Hallo Herr Homann!
Auch wenn schon erste Antworten vorliegen, hier noch meine dazu:
Am Tue, 23 Aug 2005 19:38:47 +0200 schrieb Jan-Peter Homann
<homann(a)colormanagement.de>de>:
Hallo Liste
Fängt man an ein medienneutrales Bildarchiv von RGB-Daten aufzubauen, so
stellt sich die Frage, ob für eine automatisierte Wandlung grundsätzlich
der fotografische Intent genommen werden kann.
Antwort Nein! Mit rel farbmetr. RI mit Tiefenkompensation sind über 80%
der Motive aus meiner Praxis (digital fotografiert und von RAW nach
L-Star-TIF entwickelt) einandfrei in ISIcoated darstellen.
In der Vergangenheit haben viele Anwender die Erfahrung gemacht, dass
die Methode "relativ farbmetrisch mit Tiefenkompensierung" bei vielen
(aber nicht allen Motiven / Zielprofilen) ein visuell besseres Ergebnis
bringt.
Ja, bei mir auch.
Muss man allerdings je nach Motiv und Zielprofil individuell beurteilen,
welche Methode die bessere ist, dann ist der große Vorteil der
vollautomatischen Umsetzung nicht mehr gegeben.
Ich habe noch nie vollautomatisch Bilder in andere Farbräume
transformiert. Ich halte zumindest die Bilddaten immer medienneutral in
L-Star (fühere Bildbestände in ECI-RGB) und platziere diese Bilder in
InDesign. In InDesign ist der rel farbmetr. RI mit TK vor-eingestellt. Bei
Bedarf kann ich je Bild abhängig vom späteren Druckverfahren besonders
kritischen Bildern den percept. RI individuell zuweisen.
Diese Problematik lässt sich teilweise lösen, indem
man für die Ausgabe
einen recht großen Referenzfarbraum (wie z.B. ISOcoated) und einen
Rendering Intent (z.B. relativ farbmetrisch mit TK) festlegt.
Also im Workflow erst von RAW / Kamera nach einem der bekannten
RGB-Farbräume, bzw. sofort nach ISOcoated um von dort dann nach anderen
CMYK-Farbräumen zu transformieren? Halte ich gar nichts von, solange man
nicht dazu Tools einsetzt, die auch den Schwarzaufbau aus ISOctd
entsprechend behandeln und im neuen Zielfarbraum angemessen umsetzen.
Einer direkten RGB nach CMYK-Transformation in den Druckfarbraum halte ich
diese Vorgehensweise aber unterlegen.
Bevor die RGB-Daten ins medienneutrale Archiv übernommen werden, findet
ein CMYK-Softproof mit dem gewählten Referenzfarbraum und Rendering
Intent statt. Zeigt ein spezielles Motiv für relativ farbmetrisch mit TK
ein Clipping, so werden die entsprechenden Farbbereiche vorsichtig
entsättigt, bis das Clipping für dieses Motiv beseitigt ist.
Nutzt man umgekehrt grundsätzlich den fotografischen Intent, dann wird
es des öfteren vorkommen, dass viele (aber nicht alle) Motive einen
leichten push in der Sättigung ganz gut vertragen können.
Da es in den Abonnenten dieser Mailingliste eine Reihe von Betreibern
medienneutraler Bildarchive gibt, würde ich mich freuen zu folgenden
Fragen Statements zu bekommen:
- Wird die Masterdatei mit zugeschaltetem
CMYK-Softproof erstellt ?
Nein, nie! Grund: Die Datenflut. Alle Daten bleiben in RAW
und ausgewählte
Aufnahmen werden nach L-Star-RGB-TIF "entwickelt" und mit archiviert.
- Wenn ja, welches Profil wird dafür genommen ?
L-Star-RGB, nie ein CMYK
- Wenn ja, welcher Rendering Intent wird verwendet ?
Antwort entfällt. Bei späterer RGB nach CMYK-Transformation nie
automatisiert sondern immer manuell / visuell Entscheidung über den
anzuwendenden RI.
- Wenn ja, gibt es systematische Tests und Freigaben,
für Profile und
Rendering-Intent, wenn auf andere Zielfarbräume umgesetzt wird ?
Nein
- Falls mit dem fotografischen Intent gearbeitet wird:
Werden
grundsätzlich alle verwendeten Ausgabe-Profile mit einer
Profilierungssoftware erstellt ?
entfällt
- Falls Druckdienstleister eigene Profile zur
Verfügung stellen: werden
diese mit der eigenen Profilierungssoftware nochmals neu berechnet ?
Nein. Ich
arbeite nur mit einer einzigen Druckerei zusammen, die
individuelle Druckprofile bereit stellt. Diese Profile verwende ich im
Rahmen des oben beschriebenen InDesign-Workflows, ohne diese Profile
aufgrund von Messdaten neu zu berechnen. Diese Druckerei aus Neheim
liefert hochwertige Drucke. Für alle Standard-Drucke, bei denen auch
Farbabweichungen in engen Grenzen zulässig sind, arbeite ich wegen seiner
günstigen Preise mit einem bekannten Druckhaus in Berlin zusammen und
verwende dort die ISO-Standard-Profile.
Vielen Dank, für evt. Antworten, die hoffentlich für alle Anwender, die
in diese Richtung arbeiten, ganz aufschlussreich sein dürften.
Grüße aus Berlin
:-) Jan-Peter Homann
--
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag
das wünscht Ihnen
Clemens M. Hürten
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