Hallo Andi, hallo Liste,
ich sehe das ähnlich wie Karl! Ein Full-Gamut-„Proof“ hat erst einmal nichts mit
drucken/proofen, wie die meisten es verstehen, zu tun!
Die Frage ist doch zunächst, wo liegt das Anwendungsgebiet für „Full-Gamut-Proofs“?
Für mich sind das in erster Linie Dienstleister, die ein und dasselbe Bildmaterial auf
verschiedenen Trägermaterialien möglichst farblich gleich ausgeben müssen. Gerade im
Fotobereich kämpfen die Anbieter damit, Fotoabzüge, die auf verschiedenen Systemen
ausgegeben werden, gleich aussehen zu lassen.
Es geht also darum, das Orginalmaterial (i.d.R. RGB-Daten) von der Anmutung her
orginalgetreu auf einem materiellen Träger auszugeben. Ob dies nun auf Papier, Film,
Kunststoff oder irgendeinem anderen Material erfolgen soll, spielt erst einmal keine
Rolle.
Das Zielmedium sollte dem Netto-Farbraum des Quellmaterials (1. von der Anmutung und 2.
farbmetrisch) „so gut wie möglich“ wiedergeben und Ausgaben von verschiedenen Systemen
sollten auch möglichst identisch aussehen.
„Proof“ heißt für mich in diesem Zusammenhang, dass das Ausgabeergebnis unter
Produktionsbedingungen farbmetrisch so nahe wie möglich an die Orginaldaten
(Netto-Arbeitsfarbraum) herankommen muss.
Als weiteres Kriterium kommt noch hinzu, dass die Ausgabe in OOG-Bereichen angepasst
werden muss/darf, so dass die Anmutung erhalten bleibt. Man verlässt also in Randbereichen
den farbmetrischen Ansatz, damit die Anmutung erhalten bleibt. Doch das muss nicht schlimm
sein. Gerade im OOG-Bereich fallen dem Betrachter größere Farbabstände visuell meist nicht
so stark auf, bzw. werden eher verschmerzt, wenn denn die Anmutung stimmt (ist aber auch
motivabhängig).
Schließlich kann ein FGP (Full-Gamut-Proof) zu vielerlei Zwecken dienen:
Präsentationdruck, Foto-/Posterdruck, Dia-Belichtung, etc.
Im wesentlichem hängt die Ausgabegenauigkeit, meiner Meinung nach, von zwei Dingen ab.
1. Dem netto genutzten Farbraum des Quellmaterials (nutzt das Bildmaterial, tatsächlich
den gesamten Arbeitsfarbraum aus??)
und
2. Den nutzbaren Farbraum des Ausgabesystems (können die Netto-Farbdaten in diesem
untergebracht werden?)!
Diese zwei Parameter müssen überprüft werden!
Idealer Weise kann man das mit einem dynamischen Kontrollkeil erzielen, der direkt aus dem
Bildmaterial errechnet wird. Im Rahmen meiner Diplomarbeit hatte ich seinerzeit dazu
verschiedenste Bilder über einen Algorithmus auf die jeweils 32 relevanten Bildfarben
reduziert (man wundert sich, wie viele Bildinformationen noch übrig bleiben) und aus
diesen Farben dann einen Kontrollkeil erstellt. Dieser wurde dann auf dem Drucksystem
ausgeben und es wurde überprüft, wie groß die gedruckten Farbabstände zum Orginalmaterial
waren. Das System hat sehr gut funktioniert und ist meiner Meinung gerade für die
Full-Gamut-Proof-Kontrolle geeignet (auch wenn ich heute noch ein paar Dinge optimieren
würde).
Diese Analyse könnte man natürlich auch ohne einen realen Druck vornehmen und im Vorfeld
schauen, wann bildrelevante Farbbereiche sich OOG befinden.
Darauf könnte dann die Empfehlung beruhen, mit welchem Rendering Intent, bzw. mit welcher
OOG-Optimierung das Material ausgegeben werden könnte.
Fatal wäre es, zu überprüfen, ob der Quellfarbraum vom Zielfarbraum abgedeckt wird. Denn
bei RGB-Quell-Farbräumen wird dies wohl kein Ausgabesystem schaffen (Monitore einmal
ausgeklammert). Für Full-Gamut-Proofs spielt meiner Meinung nach, nicht der Quell-Farbraum
eine Rolle, sondern der von den Bilddaten davon genutzte Netto-Farbraum. Damit entfällt
meiner Meinung nach auch die Qualitätssicherung mittel statischer Kontrollkeile, weil ja
auch das Quellmaterial sich dynamisch von Bild zu Bild ändert.
Mit freundlichen Grüßen
Tim Seher.
_____
From: eci-bounces(a)lists.callassoftware.com [mailto:eci-bounces@lists.callassoftware.com]
On Behalf Of Andreas Kraushaar
Sent: Monday, June 04, 2007 11:38 AM
To: eci(a)lists.callassoftware.com
Subject: Re: [ECI] Full Gamut Proof
Liebe Liste,
vielen Dank für das tolle Feedback.
zuerst möchte ich klarstellen, dass dieses Thema nichts mit dem farbverbindlichen
Prüfdruck (Simulation des späteren Druckeregbnis ...) zu tun hat.
Der Begriff selber gefällt mit wie Graubalance und Gamma (also gar nicht, da man fünf
verschiedene Antworten bekommt wenn man vier Leute fragt). Leider ist er sehr etabliert
und deshalb versuche ich ein wenig Licht ins Dunkel zu bekommen.
nach wie vor fehlt ja eine (objektiv nachprüfbare) Definition. Hierbei möchte ich auch
klarstellen, dass ich mit "bildschirmbezogen" nur den Image State meine (das ist
ein ziemlich neues und gewöhnungsbedürftiges Konzept - hab da mal was zu geschrieben:
www.fogra.org | Produkte | Download und dann FograAktuell 106 ).
Selbstverständlich sind sie über ein ICC-Profil farbmetrisch "fixiert".
bisher entnehme ich nur eine Definition - ohne Toleranzen (von Karl Koch):
ECI-RGB (auch v2) -> perc. nach ProoferCMYK (oder auch ProoferRGB)
d.h., dass für jeden Proofer/Papierkombi ein anderes (sicher anmutungsoptimiertes)
Resultat herauskommt.
Herr Hürten:
Sie schreiben:
"Für meine Kunden habe ich schon öfter solche FullGamut-Drucke angefertigt
und auch alle anspruchsvoll reproduzierenden LFP-Betriebe wie z.B. Herr
Arthur Keller mit seinem
www.kunsthaus-schwanheide.de arbeiten so. Ich
habe regen Austausch mit ihm und so entstanden meine Erfahrungen hier auf
diversen A3+ Farblasern (nicht ISOctd. Prooftauglich) und zwei
Epson-Inkjet-Druckern (ISOctd. Prooftauglich):"
Was muss ein Ausdruck haben, damit ihn Herr Keller akzeptiert?
Im Falle des Prüfdrucks ist es klar.
Ein bunter Druck wird zum farbverbindlichen Prüfdruck wenn ein Medienkeil drauf ist _und_
die Farbabweichungen stimmen (kurze Version).
Die gleiche Antwort versuche ich im Falle des Full-Gamut-Proofs zu finden bzw.
herauszufinden, was die Ansprüche im RGB-Workflow an diesen sind.
liebe Grüße
Andreas Kraushaar
Am 01.06.2007 um 14:36 schrieb Jan-Peter Homann:
Hallo Andi, hallo Liste
Ich glaube, dass für einen Fullgamut-Proof als Masterproof für eine
automatisierte Umsetzung auf reale Druckproduktion folgende Bedingungen
geggeben sein müssen:
- Referenzgamut für RGB Daten, der sich an großen Druckfarbraum orientiert:
- Beispielsweise ICC PrintReferenceMedium Gamut, PhotoGamut
- Gamut, der im RGB-Proofdruck mindestens erreicht werden muss
- Vorgaben für das papierweiss des Druckemdiums
- RGB-Kontrollkeil
- Vorgaben und Toleranzen wie die Eckbereiche des Referenzgamuts auf den
RGB-Proof-gamut abgebildet werden müssen, und per Messung im
RGB-Kontrollkeil bewertet werden können
Alles andere ist ICC-Bastelstube, produziert nette farbige Drucke aber
keinen Fullgamut-Proof.
Für den Workflow bedeutet, dass RAW-Daten archiviert und zusätzlich
unter Sichkontrolle eine Version für den Referenzgamut erstellt wird.
Von dieser wird der Fullgamut-Proof erzeugt und dann alle anderen
Druckstandards mit handverlesenen und kontrollierten Profilen angesteuert.
Gruß
Jan-Peter
Andreas Kraushaar wrote:
Hallo zusammen,
zum obigen Thema führen wir einige Untersuchungen durch und ich möchte
die Liste nutzen, um die existierenden Definitionen und Vorstellung zum
Thema vervollständigen.
meine Definition:
eine ausgehend von der Bildschirmdarstellung möglichst
anmutungserhaltende Nachstellung auf einem (Prüf)Druck, unter Ausnutzung
dessen maximalen Farbumfanges.
exakte Umsetzung:
1) RGB->XYZ via Quellprofil
2) a) XYZ(CIELAB) -> ProoferCMYK via. rel. farbm. mit Tiefenkomensierung
weitere Vorgehensweisen sind u.a.
b) anmutungsmaximierend (perz) in den Farbumfang des Prüfdruckers
c) rel. farbm. in den Farbumfang des Prüfdruckers
d) abs. farbm. in den Farbumfang des Prüfdruckers
e) ....
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Defintion samt exakter
Umsetzung mitteilen könnten bzw. welche der vorigen Definitionen Sie gut
finden und warum?
liebe Grüße
Andreas Kraushaar
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