Hallo!
Seit Längerem regen mich die Ungereimtheiten bei der RGB-Profilierung
genau so auf, wie Herrn Keller. Das Problem liegt u.a. auch darin, dass
weder in gängigen Lehr- und Fachbüchern noch in der Beschreibung der
Profilierungsprogramme auch nur ansatzweise wesentliche Details erklärt
werden. Die dauernden zeitraubenden Versuchsdrucke und deren Vermessung
mit nachfolgender Auswertung machen keine Freude, weil man anscheinend
nicht zum Ziel kommt. Es ist halt ein dauerndes "Stochern im Nebel".
Nachdem hier in der Liste befürwortet wurde, dass man RGB-angesteuerte
Drucker sehr wohl so genau profilieren könne, dass damit zumindest
"Beinahe-Proofs" möglich sind, und weil ich mit meinem Best-RIP 4.6.3
nicht glücklich bin, sah ich hier einen Ausweg, den es zu prüfen galt.
Voraussetzungen für meine Versuche udn die folgenden Ergebnisse:
Epson Aculaser C8500
Epson StylusColor 900
Messung mit EyeOnePro und basICColor catch
Profilierung mit basICColor 3c
Feststellungen:
1.) Alle erstellten RGB-Profile beginnen in der 3-D-Ansicht (ICC-View)
erst bei etwa L=30 oder noch höher und zwar identisch bei rel. farbmetr.
und bei percept. RI. Zudem scheint der Gamut doch eingeschränkt zu sein.
Das verstehe ich deshalb nicht, weil doch ansonsten das zur Profilierung
gedruckte Target hervorragende Tiefen hat! Hier beim Druck des "billigen"
Office-Inkjet-Druckers:
Office-Papier beschichtetes Papier
WP= 93,8 1,3 -7,3 93,3 3,1 -7,3
C 55,0 -28,5 -47,5 46,3 -26,9 -58,5
M 52,0 64,8 0,4 46,4 75,9 9,0
Y 87,4 2,6 80,8 86,3 5,8 108,9
K 25,3 0,9 0,9 15,6 2,1 -1,9
2.) Beide Drucker gehen bereits deutlich vor Erreichen der 100%-Felder in
die Begrenzung durch den max. Tintenauftrag, nämlich etwa bei 80%.
3.) Beide Drucker erzeugen beim Druck des Linearisierungs-Targets aus den
dort definierten RGB-Feldern hervorragend dichte Primärfarb-Felder Cyan,
Magenta, Yelllow und Schwarz!
4.) Drucke ich CMYK-Daten samt Medienkeil aus farbmanagementfähigen
Programmen heraus auf diesen Druckern aus, erhalte ich ebenfalls diese
hervorragend dichten Primärfarbfeldern (max. Dichte).
5.) Drucke ich CMYK-Graustufenkeile, so sind diese schön linear und haben
eine einwandfreie Graubalance!!! (Hallo Arthur! ;-) Sogar die Vorgaben
von ISO coated werden fast eingehalten (wie ich schon mal hier mitteilte)
6.) Sobald ich RGB-Daten drucke, natürlich ebenfalls mit aktivem
Farbmanagement, z.B. die RGB-Linearisierungscharts von basICColor, dann
entstehen plötzlich extreme Farbfehler: Aus Cyan wird ein leuchtendes
Türkis, aus Magenta ein blasses Magenta, weit entfernt vom Volltonwert,
Gelb geht ja noch fast, verschmutzt aber in den Lichtern und: Ja die
Graubalance ist natürlich auch "voll daneben".
7.) Damit ist auch endlich klar, was Herr Keller betr. Graubalance
beanstandet: Es entsteht aus dem offensichtlich beim Druck von RGB-Daten
gar nicht funktionierenden ICC-Profil!
Herr Keller erhält oder erzeugt RGB-Daten und versucht eben diese
farbrichtig zu drucken. In seinem Workflow wäre es doch reichlich
"abartig" und kontraproduktiv, die RGB-Daten in irgendeinen möglichst
großen CMYK-Farbraum transformieren zu müssen, bloß damit man dann
farbrichtig auf einem RGB-Drucker (!!!) ausdrucken kann!
Ich habe Arthur Profile für seinen Leinwanddruck mit basICColor 3c
erstellt und jetzt auch zur Kontrolle die ausgedruckten Linearitätscharts
von basICColor 3c erhalten, einmal gedruckt ohne Farbmanagement und einmal
gedruckt unter Anwednung des von mir erstellten Profils. Wenn man die
beiden Drucke nebeneinander legt, hat man den Eindruck, dass beide Drucke
falsch beschriftet / vertauscht wurden!!!
Ich vermute, dass hier in der Liste zu Gunsten des "seriösen Offsetdrucks
und Proofdrucks" diese RGB-Thematik eher wohl nicht ernst genommen wird,
sonst hätten sich mehr Teilnehmer an dieser Diskussion beteiligt, oder?
Dennoch mache ich hier einen erneuten Versuch zur Klärung udn stelle
folgende Fragen:
A) Stellt die Profilierung von RGB-angesteuerten Druckern nur und
ausschließlich eine Lösung zum farbrichtigen Druck von CMYK-Daten dar und
wenn ja, warum ist das so?
B) Was muss getan werden, damit man RGB-Daten ebfalls farbrichtig drucken
kann? Muss es dafür "besondere" Profile geben, die evtl. mit einer
"Spezial-Profilierungssoftware" erstellt werden müssen?
C) Worin liegt die Ursache für die von mir oben beschriebenen
Druckergebnisse mit RGB-Daten?
Ich würde mich sehr freuen, wenn diese Fragen geklärt werden könnten - und
Herr Arthur Keller sicher auch!
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Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
das wünsche ich Ihnen
- Clemens M. Hürten -
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