Hallo Freunde der "Schwarz(bunt)en Kunst"
Heute hatte ich Besuch von der Papier Union.
Hab die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und die
Frage nach optischenaufhellerfreiem Papier gestellt.
Antwort:
Es gibt so gut wie kein Papier ohne optische Aufheller.
Macht ja auch nicht so viel Sinn, da die Druckwelt
möglichst weißes Papier, möglichst günstig einkaufen möchte.
Ob dem Problem, wie von Herrn Schützenhofer beschrieben, beizukommen
ist, kann ich auch nicht beantworten.
Ich denke auch daß andere Verschiebungen entstehen.
Einen oder mehrere Versuche ist es wert.
mfG
k.pemöller
p.r.o.medien hamburg
Widmer Erwin schrieb:
Sehr geehrter Herr Schützenhofer,
Offenbar haben Sie auf Ihr erstes Mail keine Antworten erhalten. Ich habe
mit Ihrer Problematik keine praktischen Erfahrungen und kann schlecht
abschätzen, ob es mit Ihrer vorgeschlagenen Methode möglich ist die
Fehlmessungen, die durch die optischen Aufheller im Papier verursacht
werden, mathematisch zu korrigieren. Meine Erfahrungen bei anderen
Fehlleistungen der Spektralfotometrie ist derart, dass solche mathematischen
Korrekturen zumindest neue Fehler verursachen, aber normalerweise nicht
empfehlenswert oder gar unmöglich sind.
Man müsste das Problem dort anpacken, wo es entsteht. Das heisst, für
Testdrucke für die Profilherstellung sollte Papier verwendet werden, das
keine optischen Aufheller enthält. Ob dieses Vorgehen praktikabel ist, weiss
ich nicht.
Bei Farbmessungen für die Farbherstellung gibt es in den entsprechenden
Normen eine Vorschrift über das zu verwendende Papier. Es muss unter anderen
frei von optischen Aufhellern sein. Ob es drucktechnisch sich wie ein
Auflagepapier verhält, müsste geprüft werden. Dieses Papier besitzt die
Bezeichnung APCO II/II. Es wird für die Druckfarbenhersteller von der Ugra
spezifiziert, eingekauft und kontrolliert. Dort könnte solches Papier auch
bezogen werden.
Mit freundlichen Grüssen:
Erwin Widmer
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ASchuetzenhofer [SMTP:as@klartext-online.de]
Gesendet am: Montag, 28. Mai 2001 11:07
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: [Eci] Papierton
Hallo zusammen,
ich habe eine Bitte an alle Entwickler, Programmierer und
Profilerstellungsprogrammhersteller: Bitte überprüfen Sie folgende
Überlegungen auf Richtigkeit und Anwendbarkeit.
Es geht um die optischen Aufheller, die die Meßwerte bei hellen
Offsetpapieren verfälschen. Solange es noch keine Möglichkeit gibt,
"bereinigte" LAB-Werte zu erhalten und es dahingehend noch keine
Lösungen gibt, könnte man ein Verfahren anwenden wie nachfolgend
beschrieben. Allerdings stützt sich dieses Verfahren auf Überlegungen,
die verifiziert werden müssen.
Also: Da ja nach dem Messen der Charts zur Profilerstellung die Meßwerte
durch den Einfluß von optischen Aufhellern bei entsprechend behandelten
Papieren vor allem in den Lichtern und Vierteltönen und das Papierweiß
selber einfach zu blau sind, geht das Profilerstellungsprogramm folglich
von blauem Papier aus. Aufgrund dieser Werte wird dann für die
Berechnung der Rendering Intents auf Absolut Weiß die Papierfärbung
herausgerechnet. Durch den Whitepoint-Tag wird dann nachher bei
gewünschter Papiertonsimulation die Papierfarbe wiedereingerechnet, was
auch alles gut funktioniert - solange das betreffende Papier auch blau
wäre.
Da das Papier aber weiß ist und oft gerade durch den Einfluß von
optischen Aufheller "noch weißer" erscheint, könnte man den
Whitepoint-Tag auf z.B. L=X, a=0 und b=0 ändern, was aber vor allem
deswegen problematisch ist, da intern bei der Berechnung der Rendering
Intents und auch bei der Separation von z.B. L=X, a=1 und b=-5
ausgegangen wird, also trotzdem von LAB nach CMYK rechnet als ob man auf
blauem Papier mit den Werten L=X, a=1 und b=-5 druckt, ungeachtet der
Änderung des WPTags.
Folglich sind die Werte, die laut Profil den Werten
L=0,1,2,...,98,99,100 zugeordnet sind, entgegengesetzt zu blau
verschoben, da blaues Papier aus dem Gesamtfarbraum herausgerechnet
wurde. Die Graubalance im Profil ist meiner Meinung nach auch keine
wirkliche Graubalance, sondern beschreibt einfach nur die Werte, die
nach dem Berechnen nach D50 stehenbleiben, also eine Graubalance, die
nur für den LAB-Wert L=100, a=0 und b=0 als Weißpunkt bei Betrachtung
unter 5000 Grad Kelvin Gültigkeit hat - blaues Papier in diesem Fall
vorausgesetzt.
In der Praxis kann man bei sehr hellen Offset-Papieren mit einem
Weißpunkt von absolut Weiß sehr gut leben. Bei hellen Proofpapieren ist
meistens jegliche Papiertonsimulation sowieso schon zuviel, egal ob blau
oder andersfarbig. (Meiner Meinung nach wird das L generell etwas zu
"dunkel" gemessen.)
Aufgrund von einigen Tests vermute ich, daß bei der Herausrechnung des
Papiertons das Feld verwendet wird, welches im Target den CMYK-Wert
0-0-0-0 hat. Ich vermute ebenso, daß das Papierweiß prinzipiell in etwa
genau umgekehrt herausgerechnet wird wie es nachher wieder
hineingerechnet wird. Ebenso vermute ich (in diesem Zusammenhang nicht
zwingend relevant), daß der Einfluß von optischen Aufhellern auf die
Meßgeräte sich densitometrisch verhält, also umgekehrt proportional zur
Flächendeckung durch das Raster. (Man hat ja überall wo Farbe ist 100%
Deckung, den Halbton sieht ja nur das menschliche Auge. Also wird immer
nur prozentual soviel optischer Aufheller reflektiert, wie nicht durch
das Raster bedeckt wird - bei 40% "echtem" Rasterton auf dem Papier
genau 60%, bei 30% wären es 70%, letztendlich so, als ob blaues Papier
dort wo keine Rasterpunte sind durchscheint.)
Das alles bringt mich auf folgenden Gedanken: wenn für die
Herausrechnung des Papiers der dem im Target zugeordnete Wert
CMYK=0-0-0-0 verantwortlich ist (wie für die Hineinrechnung), dann
könnte man in der Meßdatei den daraus resultierenden LAB-Wert nach der
Messung einfach verändern - und zwar auf den doppelten Abstand von a=0
und b=0 zu dem tatsächlich gemessenen Weißpunkt. Beispiel: wenn man a=1
und b= -5 mißt, den Wert auf a=2 und b=-10 setzen und alle anderen Werte
unverändert lassen. Da LAB gleichabständig ist, dürfte das für die
Berechnung ohne Probleme funktionieren.
Das Ziel ist es, nicht von tätsächlich gemessenem (verfälschtem)
Papierton nach D50 zu rechnen, was die Verwendung von blauem Papier
voraussetzt. Es wird sonst ein Papierton aus den Farben herausgerechnet,
der gar nicht vorhanden ist. Der Farbraum tendiert aufgrund der falschen
Messung nach komplementär zu blau, was er aber in Wirklichkeit nicht
darf. Für das Profil ist das Papier auch blau und es wird ganz normal
nach absolut weiß aufgrungd blauem Papier herausgerechnet. Der Farbraum
bezieht sich weiterhin auf a=1 und b=-5.
Falls das Berechnungsziel aber a/b = 0 sein soll, verdoppelt man den
Abstand zu 0, allerdings nur für die Berechnung. Die Meßwerte in den
Farben bleiben wie sie sind mit Papierfärbung a=1 und b=-5. Wenn nun mit
a=2 und b=-10 das Papier aus Werten, die sich auf die Hälfte der Distanz
beziehen herausrechnet, müßte 0 herauskommen, man müßte also das nur für
das Meßgerät und Profilerstellungsprogramm vorhandene blaue Papier durch
die Verdoppelung des Abstandes nach L=X und a/b=0 auf neutral
herausrechnen können. Man darf nachher nur nicht vergessen, den jetzt
noch blaueren Weißpunkt zu editieren, und zwar auf a/b=0. Das Ergebnis
dürfte ein "echtes" D50 Profil (falls man auch L auf 100 setzt) sein.
Falls das funktioniert, könnte man das ganze noch insoweit verfeinern,
indem man den gewünschten Papierton (falls er nicht komplett neutral
sein soll) mit den falsch gemessenen Werten so verrechnet, daß richtig
auf den gewünschten Ton herausgerechnet wird.
Meine bisherigen Versuche haben genau das ergeben. Es müßte allerdings
wissenschaftlich und mathematisch verifiziert werden. Falls es aber
funktioniert, wäre es vielleicht eine Möglichkeit mit diesem Problem
umzugehen, zumindest solange es keine bessere Lösung gibt - idealerweise
von vorne herein korrekte Meßwerte.Vermutlich ist die Angelegenheit auch
nicht so einfach wie von mir angenommen, da man eventuell spezielle
Berechnungsalgorhytmen verwenden muß.
Allerdings wäre dieses Verfahren für Anwender gut geeignet, da sämtliche
bestehenden Werkzeuge zur Verfügung stehen. Es muß nur die Meßwertedatei
und nachher der Whitepoint-Tag im Profil geändert werden. (Allerdings
beziehen sich die Profilerstellungsprogramme auf z.T. unterschiedliche
Felder - das IT8 7/3 hat zwei Felder, die für die Berechnung der
Papierfarbe in Frage kommen.)
Es wäre klasse, wenn diese Überlegungen entsprechend überprüft werden
können. Auf Feedback bin ich sehr gespannt, bitte auch wenn jemand meint
das das alles Unsinn ist.
Grüße, Andre Schützenhofer << Datei: Card for ASchuetzenhofer >>
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