Hallo Liste,
ich bin auf ein Problem bezüglich Rundungsfehlern in Testcharts gestoßen:
Die CMYK-Werte des ECI2002-Testcharts sind ja als ganzzahlige
Prozentwerte definiert, die dazugehörigen Druckdaten liegen aber in der
Regel als 8-Bit-TIFFs vor. Das es dabei zu Rundungsfehlern kommt, ist
bekannt und da der Rundungsfehler relativ klein ist, ergeben sich in der
Praxis daraus kaum Probleme, solange alle Programme gleich runden.
Nun ist mir aber aufgefallen, dass unterschiedliche Programme sehr
/unterschiedlich/ runden:
In den von der ECI zum download angebotenen Targets
<http://eci.org/doku.php?id=de:downloads#eci_2002_target> sind die Werte
anscheinend immer "kaufmännisch" gerundet:
Beispiel:
aus 70% wird im TIF 70,20%
70*2,55 = 178,5 => aufgerundet 179 => 179/2,55 => ca. 70,20%
Auch die Werte im Medienkeil-TIF sind auf diese Art und Weise gerundet.
In den mit ProfileMaker gelieferten bzw. mit MeasureTool oder ColorLab
erzeugten Charts wird aber anscheinend *immer* abgerundet.
aus 70% wird im TIF 69,80%
70*2,55 = 178,5 => abgerundet 178 => 178/2,55 => ca. 69,80%
Diese Art der Rundung wird anscheinend auch von vielen
Adobe-Rasteralgorithmen verwendet. Legt man beispielsweise In Indesign
oder Illustrator eine Farbfläche mit 70% an, exportiert das Dokument als
EPS oder PDF und rastert es in Photoshop oder Acrobat, erhält man
ebenfalls 69,80%.
Im ungünstigsten Fall summieren sich die Fehler so in den 4 Kanälen auf
4/2,55 = 1,56% auf. In Delta E ausgedrückt, ergibt sich dadurch ein
Fehler von durchschnittlich 0,2 / maximal 0,6 (bezogen auf das ECI-Chart
und FOGRA39).
Noch merkwürdiger wir es allerdings, wenn man die Farbwerte numerisch in
Photoshop eingibt: legt man eine Farbfüllungsebene mit 70% an und raster
diese, erhält man -- wie im ECI-Chart -- 70,20%
Definiert man allerdings dieselbe Farbe z.B. mit dem Farbwähler als
Vordergrundfarbe und füllt eine Fläche damit, erhält man 69,41%
(Tonwertstufe 177 statt 179!). Diese Abweichungen summieren sich also zu
max. 8/2,55 = 3,14% bzw. einem mittleren Delta E von 0,3 und einem
maximalen Delta E von 1. Wie diese "Abrundung" um zwei Tonwertstufen
genau zustande kommt, ist mir nicht wirklich klar. Ich habe allerdings
festgestellt, dass alle Tonwerte zwischen 160 und 254 von Photoshop
einen zusätzlichen "Strafpunkt" bekommen und *zusätzlich* immer
abgerundet wird: bis 62% beträgt der Rundungsfehler also maximal 1
Tonwertstufe, darüber 1 bis 2 Tonwertstufen.
Das grundsätzliche Problem besteht also darin, dass in der Praxis andere
Tonwerte gedruckt werden als die, die für die Profilberechnung verwendet
wurden. Der Fehler ist zwar klein, aber systematisch: die in der Praxis
gedruckten Tonwerte sind im Schnitt geringer als im Profil vorgesehen,
die Druckergebnisse werden also etwas heller und entsättigt.
In der Praxis ergeben sich daraus zwei Probleme:
- Wenn man Photoshop-Farbfüllungsebenen, mit Photoshop gefüllte Flächen
und Vektorflächen aus InDesign oder Illustrator nebeneinander stellt,
können trotz gleich definierten Farbwerten unterschiedliche
Druckergebnisse erzielt werden. Das kann zu sichtbaren Kanten in
aneinandergrenzenden Farbflächen führen.
- Die Qualitätskontrolle, (z.B. Medienkeil-Auswertung bei Proofs), kommt
zu unterschiedlichen Ergebnissen, je nachdem mit welcher Software die
Testkeile und Profilierungscharts erstellt wurde -- und ein Delta E von
1 kann da im Zweifel durchaus ausschlaggebend sein.
- Es entstehen zwar geringe, aber systematische Abweichungen zwischen
den im Profil vorgesehenen und in der Praxis erreichten Farbwerten. Das
kann z.B. bei der Umrechnung von Haus- und Sonderfarben zu sichtbaren
Ungenauigkeiten führen.
Nach dieser langen Vorrede nun zu meinen Fragen:
- gibt es einen verbinlichen Standard, der die Rundung von Dezimal- in
8-Bit-Werte in Testcharts bzw. bei Rasteralgorithmen definiert?
- Falls ja: Wer hält sich nicht daran?
Vielen Dank für's geduldige Zuhören und Antworten.
Klaus Karcher