Hallo Herr Bombosch,
Die Unterscheidung Mac Gamma 1.8, PC Gamma 2.2 stammt aus der Zeit vor
Farbmanagement.
Korrekt sollte es heißen:
Bearbeitung von Offsetdruckdaten - Gamma 1.8,
Arbeit in Microsoft Office-Programmen - Gamma 2.2
Hintergrund ist, dass MS-Office intern mit sRGB rechnet (=> Gamma ca. 2.2,
keine Umrechnung für den Monitor) und bei der Offset-Bildbearbeitung die
Helligkeit der mittleren Graus des Monitors (RGB 127-127-127) am besten der
Helligkeit von 50% Schwarz im Offsetdruck entspricht, wenn der Monitor auf
Gamma 1.8 eingestellt wird (wie gesagt ohne Farbmanagement, wurde z.B. mit
dem altehrwürdigen Knoll-Gamma-Progrämmchen gemacht).
Da nun in grauer Vorzeit Bildbearbeitung hauptsächlich am Mac,
Office-Anwendungen fast ausschließlich auf PCs betrieben wurde, entstand die
- ebenfalls stark verkürzte und vereinfachte - Empfehlung, Mac's auf Gamma
1.8, PCs auf Gamma 2.2 zu kalibrieren.
Empfehlung heute:
- Keine Unterscheidung Mac/PC
- Keine Rücksicht auf Office-Anwendungen (da gibt's sowieso noch kein
richtiges Farbmanagement)
- Wenn möglich alle Rechner linear auf LStar kalibrieren, da hier die
Systemoptimierung durch die direkte Anpassung an das menschliche Auge
erfolgt.
- Wenn nur alte Gamma-Technik verfügbar ist, richtet sich der Gamma-Wert
nach der Art der zu verarbeitenden Daten (unabhängig vom Betriebssystem):
A) werden hauptsächlich Offset-Daten, ECI-RGB,... verarbeitet - Gamma 1.8,
B) wird hauptsächlich Adobe-RGB verarbeitet - Gamma 2.2 .
Kleine Ergänzung zu Gamma 2.2:
Gamma 2.2 hat einen ganz dicken Haken, der sogar bei sRGB - seltsamerweise
jedoch nicht beim jüngeren Adobe-RGB - ausgebügelt wurde:
Gamma 2.2 hat eine visuell extrem flache Tiefengradation, wodurch ca. 5% der
Tonwerte völlig nutzlos im Schwarzpunkt "versumpfen". Der Rest der
Tiefengradation ist dadurch zudem stark nichtlinear - auch nicht gut für
eine saubere Tiefenzeichnung.
Eine Kalibrierung auf Gamma 2.2 ist also nur dann wirklich gut, wenn die
Daten durch Adobe-RGB schon die selbe "suboptimale" Gradation aufweisen.
(altes Kamera-Dilemma bei JPG: Adobe-RGB (gute Farbraumgröße, schlechte
Gradation) oder sRGB (schlechte Farbraumgröße, bessere Gradation) nehmen?)
Kommt nun zum in der Tiefe sehr ungünstigen Gamma 2.2 dann auch noch ein
billiges Messgerät (z.B. das weit verbreitete "Tierchen" mit den 3 Beinen),
das durch die billige, unempfindliche Elektronik die dunklen Töne nicht mehr
gut differenzieren kann, ist's mit der Tiefenzeichnung auf dem Monitor aus
und vorbei.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Hitzler
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Markus Hitzler
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Am 01.12.2005 12:00 Uhr schrieb "eci-request(a)lists.transmedia.de" unter
<eci-request(a)lists.transmedia.de>de>:
From: Bombosch <bombosch(a)av-astoria.at>
Date: Thu, 1 Dec 2005 10:39:17 +0100
To: eci(a)lists.transmedia.de
Subject: [ECI] Re: ECI digest, Vol 1 #1564 - 6 msgs
Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
Danke Herr Hürten und Herr Hitzler,
da auch das Adobe-RGB eher in den Vordergrund geschoben wurde als das
ECI, könnte ich Ihre Aussage auch nachvollziehen.
Nur zur Sicherheit: das Gamma 1,8 bezieht sich aber nur auf Mac und
bleibt am PC 2,2... oder? Also fahren wir eh die richtige Schiene, wenn
wir einen isocoated und eci workflow haben, dass wir unsere Macs auf
1,8 / D50 und unsere PCs auf 2,2 / D50 kalibrieren und unseren Kunden
das gleiche raten - sofern sie natürlich das Umgebungslicht mit in
Betracht ziehen, unser Umgebungslicht für die Bildbearbeitung ist eh
auf D50 abgestimmt.
Danke für die ausführliche Info.
Ralf Bombosch