Date: Fri, 19 Jun 2009 10:53:00 +0200
From: Claudio Wilmanns <wilmanns(a)uni-wuppertal.de>
Sie meinen sicher den unterschiedlichen
"Weißpunkt" der beiden
Profile, also die Bezugslichtart auf die ein Beobachter zum Zeitpunkt
der Profilerstellung (vollständig) adaptiert ist (sein sollte):
Adobe RGB (1998): Bezugslichtart D65
eciRGB/eciRGBv2: Bezugslichtart D50
Die Bezugslichtart (der "Weißpunkt") des CIELAB Profile Connection
Space (PCS) bezieht sich für ICC-Profile immer auf D50. [1] S. 9,15,19
Je nachdem mit welchem Programm Sie sich die Farbräume visualisieren
lassen kann es vorkommen, dass der Weißpunkt von Adobe RGB (1998) ohne
Berücksichtigung einer chromatischen Adaption in CIELAB umgerechnet
wird. In diesem Fall scheint der Weißpunkt nicht exakt auf der L*-
Achse zu liegen. Ein Grund dafür liegt darin, dass dem Adobe RGB
(1998) Profil die Informationen fehlen, wie die chromatische Adaption
durchzuführen ist und das Programm nimmt an, dass die Farbwerte sich
auf die Lichtart D50 beziehen "ChromaticAdaptationMatrix must be
stored in the chromaticAdaptationTag, 'chad' (63686164h), when the
actual illumination source is not CIE D50." [1] S. 77
Jede absolut farbmetrische Farbumwandlung sollte bei der Umwandlung
zwischen zwei Farbprofilen mit unterschiedlichem Weißpunkte auch eine
Weißpunktverschiebung vornehmen.
Die von Ihnen angesprochene Matrix erlaubt lediglich eine exaktere
Übereinstimmung in den gewählten Methoden dieser Weißpunktverschiebung.
Falls die Weißpunktverschiebung nicht gewünscht ist kann eine relativ
farbmetrische oder fotografische Übertragungsart gewählt werden.
Richtig wäre es, wenn unter Berücksichtigung der
chromatischen
Adaption von Adobe RGB (1998) D65 nach CIELAB D50 umgerechnet wird, in
diesem Fall würde der Weißpunkt wieder exakt auf der L*-Achse liegen.
Das Weglassen der Weißpunktverschiebung sollten die meisten
Farbraumbetrachter auch ermöglichen. Denoch wird aus gutem
Grund eine Darstellung mit absolut farbmetrischer Farbumwandlung und
dadurch mit Weißpunktverschiebung angestrebt, um so einen neutralen
Vergleich zweier Farbräume zu ermöglichen.
Was Sie vorschlagen ist eine Farbraumdarstellung von vornherein zu
deformieren. Damit aber verliert eine Farbraumdarstellung an Exaktheit.
Stellen Sie sich bitte einen D65 kalibrierten Monitor vor und
daneben einen Normlichkasten mit der üblichen D50 Beleuchtung und einem
Simulationsdruck darin.
Die Darstellung der Monitor-und Simulationsfarbprofile wird in einem mit
absolut farmetrischer Übertragung arbeitenden Farbraumbetrachter
eindeutige Rückschlüsse ergeben.
Auch für die Übertragung der Bilddaten aus einem D65 (sRGB/AdobeRGB/...)
in den Simulationsfarbraum ist die Darstellung sinnvoll. Dabei wird die
Erfordernis sichtbar, das der Medienweißpunkt angepasst werden muss.
Das löst natürlich spontane Fragen beim Betrachter aus und soll es auch.
Auf eine dieser Fragen haben Sie ganz oben auch schon sehr schön
geantwortet.
Mit freundlichen Grüßen
Kai-Uwe Behrmann
--
Programmierung für Farbmanagement
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