Clemens M. Hürten <Clemens.Huerten(a)t-online.de> schrieb/wrote:
Vorläufige Erkenntnis: Sobald InDesign auf ein anderes
CMYK-Zielprofil
hin ausgibt, als der eingestellte Arbeitsfarbraum, wird aus reinem
Schwarz ein 4c-Schwarz, gleich ob es als Farbfeld 0,0,0,100 oder als
K=100 definiert wird.
Herr Hürten,
Diese Erkenntnis ist korrekt. Zum heutigen Zeitpunkt besitzt Adobe InDesign
bei Einsatz des Farbmanagements in der Ausgabe zum einen keine
Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen Vektorobjekten die mit technischen
bzw. "reinen" CMYK Farbwerten gefüllt sind und z.B. Bildobjekten und zum
anderen weist es keine besonderen Verarbeitungsstrategien auf, um z.B. den
Schwarzaufbau eines Objekts beizubehalten.
Sobald Sie dem Programm durch die Verwendung von unterschiedlichen CMYK
Quell- und Zielprofilen signalisieren, dass eine Farbraumanpassung notwendig
ist, gilt dies für alle von Adobe InDesign beeinflussbaren Seitenobjekte
(nur EPS-, AI- und PDF-Dateien sind davor sicher) und es erfolgt eine simple
CMYK-Lab-CMYK-Transformation.
Wenn der Fehler also hier bereits entsteht, nützt auch
kein
Distiller-prologue, um den Fehler zu beheben.
Korrekt.
Da Sie, wenn Sie in InDesign als Druckprofil ein ICC-Profil auswählen, eine
on-Host Farbraumtransformation initiieren, Adobe InDesign selbst die
Farbraumtransformation durchführen lassen, müssen Sie heute mit diesen
Restriktionen leben, da Sie ja bereits "falsch" oder nicht transformierte
Farben auf das Ausgabegerät senden.
Der Ausweg wäre die Verlagerung der eigentlichen Farbraumtransformation ins
Ausgabegerät und die Verwendung einer Sonderfarbe für Objekte die vor einer
unerwünschten Farbraumtransformation geschützt werden sollen/müssen.
Wenn man sich bei der Namensgebung der Sonderfarben an ein bestimmtes Schema
hält, dann kann man mit Hilfe eines Distiller-Prologs nach diesen Farben
forschen und sie im Nachhinein wieder in DeviceCMYK-Farben konvertieren.
Somit würde für diese Farben das InDesign-eigene Farbmanagement umschifft
werden.
Das PDF/X-Kochrepzept zur Erstellung geräteneutraler PDF/X-3 Dateien mit
Adobe InDesign beschreibt dieses Verfahren. Außerdem liegt ein solcher
Prolog auf der entsprechenden Website (
www.pdfx3.org).
Diese InDesign-Datei oder daraus via Distiller /
Acrobat-Drucker oder
direkt durch Exportieren erzeugte PDF-Dateien zeigen allesamt am Moni
den Fehler nicht, auch nicht im Softproof. Es wird also alles ganz
normal als Weiß angezeigt. Wird im Softproof Papierweißsimulation mit
aktiviert, ist das gesamte Weiß im Papierweiß-Farbton simuliert und alle
Rechtecke haben ebenfalls diesen Papierweiß-Farbton.
Ich denke die Erklärung ist einfach: In der Acrobat Bildschirmdarstellung
finden ja keine CMYK-nach-CMYK-Transformationen statt, sondern nur CMYK nach
Monitor-RGB. Das heißt, es ist egal, ob in der PDF-Datei bereits ein
ICC-profilierter CMYK-Quellfarbraum enthalten ist oder ein geräteabhängiger
DeviceCMYK Farbraum, sofern in den Acrobat 5/6 Grundeinstellungen das selbe
Profil als CMYK-Arbeitsfarbraum angegeben wurde, welches im PDF als
Quellprofil Verwendung findet (sofern dies überhaupt der Fall ist denn dies
kann nur im Falle eines nativen PDF-Exports oder einer nachträglichen
Profilierung im Acrobat Distiller eintreten, da PostScript ja keine
ICC-profilierten Farben unterstützt). Wenn dies gewährleistet ist, werden
beide Farben identisch dargestellt.
Da bei der Erstellung eines Softproofs die selben Gesetzmässigkeiten gelten
und nur noch ein Simulationsprofil hinzukommt, kommt es wieder zur selben
Darstellung.
Dies steht in Widerspruch zu der obigen Beobachtung,
bei der bei
direktem Druck aus InDesign in die BestQueue in der Druckvorschau die
Verfälschung der weißen Rechteckfüllung nach grün-bläulich zeigt.
Siehe Anmerkung oben.
Noch eine Anmerkung zu Farbmanagement in Adobe InDesign. Es ist sehr
wichtig, dass die Farbeinstellungen, im besonderen die Arbeitsfarbräume, vor
dem Anlegen eines neuen Dokuments korrekt gewählt werden. Ein Nachträgliches
Ändern belässt die bereits angelegten Seitenobjekte im ursprünglichen
Farbraum. Ein solches Problem ist sofort daran zu erkennen, dass im InDesign
Druckdialog die unter "CMYK-Arbeitsfarbraum" und "Dokument-CMYK"
angegebenen
CMYK-Farbräume dann unterschiedlich sind.
Die Settings bei der PDF-Erstellung via
Acrobat-Drucker sind einfach:
PrePress einstellen, d.h. Farbamanagement aus. Es erfolgt keine
Transformation und die von InDesign angelieferten und auf das Ziel
bezogenen Farbwerte samt Profil bleiben erhalten. Demnach müsste dieses
PDF X-1a kompatibel sein.
Die Erstellung eines PDF/X1a schlug aber mit den bei Acrobat 6
mitgelieferten Settings fehl. Acrobat beschwerte sich darüber per
log-Datei wie folgt:
PDF/X-Kompatibilitätsbericht
1. Farbe
[Verletzung] Der kalibrierte Farbbereich CMYK wurde auf den folgenden
Seiten gefunden:
Seite 1, Fundstellen: 7
Die Werte für CMYK- und Graustufen-Druckfarbverläufe müssen
farbkorrigiert
und auf die Druckbedingung für einzelne Zeichen abgestimmt sein.
Verletzungen: Die Gesamtanzahl der Fundstellen in diesem Abschnitt
beträgt 7.
Ich vermute, damit sind die aus Illu 10 mit eingebettetem Profil
gespeicherten und in InDesign platzierten Dateien gemeint.
Es stellt sich nun die Frage, was InDesign mit den platzierten
Illu-Dateien betr. Farbmanagement anstellt, wenn ein Profil eingebettet
ist und anschließend bei der Ausgabe ein vom CMYK-Arbeitsfarbraum
unterschiedliches Zielprofil genutzt wird.
Offensichtlich nichts Gutes!!!
Sie versuchen einen geräteneutralen, kalibrierten bzw. profilierten
Farbbestand durch einen PDF/X-1a Check laufen zu lassen. Dies wird
berechtigterweise mit den angegebenen Fehlern zurückgewiesen.
Auch für Adobe InDesign gelten (leider) die allgemeinen technologischen
Restriktionen in Bezug auf platzierbare Datenformate, welche von einem
on-Host Farbmanagement transformierbar sind oder eben nicht.
Wie bereits oben erwähnt, werden z.B. EPS-Dateien vom Programm-eigenen
Farbmanagement bei der PostScript-Ausgabe überhaupt nicht beeinflusst.
Ganz im Gegensatz übrigens zu InDesign's nativen PDF-Export bei dem der in
den EPS-Dateien enthaltene PostScript-Code ja interpretiert wird (eine Art
von distillen finden statt) und in dem Zuge auch eine Farbraumanpassung
möglich ist.
EPS-Dateien werden bei der PostScript-Ausgabe einfach nur 1:1 in den
ausgedruckten PostScript-Code eingebettet. Somit obliegt es dem
Ausgabesystem sich um evtl. enthaltene geräteneutrale Farbbeschreibungen zu
kümmern und diese in den dort hinterlegten Zielfarbraum zu transformieren.
Wenn die dabei zum Einsatz kommenden Mechanismen anders sind als die von
Adobe InDesign beim on-Host Farbmanagement (und die Chancen dafür sind
ziemlich groß), ergeben sich selbstverständlich unterschiedliche Farbwerte.
Ein erster Blick in den von Adobe InDesign generierten PostScript-Code
zeigt, dass das eben für EPS-Dateien gesagte wohl ebenso auch für platzierte
AI-Dateien gilt, die bei aktuellen Illustrator-Versionen einen Zwitter
zwischen EPS- und PDF-Dateien darstellen.
Somit findet weder eine Farbanpassung statt (was das unterscheidliche
Verhalten im Vergleich zu den Adobe InDesign eigenen Seitenobjekten erklärt)
noch wird das von Ihnen mit in die AI-Datei gespeicherte Quell-Profil
entfernt, was zum Fehlschlagen des PDF/X-1a Checks führt.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Zacherl
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Robert Zacherl
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