Hallo,
ersteinmal vielen Dank für die Rückmeldungen zu meinem Problem. So ganz überzeugt bin ich
von den gegebenen Hinweisen allerdings noch nicht. Das Problem Softproof betrifft nicht,
wie vielleicht angenommen, die farbliche Übereinstimmung zwischen Proof/Andruck und
Monitordarstellung, denn diese ist prinzipiell hinreichend gut. Das eigentliche Problem
betrifft vielmehr den empfundenen Kontrastunterschied der Bildschirmdarstellung gegenüber
Proof/Andruck. Dieses Phänomen könnte auch eine Annäherung der Farbtemperaturen zwischen
Monitor und Betrachtungslicht nicht aufheben, da es sich offensichtlich um ein
psychologisches Problem handelt. Das heißt, wenn ein Reprotechniker sehr lange (oder nur)
mit der Softproofdarstellung eines Zeitungsbildes arbeiten würde, träte der zu flaue
Bildeindruck vermutlich nicht auf (es gäbe kein Problem). Wenn aber ständig zwischen einer
kontrastreichen RGB-Monitordarstellung des Rohscans und dem wenig kontrastreichen
Softproof für den Zeitungsdruck umgeschaltet wird, erscheint dem Auge der Softproof zu
kontrastlos (obwohl er farbmetrisch dem späteren Druckergebnis entspricht). Die Folge: Der
Reprotechniker korrigiert im schlimmsten Fall die Bilddaten in Richtung kontrastreich, was
nicht funktionieren kann und im Druck höchstens das Bild "zerreißt". Meine
Vermutung lautet deshalb: Selbst ein perfekt kalibriertes und profiliertes CMS, könnte das
Softproofproblem für den Zeitungsdruck nicht lösen. Es sei denn, der Monitor wird schon
von grundauf im Kontrast dem Zeitungsdruck angeglichen, was alles andere als sinnvoll ist,
um andere Reproarbeiten (z.B. Akzidenzdruck) zu erledigen. Meine Behauptung: Um zu einem
visuell befriedigenden Ergebnis zu kommen, muß man die korrekte farbmetrische
Übereinstimmung (zwischen Monitor und Druck) verletzen und so "verbiegen", dass
der Monitor das zeigt, was der allgemeinen Farbwahrnehmung als zu erwartendes
Druckergebnis entspricht. Das ist zwar keine schöne Aussicht, weil es dem streng
farbmetrisch basierten Colormanagement konträr gegenübersteht, ist aber
mgänglich. Obwohl man sich fragen muß, wie sich dieser Ansatz in ein CMS implementieren
ließe.
Mein Hilferuf richtet sich besonders an Kollegen, die mit Hilfe eines Zeitungsdruckprofils
(z.B. QUIZ von der IFRA) einen absolut farbmetrischen Softproof einrichten wollten oder
eingerichtet haben (noch besser).
Viele Grüße
Michael Maier
E-Mail: maier.mpj(a)web.de
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