Hallo Herr Beisch,
vielen Dank für Ihren fundierten Beitrag.
Als zweites muss ich mich entschuldigen, dass es die
versprochene
Anleitung für RGB-ICCs auf meiner Website noch nicht gibt. Ich bin
augenblicklich auf mehreren "Baustellen" beschäftigt und hatte
einfach noch nicht die nötige Zeit.
Ich dachte schon, ich hätte etwas überlesen. Mit der vielen Arbeit kann ich
Ihnen nachfühlen. Wir erwarten aber mit großer Spannung Details.
Die Druck-Targets zur Profilerzeugung sind in der
Regel so aufgebaut,
dass
sie hervorragende Ergebnisse liefern, wenn das Drucksystem, wie oben
beschrieben, kalibriert ist. Schließlich beschreibt so ein Target nur
einen
kleinen Teil dessen, was das ICC später leisten muss. Der Rest muss
interpoliert werden. Klar das die Ergebnisse bei einem kalibrierten
Drucker,
bei dem die Abstände zwischen den einzelnen Messpunkten regelmässig
und über den gesamten Farbraum verteilt sind zu deutlich besseren
Profilen führt. Im Fall von RGB-Profilen kommt erschwerend hinzu, dass
die Hersteller von ICC-Software hier scheinbar eine Ausgangssituation
erwarten, bei der die Graubalance bereits gut voreingestellt ist.
Anders lässt
es sich kaum erklären, warum die angebotenen Target meist mit derart
wenigen Farbfeldern ausgestattet sind. Findet dann noch eine interne
Glättung der Messwerte statt, wird das Profil in der Regel unbrauchbar.
Ich habe bewußt nicht mitgeteilt, mit welcher Software ich vor kurzem
Versuche mit hohen Meßfeld-Zahlen (>1700!!) gefahren habe.
Bei diesem "neuen" Programm war es sogar teilweise so, daß Meßwerte
offensichtlich nicht angenommen wurden. Entweder weil eine automatische
Einlesung durch falsche Abgrenzung der Meßfelder (bei gemischter
Target-Ausgabe) versagte oder weil die Werte schlicht nicht akzeptiert
wurden, was auch passierte wenn man einen "falschen" Streifen eingelesen
hat.
Das bedeutete aber dann in der Konsequenz, daß das Profil überhaupt nicht
erstellt werden konnte, fatal!
Außerdem trat noch ein weiteres, sehr unschönes Problem auf, dessen Ursache
mir noch nicht klar ist: der resultierende Farbraum eines solchen Profils
aus 1700 Meßwerten war MASSIV (!!) kleiner als bei dem aus 135 Meßwerten mit
PrintOpen 3.1 gemessenen. Zumindest behauptet das in Corel Photopaint 10 die
Gamutwarnung. Der unterste druckbare Wert laut Gamutwarnung bei relativer
Farbmetrik betrug RGB 70! Das erscheint mir nicht plausibel!
Da kommen mehrere Gründe in Frage: andere Software, andere
Berechnungsroutinen, andere dE-Toleranzen, anderes Meßgerät.
Bei der Graubalance trat dasselbe Problem wie bei PrintOpen 3.1 auf, man
weiß als Anwender nicht Recht, wo man mit der Korrektur ansetzen soll, weil
die Werte offensichtlich relativ bezogen auf den Schwarzpunkt sind und nicht
auf eine Testdatei, die wirklich von RGB 0,0,0 bis RGB 255,255,255 reicht.
Ich werde jetzt mal versuchen, mir eine Testdatei zu machen, die bei dem
untersten druckbaren Schwarz beginnt (RGB bei Leinwand 37,37,37) und sich
gleichmäßig in 10% -Sprüngen bis RGB 255,255,255 verteilt, die Differenzen
einmessen mit Colorshop und diese Werte bei Print Open für die Korrektur der
Prooftabelle nehmen, dann könnte es funktionieren...
Einen schönen Sonntag noch und
viele Grüße aus Schwanheide
Dr. Arthur A. Keller
Kunsthaus Schwanheide
Malerei/Fotografie/Grafik/DTP
Zweedorfer Strasse 127, 19258 Schwanheide
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----- Original Message -----
From: "Clemens Beisch" <c.beisch(a)color-knowhow.de>
To: <eci(a)lists.transmedia.de>
Sent: Sunday, June 06, 2004 12:17 PM
Subject: Re: [ECI] Graubalance in RGB-Profilen mit PrintOpen 3.1
> Hallo Herr Keller,
>
> zuerst wünsche ich allen einen wunderschönen Sonntag Morgen.
Als zweites muss ich mich entschuldigen, dass es die
versprochene
Anleitung für RGB-ICCs auf meiner Website noch nicht gibt. Ich bin
augenblicklich auf mehreren "Baustellen" beschäftigt und hatte
einfach noch nicht die nötige Zeit.
>
> Zu Ihrem Problem:
> Wir müssen zwei Dinge von einander Trennen. Zum einen die
> Linearisierung und zum anderen die Graubalance.
> Wenn wir im klassischen Sinne von einer Linearisierung sprechen,
> reden wir von dem festlegen des Maximalwertes pro Farbkanal und
> der anschließenden Kalibrierung der Tonwerte zwischen dem
> Papierweiß und dem ermittelten Wert. Entweder tatsächlich linear
> oder unter Einbindung einer gewollten Tonwertzunahme.
> Dies kann mittels Dichtewerten oder L-Werten erfolgen. Beides ist
> möglich, sollte uns aber zu diesem Zeitpunkt nicht in eine weitere
> Diskussion führen. Wird ein Drucker auf diese Art und Weise
> voreingestellt, sind die einzelnen Farbkanäle "linear". Das bedeutet
> aber keinen Falls, dass 3x der gleiche Eingabewert in Cyan, Magenta
> und Yellow in der Ausgabe einen neutralen Farbton ergibt.
> BEST arbeitete bis zur Version 4.6x mit dieser Art der Linearisierung.
> Den Gesamtfarbauftrag lasse ich jetzt ganz bewusst bei Seite.
>
> Üblicher und sinnvoller ist bei Tintenstrahldruckern jedoch eine
> Kombination aus Linearisierung und Graubalance.
> Hierbei werden meistens Cyan und Schwarz, wie oben beschrieben,
> linearisiert. Für jeden Cyan-Wert werden dann Magenta und Yellow
> Werte gesucht, die im Zusammendruck ein neutrales Grau ergeben.
> Wurden für die gewollte Tonwertzunahme sinnvolle Werte gewählt
> (hierauf hat der Anwender leider meist keinen Einfluss), kann man nach
> erfolgter Kalibrierung je einen Graustufenkeil nur aus Schwarz oder
> dreifarbig ausdrucken und erhält Neutralwerte ähnlicher Helligkeit.
>
> Nach dieser Variante arbeiten die meisten hochwertigen RIPs, wie
> z.B. EFI/BEST 5.x oder Harleqin RIPS mit Golden State Utility.
>
> Vorteil: Durch Nachkalibrierung lässt sich das Drucksystem jederzeit
> so justieren, dass ein zuvor erstelltes ICC weiterhin verwendet werden
> kann. Die Kombination aus Linearisierung und der Justage
> der Graubalance führt hierbei zu sehr gut reproduzierbaren Ergebnissen.
>
> Jetzt zum Thema RGB-Druckertreiber:
>
> Hier lasse ich die Themen Papier Metamerie und optische Aufheller aussen
> vor um das Vorgehen nicht unnötig zu verkomplizieren.
>
> Auch hier eine kurze Erläuterung vorab.
>
> Eigentlich sprechen wir im Falle von EPSON Druckern nicht von RGB
> sondern von CMY(K). Schalten wir im Druckertreiber die Funktion
> "Keine Farbanpassung" ein, wird uns für jeden CMY-Wert (Blau+Grün,
> Rot+Blau, Rot+Grün) eine reine Druck-Primärfarbe ohne Farbmischung
> ausgegeben. Auf K haben wir keinen Einfluss, da dieses bei Mischfarben
> und dunklen Tönen automatisch hinzukommt - deshalb müssen wir es
> hier weiter nicht betrachten und können uns auf CMY/RGB konzentrieren.
>
> Theoretisch lässt sich jeder dieser Drucker auch ohne weitere
> Vorbereitung
> mit einem ICC-Profil beschreiben. In der Praxis stösst man jedoch häufig
> auf Probleme. Eines davon haben Sie beschrieben.
>
> Was ist nun der Grund für die Graubalance-Probleme und wie kann man sie
> umgehen (wie gesagt abgesehen von Metamerie und optischen Aufhellern
> im Papier).
>
Die Druck-Targets zur Profilerzeugung sind in der
Regel so aufgebaut,
dass
sie hervorragende Ergebnisse liefern, wenn das Drucksystem, wie oben
beschrieben, kalibriert ist. Schließlich beschreibt so ein Target nur
einen
kleinen Teil dessen, was das ICC später leisten muss. Der Rest muss
interpoliert werden. Klar das die Ergebnisse bei einem kalibrierten
Drucker,
bei dem die Abstände zwischen den einzelnen Messpunkten regelmässig
und über den gesamten Farbraum verteilt sind zu deutlich besseren
Profilen führt. Im Fall von RGB-Profilen kommt erschwerend hinzu, dass
die Hersteller von ICC-Software hier scheinbar eine Ausgangssituation
erwarten, bei der die Graubalance bereits gut voreingestellt ist.
Anders lässt
es sich kaum erklären, warum die angebotenen Target meist mit derart
wenigen Farbfeldern ausgestattet sind. Findet dann noch eine interne
Glättung der Messwerte statt, wird das Profil in der Regel unbrauchbar.
>
> Wollen wir ein ICC für einen Tintenstrahldrucker erstellen, haben wir
> mehrere Möglichkeiten.
>
> 1. Mit RIP und Druckerkalibrierung.
> Vorteil: Sehr gute Ausgangssituation zur Profilerzeugung.
> Jederzeit reproduzierbare Ergebnisse durch Nachkalibrierung.
>
> 2. Über den RGB-Treiber ohne weitere Massnahmen.
> Vorteil: Geht schnell.
> Nachteil: Die Qualität ist stark abhängig von der Voreinstellung des
> Druckers und des Treibers.
>
> 3. Über den RGB-Treiber mit vorheriger Analyse der Drucker- und
> Treibereinstellungen. Anschliessend Erzeugung eines "idealen"
> Targets für die ICC-Erzeugung.
> Vorteil: Höchstmögliche Qualität bei der Ausgabe ohne RIP
> Nachteil: Sehr zeitaufwendig bei der Vorbereitung.
>
> Um genau die 3. Variante handelt es sich bei der Beschreibung zur
> RGB-Profilerzeugung, die ich Ihnen noch schuldig bin.
>
> Ich muss Sie also noch um etwas Geduld bitten, kann Ihnen aber jetzt
> bereits
> sagen, dass sich der Aufwand lohnt. Die Ergebnisse werden phantastisch!
>
> Gruss aus München,
> Clemens Beisch
>
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> Thalkirchner Strasse 107, D-81371 München, Germany
> phone: +49 (0)89 7213769, c.beisch(a)color-knowhow.de
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