Hallo Dietmar, hallo Liste,
Hallo Markus, Jan-Peter, Liste,
Markus Deine fotografischen Erfahrungen bezüglich der Lichterzeichnung
beziehen sich, wenn ich das richtig interpretiere auf fotografische
Dichten und da hast Du Recht. Im Dichten angegeben ist in den hellen
Bereichen die Detailerkennung deutlich größer als in den dunklen Stufen.
Das gilt aber nicht für L*.
Stimmt: die Detailerkennung wird in L* korrekt beschrieben.
Da hast Du vollkommen recht.
Es geht aber um etwas anderes, ganz "unwissenschaftliches": das Bild/Motiv.
Durchschnittliches Bild:
- Hauptmotiv im Bereich L25-L100,
- Schwerpunkt zwischen L50 und L75
- L0-L25 häufig weniger bildwichtig
=> statistisch kritischere Bewertung von Fehlern im Bereich L25 - L100 (im
durchschnittlichen Bild/Motiv bei messtechnisch gleichen Delta L* Werten).
Oder ganz einfach: Man schaut in einem Bild erst auf die Wiedergabe der
Gesichter, dann auf die Durchzeichnung der schwarzen Lederschuhe.
Für die Praxis (fotografische Aufnahme bzw. Scannen):
- L50-L100: genauere Daten bei 1,8 (kleineres Delta E zwischen zwei Punkten)
- L25-L50: Genauigkeit von 1,8 und 2,2 nahezu identisch.
- L5-L25: genauere Daten bei 2,2
- L0-L5: Rauschen, irrelevant, siehe unten
Bezüglich Deiner Angaben die Tonwerte betreffend ist der Bereich bis L=5
praktisch nicht relevant, da kaum ein Gerät diese tiefen L-Werte
erreicht.
Stimmt - auch hier sind wir absolut einer Meinung. L0-L5 ist irrelevant.
Gamma 2,2 benötigt 25 Stufen für L0 - L5.
=> 10% der Koordinaten für die Beschreibung des Rauschens
=> 10% der Koordinaten gehen für Bildinformation verloren
Gamma 1,8 ist hier fast linear
=> 5% der Koordinaten für die Beschreibung des Rauschens
=> ca. 10 Stufen MEHR zur Speicherung von BILDINFORMATION (bei 8 bit)
In allen anderen Bereich ist ein Gamma 2,2 deutlich
linearer und damit
besser geeignet.
Gamma 2,2 ist oberhalb von L*=25 linearer - ist völlig korrekt. Ob's deshalb
geeigneter ist, hängt von der weiteren Verarbeitung ab:
Im Workflow ohne Farbmanagement hat die absolute Linearität des
Speicherfarbraums höchste Priorität. Informationsverluste durch zu viele
Koordinaten im Schwarz zugunsten einer lineareren Anordnung sind akzeptabel.
Dort ist Gamma 2,2 der bessere Kompromiss - völlig richtig.
Die absolute Linearität ist aber für einen Speicherfarbraum bei Einsatz von
Farbmanagement von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist, dass keine stark
wechselnden und extremen Koordinatenverteilungen bzw. bei Kurvenbetrachtung
keine "Unstetigkeitsstellen" (Sprünge, Knicke, starke Steigungsveränderung,
...) auftreten.
Für professionelle Daten ist das wesentliche Kriterium der BILDRELVANTE
INFORMATIONSGEHALT einer Datei. Gamma 1,8 vermeidet die "Rauschverluste" von
Gamma 2,2 und benutzt diese Stufen zur genaueren Speicherung des
bildrelevanten Helligkeitsbereichs L50-L100.
Man kann im Druck schließlich nur die Information wiedergeben, die in der
Datei enthalten ist - egal ob linear oder nicht linear gespeichert.
Ich wäre aber durchaus interessiert - wie Karl
vorgeschlagen hat - vom
Gamma weg hin zu einer linearen L-Achse einmal Versuche anzustellen. Ein
Vorgehen, das übrigens von Prof. Richter bei der BAM schon länger nicht
nur für die L-Achse, sondern auch für die Drucker-Linearisierung in Lab
getestet und verwendet wird.
Mit einer solchen Vorgehensweise würden wir uns natürlich von der
aktuellen Praxis etwas entfernen. Wir müssten also gleichzeitig die
sinnvolle Umsetzung in praktische Arbeitsabläufe klären.
Vielen Dank Dietmar für das Angebot! Tests können wir gerne zusammen machen.
Vor allem was die Kompatibilität mit Systemen ohne Farbmanagement anbetrifft
fehlen noch Versuchsergebnisse. Dort wären vor allem Deine Erfahrungen aus
Labortests diverser Kameras von Consumer- bis Profilmodell von immensem
Wert!
Weiter technische Details sollten wir vielleicht
"Offline" klären, sonst
denken die Listenmitglieder nur, wir würden uns streiten obwohl wir
lediglich auf diesem Wege diskutieren. Die Ergebnisse sollten wir
natürlich wieder allen mitteilen.
O.k. - auch ich hoffe, es ist bei niemandem so angekommen.
In den grundsätzlichen Fakten sind wir uns ja einig.
Die Bewertung der Fakten unterscheidet sich aber zwangsläufig, wenn man
entweder die Kompatibilität mit semiprofessionellen, Amateur-, sowie Video-
und Multimediasystemen sucht, oder aber einen durchgängigen
Farbmanagementworkflow (beim Profifotograf bzw. Druckvorstufe/Druck)
voraussetzt.
Beides hat seine Berechtigung und führt zur Wahl verschiedener Kompromisse.
Gamma-Technologie ist eben immer nur ein (heute leider noch nötiger)
Kompromiss.
Viele Grüße,
Markus Hitzler
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Markus Hitzler
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