Hallo Liste
Nach den Threads "X1-a statt X-3 für CMYK-Daten" und "PDF/X-3
Farbgau" möchte ich
aus meiner Sicht Kriterien definieren, nach denen medienneutrales PDF/X-3 als
Austauschformat sicher eingesetzt werden kann. Sollte ich etwas falsch definiert
haben, so bitte ich um Verbesserung
1. Aufbau medienneutraler Dokumente beim Erzeuger der PDF/X-3 Datei
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1.1) Auswahl des Programms zur Dokument Erzeugung
In einem Workflow mit medienneutralen PDF/X-3 Dokumenten sind die Rendering Intents
der einzelnen Objekte in der PDF-Datei maßgeblich für die Methode der
Farbtransformation mit dem Output-Intent (im folgend als "OI" abgekürzt). Um
diese
zu definieren, müssen sie im Anwendungsprogramm festgelegt und sicher in die
fertige PDF/X-3 Datei übertragen werden.
Diese Funktionalität bietet meines Wissens derzeit nur InDesign.
Werden andere Programme als InDesign eingesetzt, so ist der Rendering Intent der
einzelnen objekte abhängig von der Art der PDF-Erzeugung und vom eingebetteten
Profil eines Objektes. Bei den üblichen Produktionswegen über den Distiller ist
dies meist relativ farbmetrisch (bitte korrigieren, wenn nicht richtig)
1.2) Test des Proofsystems beim Datenerzeuger
Der Datenerzeuger muß sein Proofsystem auf die Kompatibilität zum PDF/X-3 Workflow
testen. Dies betrifft insbesonders die Verwendung der eingebetteten ICC-Profile in
den einzelnen Objekten inkl. dem Rendering-Intent.
Die Mindestanforderung ist die korrekte Ausgabe der ECI-Testform.
1.3) Ausformulierung einer Strategie zum Einsatz von Rendering Intents
Grafik-Objekte einer PDF/X-3 Datei sollten in der Regel mit dem relativ
farbmetrischen Intent angelegt werden. Bilder mit dem wahrnehmungsbezogenen.
1.4) Aufbau und interner Proof eines Master-Dokumentes
Alle Bestandteile des Master-Dokumentes sind mittels eingebetteten Farbprofilen
eindeutig farblich spezifiziert. Im Programm zur Erstellung des Masterdokumentes
werden allen Bestandteile (Grafiken und Bilder) des Masterdokumentes mit den
richtigen Intents versehen. Anschließend wird das Dokument über ein PDF/X-3
kompatibles Proofsystem ausgegeben, wobei als Output Intent ein Referenz-CMYK
Farbraum wie z.B. Medienstandard Druck Papierklasse 1 verwendet wird. Zeigt der
interne Proof die gewünschten Farben, so ist das Dokument fertig und dieser
Masterproof kann bei Bedarf auch als Referenz für die Druckerei verwendet werden.
Zeigt der Proof noch nicht das gewünschte Ergebnis, so werden die einzelnen
Bestandteile des Dokumentes manuell farbkorrigiert und erneut geprooft.
1.5) Aufbau von Tochter-Dokumenten
Das fertige Masterdokument wird über das Proofsystem mit einem anderen ICC-Profil
als OI separiert und geprooft. Zeigt der Proof im Vergleich zum Masterproof das
gewünschte Ergebnis, so ist diese Version des Dokumentes fertig. Gibt es noch
Unterschiede, so wird eine Kopie des Masterdokumentes inkl. seiner plazierten
Objekte mit neuem Namen erzeugt und die Bestandteile des kopierten Dokuments werden
manuell farbkorrigiert und erneut geprooft.
1.6) Vorgehensweise, wenn Farbidentität zwischen Grafik und Bildern gesichert
werden muß
Soll sichergestellt werden, daß in Grafiken und Bildern nach der Farbtransformation
über den OI gleiche Farben erreicht werden, gibt es zwei Möglichkeiten:
1.6a) Weg 1: Zuordnen des relativ farbmetrischen Intents für Bilder
Im Dokument zum Aufbau des medienneutralen Dokumentes wird für Bilder der relativ
farbmetrische Intent zugeordnet. Anschließend wird über den OI separiert und ein
Proof erzeugt. Sollten sich durch den gewechselten Intent ungewollte Effekte im
Bild ergeben (z.B. Verlust in der Tiefenzeichnung), so wird eine Kopie des
Dokumentes inkl. seiner plazierten Objekte unter neuem Namen abgespeichert und die
Bilder werden manuell korrigiert und erneut über den OI separiert und geprooft.
Soll das medienneutrale Dokument für verschiedene Papierklassen (Offset gestrichen,
Offset ungestrichen, Zeitungsdruck) aufbereitet werden, so ist für jede
Papierklasse ein Kontrollproof und wenn notwendig ein weitere Version der PDF/X-3
Datei mit korrigierten Bilddaten zu erzeugen.
1.6b) Weg 2: Erzeugen und Bearbeiten einer druckspezifischen PDF/X-3 Datei
Die medienneutrale PDF/X-3 Datei wird über den OI in eine druckspezifische PDF/X-3
Datei überführt. In den druckspezifischen CMYK-Bildern wird über Farbbereiche
auswählen die zu ändernde Farbe im Bild ausgewählt und farblich an den CMYK-Wert
der Vektorgrafik angeglichen. Ausgeliefert wird eine druckfertige PDF/X-3 Datei
inkl. Proof.
Dieses Verfahren ist für jeden Druckstandard anzuwenden, für den PDF/X-3 erzeugt
werden müssen.
1.7) Auslieferung der medienneutralen PDF/X-3 Datei inkl. Proof
Der Datenerzeuger liefert die Master oder Tochter-PDF/X-3 Dateien an den Empfänger
inkl. eines Proofs aus. Dieses Proof ist für den Empfänger bezüglich der Umsetzung
komplexer PDF-Konstruktionen und für die Farbgebung verbindlich.
2.Vorbereitungen beim Empfänger (Druckerei) der PDF/X-3 Datei
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2.1) Notwendigkeit eines Proofsystems für gerippte Daten
Der Empfänger sollte ein Proofsystem zur Verfügung haben, daß die gerippten Daten
aus dem Belichter farbverbindlich proofen kann. Nur so kann er bei komplexen
PDF/X-3 Dateien kontrollieren, ob aus seinem Belichter inhaltlich und farblich das
Gleiche herauskommt, wie auf dem vom Datenerzeuger gelieferten Proof.
2.2) Test des Belichter-RIPs
Der Empfänger muß vorab testen ob sein Belichter-RIP die PDF/X-3 Daten korrekt
umsetzt. Dies betrifft insbesonders die Verwendung der eingebetteten ICC-Profile in
den einzelnen Objekten inkl. dem jeweiligen Rendering-Intent.
Die Mindestanforderung ist die korrekte Ausgabe der ECI-Testform auf einem
farbverbindlichen Proof der gerippten Daten.
2.3) Interne Klärung, ob bei angelieferten PDF/X-3 Daten grundsätzlich ein
Gegenproof erzeugt wird
Nur wenn der Empfänger einen Gegenproof der gerippten Daten erzeugt, kann er sicher
sein, daß er im Druck wirklich das gleiche Ergebnis wie auf dem mitgelieferten
Proof des Erzeugers erreichen kann.
3. Abspachen zwischen Erzeuger und Empfänger
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3.1) Umgang mit spezifischen ICC-Profilen der Druckerei
Wenn die Druckerei mit eigenen Farbprofilen statt mit mit Referenz CMYK-Profilen
(Medienstandard Druck) arbeitet, gibt es zwei verschiedene Verfahrensweisen:
3.1a) Die Druckerei stellt dem Erzeuger ihr spezifisches ICC-Profil zur Verfügung
Der Erzeuger verwendet als OI das ICC-Profil der Druckerei. Zeigt sich bei
Sepration und Proof mit dem Profil der Druckerei ein Bedarf für Farbkkorrekturen,
so erstellt der Erzeuger ein Kopie der PDF/X-3 Datei führt die Farbkorrekturen
durch und schickt diese Version inkl. Proof an die Druckerei.
3.1b) Der Erzeuger sendet an die die Druckerei PDF/X-3 mit Referenz-CMYK und Proof
Der Erzeuger sendet an die Druckerei eine PDF/X-3 inkl. Proof auf Basis eines
Referenz-CMYK Profils für den verwendeten Papiertyp. Die Druckerei separiert und
prooft die PDF/X-3 Datei mit ihrem eigenem Profil. Zeigen sich Unterschiede
zwischen dem gelieferten Proof und dem internen Proof der Druckerei, so führt die
Druckerei manuelle Farbkorrekturen an der PDF/X-3-Datei durch und erstellt einen
neuen internen Proof.
Die Druckerei und der Erzeuger stimmen sich vor der Auftragsvergabe miteinander ab,
wer die Kosten für evt. Farbkorrekturen zu tragen hat.
4) Bitte um Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge
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Sollte ich aus Sicht Anderer Dinge falsch oder unvollständig dargestellt haben, so
bitte ich um Verbesserungsvorschläge oder Ergänzungen über die ECI-Mailingliste
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Ende der Kriterien für eine sichere Produktion mit medienneutralen PDF/X-3 Daten
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Kommentar:
Sind die Daten ersteinmal medienneutral definiert, so gibt es bei der Erstellung
der Daten für den Druck grundsätzlich zwei Vorgehensweisen:
1) Die medienneutrale Vorgehnsweise, wie in der obigen Anlage beschrieben.
2) Die druckspezifische Vorgehensweise. In diesem Fall wird die medienneutrale
Datei über den OI separiert und es wird ein druckfertiges CMYK-PDF/X-3
abgespeichert. Dieses wird mit eingebettetem OI und dazugehörigem Proof an die
Druckerei gesendet.
Beim Abwägen zwischen beiden Varianten sind folgende Kriterien von Bedeutung:
1) Wie groß ist der Produktivitäts- und Kostenvorteil für den Empfänger, wenn nur
ein medienneutrales PDF/X-3 inkl. auf Basis eines Referenz-CMYK OI an verschiedene
Druckereien geschickt wird ?
Von entscheidender Bedeutung ist dabei, ob die Druckereien sich bereit erklären,
die Kosten für evt. anfallende Farbkorrekturen zu tragen, wenn sie über ein eigenes
Hausprofil separieren. Nur dann ergibt sich für den Erzeuger ein definitiver
Produktivitätsvorteil, weil er weniger Varianten seiner PDF/X-3-Datei erstellen,
proofen und ausliefern muß.
2) Gibt es generelle Produktivitätsunterschiede zwischen der medienneutralen und
der druckspezifischen Vorgehensweise auf Seites des Erzeugers ?
Hier bin ich der der Meinung, daß die Produktivitätsunterschiede vernachlässigbar
sind. Ob ich die medienneutrale PDF/X-3 on the fly mit dem OI separiere, proofe und
dann abspeichere, oder ob ich die medienneutrale PDF/X-3 Datei über den OI
separiere, verfahrenspezisch speichere und dann proofe macht keinen Unterschied.
3) Gibt es generelle Produktivitätsunterschiede zwischen der medienneutralen und
der druckspezifischen Vorgehensweise auf Seites des Empfängers ?
Wenn der Erzeuger das für den Druck verbindliche ICC-Profil als OI verwendet, ist
es für die Druckerei egal, ob sie ein druckfertiges PDF/X-3 inkl. Proof oder ein
medienneutrales PDF/X-3 inkl. Proof bekommt. Wenn die Druckerei medienneutrale
PDF/X-3 Dateien mit Referenz-CMYK annimmt und mit dem Hausprofil sepriert und
prooft, kann ein leichter Produktivitätsverlust auftreten, falls sie noch
Farbkorrekturen durchführen muß. Stellt sie diesem dem Erzeuger nicht in Rechnung,
sinkt in diesem Fall auch die Marge der Druckerei bei diesem Auftrag.
4) Gibt es einen Unterschied in der notwendigen Qualitätssicherung zwischen der
medienneutralen und druckspezifischen Vorgehensweise ?
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es erhebliche Komaptibilitätsprobleme bei den
Proofsystemen und Belichter-RIPs zur medienneutralen Vorgehensweise. Der Aufwand,
den beide Seiten im Austesten ihrer Systeme machen müssen, um sicher zu
produzieren, ist bei der medienneutralen Auslieferung deutlich größer als bei der
druckspezifischen.
Solange der Erzeuger seine PDF/X-3 Daten mit dem verbindlichen ICC-Profil der
Druckerei erzeugt, ist es für beide Seiten effektiver, wenn der Erzeuger aus seine
medienneutralen Daten über dieses Profil ein druckfertige CMYK-PDF/X-3 Datei
erzeugt, das Profil als OI anhängt, einen Proof erzeugt und beides an die Druckerei
ausliefert.
Eine Auslieferung medienneutraler PDF/X-3 Daten an die Druckerei macht daher im
allgemeinen für den Empfänger nur Sinn, wenn als OI Referenz-CMYK verwendet, die
Druckerei mit dem eigenen Profil separiert und die Kosten für evt. anfallande
Farbkorrekturen trägt.
Akzeptiert die Druckerei druckspezifische CMYK-PDF/X-3Daten für ein
Referenz-CMYK-Farbraum, so ist für Erzeuger und Empfänger aufgrund des geringeren
Aufwands für Vorfeld-Tests günstiger, wenn der Erzeuger direkt ein druckfertiges
CMYK-PDF/X-3 inkl. Proof für den Referenzfarbraum (MdienStandard Druck, Ref_TD,
QUIZ) erzeugt.
Soweit meine persönliche Sichtweise zur Nutzung von PDF/X-3 in der Druckvorstufe.
Mit Grüßen aus der Schönhauser Allee
Jan-Peter Homann
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