Danke, Herr Hürten !
Besser hätte ich es auch nicht beantworten können !
In der Diskussion stelle ich öfter fest, daß man davon ausgeht, daß
Color Management
alle Probleme lößt. Und daß der Monitor alle Farben darstellen kann,
und der Drucker
sowieso...
Man geht vom Objekt aus, über die Kamera, den Monitor und zum Schluß
zum Drucker. Das
ist naheliegend, weil es dem natürlichen Arbeitsablauf entspricht.
Dieser Gedankengang beachtet aber nicht die realen Einflüsse. Man muß
vom schwächsten
Glied in der Kette ausgehen, und das ist in diesem Fall zunächst der
Drucker !!! Dann,
mit etwas Abstand, die ***Ansteuerung*** des Monitors:
- In der Software kann man i.d. Regel RGB-Werte von 0-255 einstellen,
das sind dann
die 16,7 Mio Farben auf den Marketing-Broschüren.
- Ein guter Monitor kann ca. 1,5 Mio. unterschiedliche Farben
darstellen, mehr Abstufungen
sind einfach nicht drin. D.h. aber, man hat für verschiedene
Einstellungen in der Software
die selbe Bildwiedergabe auf dem Monitor !!! Etwa 10% von dem , was
man einstellt, kann
man auch sehen (einfach mal die Farbregler verschieben und
beobachten, wann man eine
Änderung sehen kann).
- Eine normale Offset-Maschine kann ca. 300.000 unterscheidbare Farben
drucken, mit
Pantone Farben etwa 500.000 Farben. Also ca. 1/3 dessen, was man auf
dem Monitor sieht,
kann auch wirklich so gedruckt werden.
Das ColorManagement z.B. in Photoshop hat das Ziel, ausgehend von der
Bildwiedergabe auf
dem Drucker eine möglichst genaue Simulation des ***Druckers*** auf den
Monitor zu zaubern.
Deshalb auch ECI-RGB und nicht sRGB oder AdobeRGB (ECI-RGB hat bei der
Umwandlung in
ISO die kleinsten Verlußte und liegt mit Gamma 1.8 in der Nähe der
Farbwiedergabe des
Offsets).
Je näher ein Monitor an ECI-RGB und den aktuellen ISO Druckprofilen
liegt, desto besser
ist die Simulation des Druckers auf dem Monitor, und um so besser
bleibt die Bilddynamik
bei der Ausgabe auf den Drucker erhalten. Je weiter weg der verwendete
Farbraum von ECI-RGB
b.z.w. ISO weg ist, desto größer werden die Abbildungsprobleme. Wird
ein "riesiger"
Farbraum verwendet wie in diesem Beispiel bei der PhaseOne, wird bei
der Konvertierung
in ECI-RGB oder ISO die Bilddynamik komplett zerstört (z.B. aus 50
möglichen Abstufungen
werden plötzlich 2 oder 3). Bei Verwendung von Bildmaterial in 16 Bit
Farbtiefe kann das
vielleicht noch einigermaßen gut gehen. Bei 8 Bit Farbtiefe, oder wenn
es an das Ausdrucken
geht, sind die Ergebnisse eine Katastrophe.
Die Qualität eines ColorManagements wird daran gemessen, wie gut die
Simulation des
Druckbilds und dessen Dynamik auf dem Monitor wiedergegeben wird.
Maßgeblich ist
nicht das Aussehen des Original in der Realität und dessen Wiedergabe
auf dem Monitor,
sondern der ästetische Eindruck, den der Monitor vermittelt und die
Genauigkeit, mit der
dieser ästetische Eindruck auf Papier gebracht werden kann !!!! Das
bedruckte Papier ist
schließlich das, was der Kunde bezahlt.
Die Eingabe-Profile sind wichtig für die Geschwindigkeit, mit der man
ein Objekt auf dem
Monitore in eine ***angenehme*** Darstellung bringt. Man kann das
Eingabe-Profil in etwa mit
einem Film vergleichen: je nach Hersteller bekommt man kältere,
analytischere Farben
oder eine weiche, warme Abbildung. Die Generierung eines eigenen
Eingabe-Profils hilft,
den existierenden Kreativ-Prozeß abzubilden und schnell am PC
umzusetzen. Da es allerdings
extrem unterschiedliche Lichtsituationen gibt und die digitalen
Sensoren Licht anders
sehen als das menschliche Auge, muß man für ***jede*** Lichtsituation
ein eigenes Eingabeprofil
generieren oder mit Pragmatismus aus den vorhandenen Profilen das mit
der besten ästetische
Bildwiedergabe aussuchen.
Im vorliegenden Falle stellen sich jetzt weitere Fragen:
- Wurde ein Kamera-Profil für die spezielle Lichtsituation erstellt ?
- Wann wurde aus 16bit in 8bit konvertiert ? Vor oder nach der
Farbraumwandlung ?
- Wie weit liegen die Bildschirmdarstellung und ein farbverbindlicher
Ausdruck auseinander ?
In diesem Sinne ein schönes Wochenende,
Vile Grüße
K.Krüger
On 18.06.2004, at 10:55, Clemens M. Hürten wrote:
Am Thu, 17 Jun 2004 14:52:45 +0200 schrieb
<Markus_Mertmann(a)arburg.com>om>:
Hallo Herr Krüger,
habe Ihre Seite gerade angeschaut.
Finden Sie nicht, daß Sie es sich etwas einfach machen?
Jede Digitalkamera hat einen Farbraum der grösser ist als
der Farbraum des Monitores welcher das Bild darstellen muss. Da
ändert sich auch
nichts dran, wenn Sie ein eingenes
Kamerprofil erstellen würden. Soviel zu Ihrem Lösungsvorschlag.
Das Problem mit den nicht darstellbaren Farben muss durch ein "gutes"
Rendern
der nicht darstellbaren Farben in den Farbraum des
Monitores gelöst werden. Voraussetzung sind Kalibration und gute
Profiierung des
Monitores.
Und hier lag wohl bei meiner letzten Konfiguration das Problem.
Ich finde, den Inhalt der u.g. Seite kann man so nicht stehenlassen.
Grüsse
Markus Mertmann
Lieber herr Mertmann!
Nun machen Sie es sich aber wirklich zu einfach, finde ich: Dank der
hervorragenden Arbeit von Herrn Krüger ist zu sehen, dass Ihre Kamera
in Ihrem Bild eine gewaltige Anzahl verschiedenster Farbschattierungen
erfasst hat, die allesamt sowohl Out-Of-Gamut hinsichtlich des
ECI-RGB-Profils als auch hinsichtlich des TFT-Moni-Farbraums liegen!
Ich hatte leider nur das "Glück" ein Bild zu sehen zu bekommen, in dem
das Kamera-Profil schon nicht mehr entahlten war, sondern die
Transformation nach ECI-RGB bereits erfolgt ist.
Offensichtlich ensttehen die "Fehler" bei beiden Transformationen,
nämlich a) von Kamera nach ECI und b) von ECI-RGB nach Monitor. Jeder
der aufeinander folgenden Farbräume ist erheblich kleiner, als der
vorhergehende!
Also muss die große Anzahl der Farbschattierungen, die die Kamera
erfasst hat (und die ausgerechnet in einem Spektral-Bereich liegen, wo
ECI und Monitor besonders eingeschränkt sind gegenüber der Kamera(!!),
reduziert werden auf einen relativ kleinen Bereich von
Werteabstufungen.
Und genau drain liegt der Knackpunkt! Wenn Sie eien gewaltige Zahl
verschiedener Farbwerte auf einen kleinen Werteberich
zusammenschnurren lassen wollen, werden die beobachteten Effekte IMMER
auftreten und unvermeidlich sein. Ist so etwas wie eine physikalische
oder mathematische Gesetzmäßigkeit. ;-)
Was Sie, Herr Mertmann, beobachtet haben, sind also die endlichen
Grenzen des Gamutmappings, die selbst mit den besten Monitoren und dem
bestene Farbmanagement nicht überwunden werden können!
Einzige Lösung: Sie hätten einen Monitor, der den gleichen Farbraum
wiedergeben kann, wie die Kamera und würden als Arbeitsfarbraum den
der Kamera verwenden. Dann sehen Sie Alles!
Aber: Was nützt Ihnen das? Es gibt kein einziges Ausgabeverfahren, bei
dem Sie diese Farben darstellen können. Also müssen Sie die Farben
doch wieder durch ein Gamutmapping jagen und haben dann doch wieder in
der Reproduktion die jetzt von Ihnen beobachteten Effekte.
Letztlich ist es das uralte Problem, dass der Fotograf den Anspruch
erhebt, dass seine Bild-Gestaltung mit all ihren Farben 1:1
reproduziert wird und es gleichzeitig kein Print-oder Monitor-Medium
gibt, das diesen Anspruch erfüllt.
Also müssen Kompromisse geschlossen werden. In Extrem-Situationen wie
in Ihrer Aufnahme, sind auch die Folgen des Gamutmappings extrem.
Schade, aber nicht zu ändern!
--
Ein erholsames und entspannendes Wochenende,
das wünsche ich
- Clemens M. Hürten -
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