Guten Tag Herr Fronia,
in vielen Dingen kann ich Ihnen zustimmen, in manchen jedoch nicht:
1.) Wenn die "kleinen Druckereien" sich es nicht leisten können,
Mitarbeiter auf Colormanagement-Training etc. zu schicken,
Farbmesstechnik anzuschaffen usw., ist das völlig verständlich.
2.) Wenn man sich etwas nicht leisten kann, muss man es sich zukaufen.
Dafür gibt es entweder die von Ihnen erwähnten Litho-Partner oder
Farbmess-Dienstleister, die die Maschinen / Papiere profilieren können.
3.) Da man gerade als kleine Druckerei in der Regel meist nur rund ein
Dutzend Papiersorten verdruckt, die so unterschiedlich in Papierstruktur
und Farbe sind, dass sich unterschiedliche Profile lohnen, hält sich der
Aufwand in akzeptablen Grenzen.
Aber seinen RIP, den sollte man schon im Griff haben und komplett
fachgemäß bedienen können! Leider fehlt es ja selbst da schon oft! (Wo
ist denn der Einwurfschlitz für die Profile? :-)
4.) In der heutigen Zeit leiden gerade die Druckereien unter extremem
Kostendruck. Der trifft aber auch uns Agenturen genau so. Der Kunde hat
ein gewisses Budget. Nach Abzug aller Creativ und Vorbereitungskosten
bis zum Druck bleibt halt nur ein bestimmtes Budget für den Druck übrig.
Also strafft man halt die Wege in der Zusammenarbeit. Dies führt nämlich
zugleich zu Zeiteinsparung, weil die Litho auch nicht immer mit im
Druckereigebäude sitzt. Und bei kleinen Auflagen lohnt sich der Weg über
die Litho gewiss nicht mehr.
5.) Die "gute alte Arbeitsteilung" ist leider gar nicht mehr so gut (war
sie eignetlich jemals wirklich gut?): Sie führt dazu, dass die Druckerei
einen Teil ihrer möglichen Kompetenz an andere abgibt und zwar
ausgerechnet in einem Bereich, der hautnah die erzeugt Qualität der
Produkte beinflusst.. ne nicht nur beeinflusst sondern die Druckerei
hängt dann qualitativ völlig vom Litho-Partner ab. Baut der Mist, zahlt
der Kunde nicht und das alte Gezänk geht gleich wieder los: Der Kunde
zahlt den Drucker nicht der Drucker will das Geld von der Litho haben,
die Litho will ihr Geld von der Agentur usw....
Ich würde in meinem Unternehmen NIE und NIMMER ausgerechnet einen
Kompetenzbereich delegieren, der in derart gewaltigem Umfang die
Qualität meiner Produkte bestimmt. Das MUSS im Hause bleiben!
Übrigens: Was macht die "kleine" vom Litho-Unternehmen aufgrund
eingespielter Hausstandards und nicht genormter / undokumentierter
Prozesse abhängige Druckerei, wenn der Litho-Partner pleite macht? --
Macht dann auch zu, oder? Wird sich ja soo schnell wie erforderlich kein
Ersatz finden lassen, wenn nix standardisiert und dokumentiert ist,
oder?
5.) Im Ergebnis ist die Litho als eigenständiger Zweig und im bisherigen
Leistungsumfang gewiss existenziell bedroht. Denen wird es genau so wie
den Siebdruckern mit dem LFP gehen: Wer sich nicht flexibel an die sich
verändernden Märkte anpasst, bleibt gnadenlos auf der Strecke.
Genau das geschieht ja schon hier bei mir: Nachdem ich in den letzten 6
Monaten durch Scharlatane einige tausend Euro verloren habe, arbeite ich
bis auf Weiteres nur noch mit Druckereien zusammen, die mir ihre Profile
übergeben und einen Kontrakt-Proof liefern, bzw. demnächst meinen Proof
übernehmen (Best-Remote-Proof).
Alle anderen Lieferanten habe ich gestrichen, als sie mir keine Profile
anbieten konnten, oder andere farbsichere Lösungen vorschlagen konnten.
Alle Digitaldrucker habe ich ebenso gestrichen. Ich kann derartige
"Qualität" meinen Kunden nicht zumuten.
Bis 500 Auflage bei niedriger Farbdeckung drucke ich selbst. Was darüber
ist oder hohe Farbdeckung hat, geht auf den Offset. Punkt!
Einer meiner Kunden musste über 100 Euro für seine Briefbögen mehr
bezahlen als bisher. Ich habe ihm das sehr sorgfältig erklärt. Er war
missmutig einverstanden. Dann bekam er das Drucvkergebnis: Ohhhh sind
die schöööön geworden!!! Ja so hatten wir uns die Drucke immer mal
gewünscht!
Von dem Mehrpreis ist seither nicht mehr die Rede.
So sehr ich Ihre Denk- und Argumentationsweise verstehe und
nachempfinden kann, es nützt nichts. Wir sind eigentlich schon Sklaven
der Entwicklung: Entweder wir halten mit oder gehen unter.
Wenn ich nicht die nächsten Programmversionen von Adobe oder Micro$oft
kaufe, bin ich bald gaaanz hinten dran oder produziere inkompatible
Daten.
Bin ich aber vorneweg und würde grundsätzlich nur noch PDF-X3 liefern,
bin ich tragisch-einsamer Technologieführer und finde keine Partner, die
mit meinem hochgestochenen Output umgehen können.
Finden wir halt den "goldenen Mittelweg". Und dazu ist diese Liste hier
genau richtig.
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
das wünsche ich Ihnen
Clemens M. Hürten
IdeeCreativ - Werbung / Stuttgart
Fon 0711 - 9 01 87 65 - Mobil 0170 - 38 58 079
www.ideecreativ.de
Am Monday, September 23, 2002 2:10 PM schrieb Fronia, Tobias
<t.fronia(a)neef-stumme.de>de>:
Hallo Herr Hürten,
ich habe ein paar Anmerkungen / Lösungsvorschläge zum Thema
Verfügbarkeit von Offsetdruck - Profilen verschiedener Druckereien,
die mir schon bei anderen Diskussionen auf den Fingern lagen und
hierzu aktuell passen. Ich bin gespannt, wie Sie und die Liste auf
meine Vorschläge reagieren. ;-)
%-----Ursprüngliche Nachricht-----
%Von: Clemens.Huerten(a)t-online.de [mailto:Clemens.Huerten@t-online.de]
%Gesendet: Freitag, 20. September 2002 18:19
%An: eci(a)lists.transmedia.de
%Betreff: [Eci] Re: [Eci] PDF-X / Ilustrator Es funktioniert doch! -
%Schlechte Übersetzung der GUI
%Einziges Problem: Es gibt zu wenige Menschen / Drucker, die
%Color-Server
%spielen können oder wollen. :-)
Ich kann die Position unserer Druckerkollegen verstehen, nicht mehr
an der Farbe herumzumanipulieren zu wollen. Wenn ich einmal die
-............snipp