlungen relativ
farbmetrisch konvertiere statt perzeptiv. Wichtig ist es natürlich
das Ergebnis am Monitor freizugeben.
Solange nicht allzu viele Farben Deiner Originaldatei "out of gamut"
sind und demnach geklippt werden, kann das gut gehen, ja.
Alternativ könnte man Medienneutral einen Proofer ansteuern statt
direkt Separationen auszugeben. Gefällt das Ergebnis jedoch nicht
steht man wieder ziemlich weit vorne in der Schlange an und verläßt
den medienneutralen Weg.
Das sehe ioch aber nicht als Problem des Themas "Medienneutral" an
sondern ist IMHO eine Abstimmungsfrage mit dem Kunden / Geschmacksfrage
und auch eine Vertragsfrage. Ich arbeite gemäß AGD-Vertrag und daher
besteht im Rahmen der Auftragsbeschreibung Gestaltungsfreiheit, sprich:
künstlerische Freiheit. Wenn dem Kunden das Ergebnis nicht gefällt kann
man ja noch in gewissem Rahmen entgegen kommen und am medienneutralen
ECI-RGB Bitmap herumschrauben. Aber egal wo es danach publiziert wird,
die farbliche Gesamtabstimmung, die Anmutung wird dann auf jeden Fall
weitgehend erhalten bleiben. Und darauf wird es ja auch dem Kunden
ankommen.
Hier liegt IMHO ein ähnliches Missverständnis vor, wie das, was ich ganz
zu Anfang in diesem Posting beschrieb.
Ich zumindest kann derzeit nicht den Weg mitgehen, dass es ganz toll
ist medienneutral zu arbeiten und dass jeder dies tun sollte.
Ich schon. :-) Ich entwickle ein Werbemittel, das der Kunde z.B. morgen
in Kleinstückzahl auf der Messe haben will. Also drucke ich ihm das in
150 Auflage preiswert und schnell in der Agentur. Nach der Messe will er
eine Mailing-Aktion mit 500 Adressaten. Also ab in den Digitaldruck. Das
Werbemittel schlägt gut ein und der Kunde will 3.000 nachgedruckt haben.
Also ab damit zum Offestdruck. Und weil es dem Kunden Spaß macht, will
er es auch auf CD-ROM und Internet haben. Also schnell nach sRGB das
Ganze und ins Web gestellt.
Wie wollen Sie das ohne Verluste NICHT mit medienneutraler Datenhaltung
abwickeln??? Selbst wenn Sie aus diesem zugegebener Maßen konstruierten
Beispiel zwei Medien herausnehmen, bleibt noch genug unnötiges Geschäft
übrig, wenn man keine medienneutralen Daten erzeugt hat.
Dass es noch bestimmte Probleme gibt z.B. ob Druckereien sich darauf
einrichten können, PDF-X3 anzunehmen oder nicht, ist dabei doch eher
sekundär. Da geht es darum, in welchem Bereich denn medienneutral
gearbeitet werden soll. In meiner Agentur auf jeden Fall schon mal. Aber
deshalb muss die Druckerei doch keine medienneutralen Daten erhalten!
Die Druckerei liefert mir ihr Profil und sie erhält ein astreines
PDF-X1a und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Nur wenn die die
PDF-X1a-Datei in der Druckerei ursprünglich bei 500 Auflage digital
laufen sollte und der Kunde dann plötzlich 3.000 haben will, dann muss
ich der Druckerei natürlich ein neues PDF senden. Nur hier wäre dann ein
Vorteil der PDF-X3-DAtei zu sehen.
Stehe ich mit dieser Meinung alleine da ? Bin gespannt.
Viele Grüße,
Daniel Lowicki
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
das wünsche ich Ihnen
Clemens M. Hürten
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