Guten Tag Herr Röttinger,
das UDACT überprüft an einer Stelle des Monitors unter Ausschluss der
Umgebungsbeleuchtung und für genau senkrechte Betrachtung (Messgerät
sitzt direkt auf dem Monitor), ob der tatsächliche Monitorzustand vom
ICC-Profil exakt beschrieben wird, ob die Grauachse in Ordnung und die
Homogenität ausreichend gut ist und ob der Farbumfang des Gerätes
reicht, um bestimmte Druckfarbräume mit ausreichender Genauigkeit
darzustellen. Es wird - ähnlich wie bei der Überprüfung eines Proofes
durch einen Medienkeil - ein Stichprobenprüfung vorgenommen. Die
Aussagekraft des UDACT ist vergleichbar der Medienkeilauswertung auf
einem gedruckten Proof. Sie bescheinigt, dass an den Messpunkten die
Simulation des Druckes unter den Mess- bzw. Betrachtungsbedingungen
des Messgerätes korrekt ist.
Im Rahmen der so definierten Betrachtungsbedingungen sind durchaus
auch mit billigerer Hardware gute Ergebnisse zu erzielen. Hierbei sind
bei der Verwendung unterschiedlicher Kalibriersoftware auch deutliche
Qualitätsunterschiede feststellbar. Während mit der einen
Kalibrierlösung der UDACT-Test problemlos durchläuft, scheitert
derselbe Monitor mit einer einfacheren Software kalibriert schon am
UDACT-Test (= Stichprobenprüfung unter idealen
Betrachtungsbedingungen). Insbesondere der weiße 20"-iMac war mit mit
einer Kalibriersoftware, die nicht nur den Weißpunkt, sondern auch das
bunte Schwarz korrigieren kann, L*-Gradation und 16-bit-
Tabellenprofil erstaunlich gut auf 120-160 cd/qm hinzubekommen, wenn
die Helligkeit hardwareseitig exakt eingestellt wurde und hatte i.d.R.
auch eine sehr gute Flächenhomogenität und gute Blickwinkelstabiltät.
Genauso wie beim Medienkeil handelt es sich beim UDACT-Test nicht um
einen allumfassenden Systemtest, sondern es ist ein Schnelltest, mit
dem mit wenig Zeitaufwand und einfach überprüft werden kann, ob ein
als Softproofarbeitsplatz eingerichtetes System noch innerhalb der
gesetzten Toleranzen läuft. Auch wenn der Medienkeil auf einem
Proofdruck OK ist, heißt das noch lange nicht, dass wirklich alle
Farben korrekt getroffen sind, keine Tonwertabrisse enthalten sind und
die Materialien unter allen Betrachtungsbedingungen korrekte Farben
zeigen.
Mit anderen Worten: wenn der UDACT-Test OK liefert, heißt das, dass
sich bei dem System (bestehend aus Monitor + Messgerät +
Kalibriersoftware) eine weitere nähere Betrachtung überhaupt lohnt.
Das UDACT erkennt im wesentlichen schlechte Kalibriersoftware, und zu
geringe Farbumfänge und Inhomogenitäten des Panels. Weitere
Hardwareeigenschaften des Panels wie Blickwinkelstabiltät,
Oberflächenbeschaffenheit,... und die Umgebungsbedingungen des
Arbeitsplatzes sind nicht auswertbar. Messgeräte für die genaue
messtechnische Bewertung der Blickwinkelstabilität wird sich kaum ein
Anwender leisten. Hier ist die visuelle Prüfung das in der Praxis
probate Mittel. Besondere empfindlich auf Blickwinkeländerungen
reagieren i.d.R. Gamma-Kontrollfelder, und Testmuster für Tiefen- und
Lichterzeichnung. Gleiches gilt für Tonwertabrisse und
Zeichnungsverluste: die visuelle Bewertung von Testbildern und
bekannten synthetisch erstellten Verläufen zeigt hier Fehler. Einige
Testbilder dazu finden Sie bei der Fogra oder unter
www.colormanagement.org
.
Der UDACT-Test definiert so vereinfacht gesagt die
Minimalanforderungen für eine farbrichtige Darstellung eines Bildes in
der Mitte des Monitors bei senkrechter Betrachtung. Wenn ein System
nicht einmal das erfüllt, ist es für grafische Zwecke gänzlich
ungeeignet, wenn ein System den Test schafft, ist es zumindest im
Rahmen der geprüften Bedingungen tauglich.
Professionelle Softproofsysteme und mit professioneller Software
kalibrierte "normale" Monitore unterscheiden sich jenseits dieser
groben Prüfung.
Das markanteste Beispiel ist die Blickwinkelabhängigkeit. Während bei
einem billigen Monitor mit PVA-Panel die genaue Farb- und
Gradationswiedergabe auf einen je nach Stärke der
Blickwinkelabhängigkeit ziemlich kleinen Bereich in der
Bildschirmmitte beschränkt ist, kann an einem professionellen
Bildbearbeitungsmonitor (i.d.R. mit IPS-Panel) der ganze
Bildschirmbereich ohne Einschränkung genutzt werden. Ähnliches gilt
für die exakte Tonwertwiedergabe: während man sich am
hardwarekalibrierten Bildschirm darauf verlassen kann, dass alle
Tonwerte einer 8-bit-Datei auch auf dem Monitor sicher angezeigt
werden, hat die Anzeige bei einem per Softwarekalibrierung
eingestellten System immer leichte Abweichungen, weil alle 256 Stufen
mit einem kleineren, wenn auch im besten Fall nur leicht
eingeschränkten, Tonwertumfang dargestellt werden müssen. Über die
momentan leider gerade modische glänzende Oberfläche brauchen wir
nicht viele Worte verlieren. Sich ständig mit scharfen Reflexen des
Hintergrundes und dem eigenen Spiegelbild zu beschäftigen wird nur
sehr selbstverliebten Naturen wirklich gefallen.
;-)
Ferner erfordert die Einstellung eines Systems mit einer reinen
Softwarekalbirierung deutlich mehr Zeit und Erfahrung des Anwenders
und ist wesentlich fehleranfälliger, da der Anwender die ideale
Abstimmung zwischen Hardware-Settings und Einstellungen der
Kalibriersoftware selbst finden und anwählen muss. Erfahrungsgemäß
haben aber gerade Anwender, die den Mehrpreis für einen
hardwarekalibrierbaren Monitor nicht aufbringen können oder wollen
meist relativ wenig Erfahrung bei der Bildschirmkalibrierung, so dass
das mit der Hardware theoretisch bestmögliche Ergebnis in der Praxis
häufig nicht erreicht wird. Zumindest in der Bedienerfreundlichkeit
darf man Apple eine gute Note attestieren: die Hardware-
Luminanzeinstellung ist per Software steuerbar (mgl. mit basICColor
display), weitere HW-Einstellungen gibt es nicht, die Monitore kommen
aber mit einer Grundeinstellung, mit der eine Softwarekalibrierung
i.d.R. gut zurecht kommt.
Eine Zwischenstufe zwischen voller Hardwarekalibrierung und reiner
Softwarekalibrierung mit manueller HW-Einstellung stellt z.B. die
Photo-Edition von NEC dar.
Hier werden die HW-Einstellungen für Helligkeit, Weißpunkt,
Kontrast,... vollautomatisch von der Software vorgenommen, die
Feinkalibrierung von Gradation und Graubalance erfolgt aber per Video-
LUT.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Man bekommt wie immer genau das was man bezahlt. Wer seinen
Lebensunterhalt mit der Beurteilung und Bearbeitung von Bilddaten
verdient, ist mit einem hardwarekalibrierbaren System am besten
beraten. In einem solchen Umfeld am wichtigsten Arbeitsmittel - dem
Monitor - zu sparen ist nicht wirtschaftlich.
Liegt der Fokus mehr auf der textlich inhaltlichen Gestaltung, oder
wird Bildbearbeitung nur gelegentlich und auf semiprofessionellem
Niveau betrieben, ist eine gute Softwarekalibrierung sicher technisch
ausreichend und wirtschaftlich sinnvoll.
Labtop-Monitore fallen für die Bildbearbeitung komplett aus, da sie
i.d.R. extrem blickwinkelabhängig sind (da bildet auch das IBM-Labtop
mit eingebautem huey keine Ausnahme, wie auf dem Video zu sehen war).
Die Blickwinkelabhängigkeit wird hier bei den aktuellen Panel-
Technologien vmtl. auch auf absehbare Zeit erhalten bleiben: Licht ist
Energie => ein helles Display mit großem Blickwinkel bedeutet nicht
nur mehr Gewicht und Baugröße, sondern auch noch erhöhten
Stromverbrauch. Alles Dinge, die dem primären Zweck eines Notebooks
zuwider laufen. Ändern könnte sich das mit der Einführung von OLED-
Displays, das ist aber momentan noch Zukunftsmusik. Die Kalibrierung
eines Notebooks ist aber i.d.R. trotzdem sinnvoll. So können z.B.
Fotografen beim Shooting die Belichtung inkl. Lichter und
Tiefenzeichnung besser beurteilen (auf senkrechte Betrachtung in
Bildschirmmitte achten). Auch bei Präsentationen wird zumindest die
bestmögliche Ansicht erreicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Hitzler
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basICColor GmbH
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kostenlose Standard-Druck-Profile auf
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Am 03.09.2008 um 12:07 schrieb Alexander Röttinger:
Hallo zusammen,
Nach der letzten Diskussion über das selbstkalibrierende Laptop nun
meine Frage, wie sieht es denn überhaupt mit den echten
Hardwarequalitäten der APPLE Laptopdisplays aus?
Wir hatten ja an dieser Stelle schon mal die Diskussion bezüglich
der iMAC neuester Generation, (Screen glänzt, Ansteuerung wohl nicht
komplette Bit-Anzahl?).
Mich wundert nur nach den Diskussionen die ja den iMACs (und wohl
auch den Laptops) keine überragende Eigenschaften bescheren, daß
einige Profilierungssoftware damit werben, eben für diese Screens
(iMac 20’’ + 24’’) die Softproof UGRA Zertifizierung zu ermöglichen.
Bedeutet das die Ergebnisse werden auf die Messfelder hin geschönt,
oder sind die Displays durch spezielle Software eben doch gut für
die EBV einsetzbar?
Provokant gefragt: Oder “dürfen” die billigen Lösungen nicht zu gut
sein, um teure Geräte zu rechtfertigen?
Kann man der UGRA Zertifizierung blind vertrauen? Können UGRA
zertifizierte Geräte dennoch in Realität Abrisse + deutliche
Farbabweichungen zeigen?
Gibt es eine Empfehlung bei den Laptops, welche Displays ok sind?
Besser als die des iMacs?
Mit freundlichen Grüßen,
--
Alexander Röttinger
flavourit
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Holbeinstrasse 3
D-81679 München
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