Guten Tag Herr Fronia!
Abweichend von meiner zuletzt gestellten Frage, die mit dem Vorschlag
"Proofen in der Druckerei" bei gleichzeitigem Repsektieren der ISO und des
PSO verbunden war, arbeite ich zurzeit mit "meiner Lieblingsdruckerei" mit
deren ICC-Profilen.
Die Druckerei stellt die Profile im Web zum Download bereit. Ich erstelle
Druckdaten in dren CMYK-Farbraum und erhalte auf Wunsch von der Druckerei
auch einen Proofdruck. Bisher hat sich dieser Proof visuell nur
erstaunlich gering von den Drucken unterschieden, die ich mit meinem
Farblaser erstelle und dem Kunden während des Werdegangs des Projektes
(z.B. Prospekt) vorlege.
Ich sage dem Kunden bei Vorlage dieser Drucke immer, dass der endgültige
Farbeindruck nur aus dem Proofdruck der Druckerei zu ersehen ist.
Bisher ging diese Vorgehensweise gut, weil fast immer genügend Zeit dafür
da war,
a) für den Versand der Druckdaten auf CD
b) für die Prooferstellung der Druckerei und Zusendung des Proofdrucks
c) für die Freigabe durch den Kunden
Ich habe bisher nicht geprüft, inwiefern die Druckerei den PSO einhält.
Ich prüfe, ob mein Monitor, auf dem ja meine Creationen entstehen und der
daher der Maßstab ist, den gleichen Gesamt-Farbeindruck zeigt, wie das
spätere Druck-Ergebnis. Und diese Forderung ist erfüllt.
Eventuell ist sie nur deshalb erfüllt, weil hier weder PSO noch ISO
berührt werden. Wir sind letztlich beim "Hausstandard" der Druckerei
angelangt. ABER... im Gegensatz zu früheren Zeiten ist dieser
"Hausstandard" durch ICC-Profile sorgfältig und genau genug beschrieben.
Wenn ich einen ordnnungsgemäß eingerichteten Proofdrucker hier betreiben
würde und würde mit dem ICC-Profil der Druckerei einen Proof erstellen,
müsste der genau so aussehen, wie der von der Druckerei sowie wie das
spätere Druckergebnis.
Leider hebeln wir (die Druckerei und ich) den PSO und die ISO auf diesem
Weg aus. Das böse Erwachen kommt spätestens dann, wenn mein Kunde die
ersten 250 Auflage als Vorabdruck zum Testen via Digitaldruck
(tonerbasiert) beziehen will, und die spätere hohe Auflage per Offset.
Deshalb favorisiere ich immer noch den von mir hier vorher vorgestellten
Weg, den Kontraktproof von der Druckerei ausführen zu lassen. Bisher hat
noch keiner der Diskussionsteilnehmer bestritten, dass dann die von mir
propagierte Auftrags- und Rechtssicherheit tatsächlich eintritt.
Zudem wird bei meinem Vorschlag der ISO / PSO Standard respektiert, sofern
der von der Druckerei erstellte Proof mit Medienkeil innerhalb der
zulässigen Toleranzen liegt. Würde ich jetzt, gemäß vorigem Beispiel, den
Auftrag mit Vorab-Auflage an eine Digitaldruckerei geben wollen, müsste
ich dieser den von der Offsetdruckerei erstellten Proofs senden. Und der
muss nun im tonerbasierten Druckverfahren eingehalten / erreicht werden.
Da ich meinen Kunden aber immer darauf hinweise, dass Toner-Farbauftrag
einen anderen Farbeindruck vermittelt, als Offsetfarbauftrag und daher
gewisse Abweichungen unvermeidlich sind, wird mein Kunde bei Abweichungen
mir nicht gerade ins Gesicht springen. Zumal es nur eine kleine
Vorab-Auflage ist.
Ich beschäftige mich deshalb so intensiv mit dem Thema Proof, weil ich
dabei bin, mein eigenes Druckangebot aufzugeben und statt dessen Proofs zu
erstellen, nach denen die Digitaldrucker (tonerbasiert) drucken müssen.
Übrigens habe ich bisher noch keinen Digitaldrucker gesehen
(tonerbasiert), der nach ISO oder PSO konform gedruckt hat.
--
Freundliche Grüße aus Stuttgart
Clemens M. Hürten
IdeeCreativ - Strategie & Werbung
http://www.ideecreativ.de
Am Fri, 4 Feb 2005 11:10:34 +0100 schrieb Fronia, Tobias
<t.fronia(a)neef-stumme.de>de>:
Hallo Herr Hürten,
ich hätte die Lage bei der täglichen Produktion nicht trefflicher
beschreiben können. Aufgrund der immer kürzer werdenden Produktionszeiten
möchte ich dies aber gern auch auf höhere Auflagen ausweiten, denn für
solche 'Spielereien' bleibt grundsätzlich keine Zeit, sondern es wird
später
über weltlichere Dinge als Farbe diskutiert...
Auch ich habe leider kein Patentrezept für das Dilemma, würde Ihre
Aussage
zum Respekt der Standards gern ergänzen um die Akzeptanz der aktuell
eingeräumten, gültigen und machbaren Toleranzen.
Eine Einschränkung hätte ich aber noch. Mir ist bewusst, dass im
MedienStandard Druck ein Gegenproof in der Druckerei vorgesehen ist.
Selbst
wenn dies finanziell und zeitlich in irgend einer Weise abzubilden wäre,
stellt sich die Frage, was passiert, wenn dieses Druckerei-Proof nach PSO
selbst, genau wie der Lithoproof, den MedienStandard Druck - überprüft
durch
den MedienKeil - einhält aber im optischen Eindruck von diesem
inakzeptabel
abweicht. Wer korrigiert dann die Bilddaten, wer trägt die Kosten, wer
übernimmt die Verantwortung für die Daten. Das ist normaler Weise Job des
Lithopartners. Ich in dessen Situation, würde mich unter den
geschilderten
Umständen, die leider Realität sind, nicht darauf einlassen, da die
'Schuld'-Frage nicht geklärt werden kann. Genauso wenig wie die
Druckerei,
denn hier ist i.a.R, das KnowHow für Bildbearbeitung naturgegeben weniger
ausgeprägt und das Ergebnis vermutlich schlechter und eine einfache
automatisierte CMYK zu CMYK Profilkonvertierung wird es nicht retten.
Sollte mit dem eingesetzte Bedruckstoff der PSO nicht erreichbar sein und
das Druckerei-Proof naturgegeben noch heftiger vom Litho-Proof abweichen,
ist zum einen vorab ein allein zu Lasten der Druckerei gehender Andruck
nötig und das Problem noch größer.
Mir recht aber schon der erst geschilderte Fall als Aufgabenstellung.
Gruß, T. Fronia