hallo herr homann,
in der praxis ist es meist so, dass nur die bilder medienneutral
vorgehalten werden. ci farben, logos, text und sonstige auflösungs
unabhängige elemente sind zumeist gem. den standardprozessen in cmyk
festgelegt.
ansonsten müßte streng genommen schwarze schrift ja auch nicht in
schwarz vorliegen, wenn eine gesamte datei medienneutral sein soll.
somit ergibt sich die problematik der rendering intents zwischen
bilder und grafiken auch gar nicht.
die meisten anzeigen werden nach standards (papierklassen der fogra
bzw. tiefdruckstandard gem. eci) ausgeliefert. von großen
verlagen/druckereien habe ich die information, dass ca. 90% der
anzeigen in cmyk angeliefert werden,
davon sind ca wiederum ca 40% in einem anderen farbraum (von vielen
firmen werden gerne offsetdaten für tiefdruck versendet).
warum schreibe ich dass.
alle von mir aufgezeigten arbeitsflüsse
a.) bilder medienneutral, grafiken in cmyk.
b.) cmyk quelldaten sind ungleich zu cmyk druckprozess.
c.) cmyk quelldaten sind gleich cmyk druckprozess (prozess angepasst).
lassen sich in pdf x3 sehr gut und einfach darstellen. die diskussion
für eine komplette, medienneutrale anlieferung ist eher überflüssig,
da sie aus den von ihnen dargelegten gründen eben nicht praktiziert
wird.
für cmyk daten, die nicht prozess angepasst sind, ist pdf x1 keine
lösung. dies macht immerhin einen grossteil der anzeigenanlieferung
aus.
wenn ich cmyk prozess angepasst ausliefere, kann ich das hervorragend
mit x3 als auch mit x1 lösen.
die 3 von mir beschriebenen workflows funktionieren sowohl aus in
design als auch aus quark heraus. sie sind e wie einfach und setzen
kein zu tiefes verständnis von colormanagement voraus.
ist das eine gemeinsame basis?
gruss
henrik schmidt
At 12:30 Uhr +0200 04.07.2002, Jan-Peter Homann wrote:
Hallo Liste
Nach den Threads "X1-a statt X-3 für CMYK-Daten" und "PDF/X-3
Farbgau" möchte ich
aus meiner Sicht Kriterien definieren, nach denen medienneutrales PDF/X-3 als
Austauschformat sicher eingesetzt werden kann. Sollte ich etwas
falsch definiert
haben, so bitte ich um Verbesserung
1. Aufbau medienneutraler Dokumente beim Erzeuger der PDF/X-3 Datei
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1.1) Auswahl des Programms zur Dokument Erzeugung
In einem Workflow mit medienneutralen PDF/X-3 Dokumenten sind die
Rendering Intents
der einzelnen Objekte in der PDF-Datei maßgeblich für die Methode der
Farbtransformation mit dem Output-Intent (im folgend als "OI"
abgekürzt). Um diese
zu definieren, müssen sie im Anwendungsprogramm festgelegt und sicher in die
fertige PDF/X-3 Datei übertragen werden.
Diese Funktionalität bietet meines Wissens derzeit nur InDesign.
Werden andere Programme als InDesign eingesetzt, so ist der
Rendering Intent der
einzelnen objekte abhängig von der Art der PDF-Erzeugung und vom eingebetteten
Profil eines Objektes. Bei den üblichen Produktionswegen über den
Distiller ist
dies meist relativ farbmetrisch (bitte korrigieren, wenn nicht richtig)
1.2) Test des Proofsystems beim Datenerzeuger
Der Datenerzeuger muß sein Proofsystem auf die Kompatibilität zum
PDF/X-3 Workflow
testen. Dies betrifft insbesonders die Verwendung der eingebetteten
ICC-Profile in
den einzelnen Objekten inkl. dem Rendering-Intent.
Die Mindestanforderung ist die korrekte Ausgabe der ECI-Testform.
1.3) Ausformulierung einer Strategie zum Einsatz von Rendering Intents
Grafik-Objekte einer PDF/X-3 Datei sollten in der Regel mit dem relativ
farbmetrischen Intent angelegt werden. Bilder mit dem wahrnehmungsbezogenen.
1.4) Aufbau und interner Proof eines Master-Dokumentes
Alle Bestandteile des Master-Dokumentes sind mittels eingebetteten
Farbprofilen
eindeutig farblich spezifiziert. Im Programm zur Erstellung des
Masterdokumentes
werden allen Bestandteile (Grafiken und Bilder) des Masterdokumentes mit den
richtigen Intents versehen. Anschließend wird das Dokument über ein PDF/X-3
kompatibles Proofsystem ausgegeben, wobei als Output Intent ein Referenz-CMYK
Farbraum wie z.B. Medienstandard Druck Papierklasse 1 verwendet
wird. Zeigt der
interne Proof die gewünschten Farben, so ist das Dokument fertig und dieser
Masterproof kann bei Bedarf auch als Referenz für die Druckerei
verwendet werden.
Zeigt der Proof noch nicht das gewünschte Ergebnis, so werden die einzelnen
Bestandteile des Dokumentes manuell farbkorrigiert und erneut geprooft.
1.5) Aufbau von Tochter-Dokumenten
Das fertige Masterdokument wird über das Proofsystem mit einem
anderen ICC-Profil
als OI separiert und geprooft. Zeigt der Proof im Vergleich zum
Masterproof das
gewünschte Ergebnis, so ist diese Version des Dokumentes fertig. Gibt es noch
Unterschiede, so wird eine Kopie des Masterdokumentes inkl. seiner plazierten
Objekte mit neuem Namen erzeugt und die Bestandteile des kopierten
Dokuments werden
manuell farbkorrigiert und erneut geprooft.
1.6) Vorgehensweise, wenn Farbidentität zwischen Grafik und Bildern gesichert
werden muß
Soll sichergestellt werden, daß in Grafiken und Bildern nach der
Farbtransformation
über den OI gleiche Farben erreicht werden, gibt es zwei Möglichkeiten:
1.6a) Weg 1: Zuordnen des relativ farbmetrischen Intents für Bilder
Im Dokument zum Aufbau des medienneutralen Dokumentes wird für
Bilder der relativ
farbmetrische Intent zugeordnet. Anschließend wird über den OI
separiert und ein
Proof erzeugt. Sollten sich durch den gewechselten Intent ungewollte
Effekte im
Bild ergeben (z.B. Verlust in der Tiefenzeichnung), so wird eine Kopie des
Dokumentes inkl. seiner plazierten Objekte unter neuem Namen
abgespeichert und die
Bilder werden manuell korrigiert und erneut über den OI separiert
und geprooft.
Soll das medienneutrale Dokument für verschiedene Papierklassen
(Offset gestrichen,
Offset ungestrichen, Zeitungsdruck) aufbereitet werden, so ist für jede
Papierklasse ein Kontrollproof und wenn notwendig ein weitere
Version der PDF/X-3
Datei mit korrigierten Bilddaten zu erzeugen.
1.6b) Weg 2: Erzeugen und Bearbeiten einer druckspezifischen PDF/X-3 Datei
Die medienneutrale PDF/X-3 Datei wird über den OI in eine
druckspezifische PDF/X-3
Datei überführt. In den druckspezifischen CMYK-Bildern wird über Farbbereiche
auswählen die zu ändernde Farbe im Bild ausgewählt und farblich an
den CMYK-Wert
der Vektorgrafik angeglichen. Ausgeliefert wird eine druckfertige
PDF/X-3 Datei
inkl. Proof.
Dieses Verfahren ist für jeden Druckstandard anzuwenden, für den
PDF/X-3 erzeugt
werden müssen.
1.7) Auslieferung der medienneutralen PDF/X-3 Datei inkl. Proof
Der Datenerzeuger liefert die Master oder Tochter-PDF/X-3 Dateien an
den Empfänger
inkl. eines Proofs aus. Dieses Proof ist für den Empfänger bezüglich
der Umsetzung
komplexer PDF-Konstruktionen und für die Farbgebung verbindlich.
2.Vorbereitungen beim Empfänger (Druckerei) der PDF/X-3 Datei
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2.1) Notwendigkeit eines Proofsystems für gerippte Daten
Der Empfänger sollte ein Proofsystem zur Verfügung haben, daß die
gerippten Daten
aus dem Belichter farbverbindlich proofen kann. Nur so kann er bei komplexen
PDF/X-3 Dateien kontrollieren, ob aus seinem Belichter inhaltlich
und farblich das
Gleiche herauskommt, wie auf dem vom Datenerzeuger gelieferten Proof.
2.2) Test des Belichter-RIPs
Der Empfänger muß vorab testen ob sein Belichter-RIP die PDF/X-3 Daten korrekt
umsetzt. Dies betrifft insbesonders die Verwendung der eingebetteten
ICC-Profile in
den einzelnen Objekten inkl. dem jeweiligen Rendering-Intent.
Die Mindestanforderung ist die korrekte Ausgabe der ECI-Testform auf einem
farbverbindlichen Proof der gerippten Daten.
2.3) Interne Klärung, ob bei angelieferten PDF/X-3 Daten grundsätzlich ein
Gegenproof erzeugt wird
Nur wenn der Empfänger einen Gegenproof der gerippten Daten erzeugt,
kann er sicher
sein, daß er im Druck wirklich das gleiche Ergebnis wie auf dem mitgelieferten
Proof des Erzeugers erreichen kann.
3. Abspachen zwischen Erzeuger und Empfänger
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3.1) Umgang mit spezifischen ICC-Profilen der Druckerei
Wenn die Druckerei mit eigenen Farbprofilen statt mit mit Referenz
CMYK-Profilen
(Medienstandard Druck) arbeitet, gibt es zwei verschiedene Verfahrensweisen:
3.1a) Die Druckerei stellt dem Erzeuger ihr spezifisches ICC-Profil
zur Verfügung
Der Erzeuger verwendet als OI das ICC-Profil der Druckerei. Zeigt sich bei
Sepration und Proof mit dem Profil der Druckerei ein Bedarf für
Farbkkorrekturen,
so erstellt der Erzeuger ein Kopie der PDF/X-3 Datei führt die Farbkorrekturen
durch und schickt diese Version inkl. Proof an die Druckerei.
3.1b) Der Erzeuger sendet an die die Druckerei PDF/X-3 mit
Referenz-CMYK und Proof
Der Erzeuger sendet an die Druckerei eine PDF/X-3 inkl. Proof auf Basis eines
Referenz-CMYK Profils für den verwendeten Papiertyp. Die Druckerei
separiert und
prooft die PDF/X-3 Datei mit ihrem eigenem Profil. Zeigen sich Unterschiede
zwischen dem gelieferten Proof und dem internen Proof der Druckerei,
so führt die
Druckerei manuelle Farbkorrekturen an der PDF/X-3-Datei durch und
erstellt einen
neuen internen Proof.
Die Druckerei und der Erzeuger stimmen sich vor der Auftragsvergabe
miteinander ab,
wer die Kosten für evt. Farbkorrekturen zu tragen hat.
4) Bitte um Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge
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Sollte ich aus Sicht Anderer Dinge falsch oder unvollständig
dargestellt haben, so
bitte ich um Verbesserungsvorschläge oder Ergänzungen über die
ECI-Mailingliste
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Ende der Kriterien für eine sichere Produktion mit medienneutralen
PDF/X-3 Daten
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Kommentar:
Sind die Daten ersteinmal medienneutral definiert, so gibt es bei
der Erstellung
der Daten für den Druck grundsätzlich zwei Vorgehensweisen:
1) Die medienneutrale Vorgehnsweise, wie in der obigen Anlage beschrieben.
2) Die druckspezifische Vorgehensweise. In diesem Fall wird die medienneutrale
Datei über den OI separiert und es wird ein druckfertiges CMYK-PDF/X-3
abgespeichert. Dieses wird mit eingebettetem OI und dazugehörigem Proof an die
Druckerei gesendet.
Beim Abwägen zwischen beiden Varianten sind folgende Kriterien von Bedeutung:
1) Wie groß ist der Produktivitäts- und Kostenvorteil für den
Empfänger, wenn nur
ein medienneutrales PDF/X-3 inkl. auf Basis eines Referenz-CMYK OI
an verschiedene
Druckereien geschickt wird ?
Von entscheidender Bedeutung ist dabei, ob die Druckereien sich
bereit erklären,
die Kosten für evt. anfallende Farbkorrekturen zu tragen, wenn sie
über ein eigenes
Hausprofil separieren. Nur dann ergibt sich für den Erzeuger ein definitiver
Produktivitätsvorteil, weil er weniger Varianten seiner
PDF/X-3-Datei erstellen,
proofen und ausliefern muß.
2) Gibt es generelle Produktivitätsunterschiede zwischen der
medienneutralen und
der druckspezifischen Vorgehensweise auf Seites des Erzeugers ?
Hier bin ich der der Meinung, daß die Produktivitätsunterschiede
vernachlässigbar
sind. Ob ich die medienneutrale PDF/X-3 on the fly mit dem OI
separiere, proofe und
dann abspeichere, oder ob ich die medienneutrale PDF/X-3 Datei über den OI
separiere, verfahrenspezisch speichere und dann proofe macht keinen
Unterschied.
3) Gibt es generelle Produktivitätsunterschiede zwischen der
medienneutralen und
der druckspezifischen Vorgehensweise auf Seites des Empfängers ?
Wenn der Erzeuger das für den Druck verbindliche ICC-Profil als OI
verwendet, ist
es für die Druckerei egal, ob sie ein druckfertiges PDF/X-3 inkl.
Proof oder ein
medienneutrales PDF/X-3 inkl. Proof bekommt. Wenn die Druckerei medienneutrale
PDF/X-3 Dateien mit Referenz-CMYK annimmt und mit dem Hausprofil sepriert und
prooft, kann ein leichter Produktivitätsverlust auftreten, falls sie noch
Farbkorrekturen durchführen muß. Stellt sie diesem dem Erzeuger
nicht in Rechnung,
sinkt in diesem Fall auch die Marge der Druckerei bei diesem Auftrag.
4) Gibt es einen Unterschied in der notwendigen Qualitätssicherung
zwischen der
medienneutralen und druckspezifischen Vorgehensweise ?
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es erhebliche Komaptibilitätsprobleme bei den
Proofsystemen und Belichter-RIPs zur medienneutralen Vorgehensweise.
Der Aufwand,
den beide Seiten im Austesten ihrer Systeme machen müssen, um sicher zu
produzieren, ist bei der medienneutralen Auslieferung deutlich
größer als bei der
druckspezifischen.
Solange der Erzeuger seine PDF/X-3 Daten mit dem verbindlichen ICC-Profil der
Druckerei erzeugt, ist es für beide Seiten effektiver, wenn der
Erzeuger aus seine
medienneutralen Daten über dieses Profil ein druckfertige CMYK-PDF/X-3 Datei
erzeugt, das Profil als OI anhängt, einen Proof erzeugt und beides
an die Druckerei
ausliefert.
Eine Auslieferung medienneutraler PDF/X-3 Daten an die Druckerei
macht daher im
allgemeinen für den Empfänger nur Sinn, wenn als OI Referenz-CMYK
verwendet, die
Druckerei mit dem eigenen Profil separiert und die Kosten für evt. anfallande
Farbkorrekturen trägt.
Akzeptiert die Druckerei druckspezifische CMYK-PDF/X-3Daten für ein
Referenz-CMYK-Farbraum, so ist für Erzeuger und Empfänger aufgrund
des geringeren
Aufwands für Vorfeld-Tests günstiger, wenn der Erzeuger direkt ein
druckfertiges
CMYK-PDF/X-3 inkl. Proof für den Referenzfarbraum (MdienStandard
Druck, Ref_TD,
QUIZ) erzeugt.
Soweit meine persönliche Sichtweise zur Nutzung von PDF/X-3 in der
Druckvorstufe.
Mit Grüßen aus der Schönhauser Allee
Jan-Peter Homann
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