Hallo Markus, Hallo Liste
Vorab möchte ich bemerken, daß in der Praxis sowohl bei
Arbeitsfarbräumen mit Gamma 1,8 als auch mit 2,2 professionelle
Ergebnisse erzielt werden. Wichtig ist es vor allem den kompletten
Workflow im Griff zu haben und sauber mit seinen Partnern zu kommunizieren.
Betreff der Diskussion um Gamma 1,8 und 2,2 möchte ich folgende
Praxiserfahrung beisteuern.
Bei meinen High-End Kunden, die ECI-RGB nutzen, gibt es gelegentlich
kritische Kombinationen aus Quellfarbräumen, Motiven und Ausgabeprozessen.
Wenn es Probleme gibt, dann treten diese öfters in den Dreivierteltönen
auf. Typische Probleme sind Farbkipper in Schattenpartien oder
Zeichnungsverluste in diesen Bereichen. Dies hast du übrigens auch in
deiner Mail dargelegt, wenn du die Problembilder aus der Praxis beschreibst.
Oft addieren sich dabei Probleme, so daß z.B. die Umsetzung aus ECI-RGB
in ISOcoated OK ist, und in einen zweiten CMYK Farbraum nicht.
Der Hauptfehler liegt dabei mit Sicherheit im Profil des zweiten
CMYK-Farbraums.
Handelt es sich dabei aber um Bilder aus Digitalkameras, denen erst sRGB
zugewiesen wurde, um sie dann nach ECI-RGB zu konvertieren, dann haben
wir allein aufgrund der Konvertierung von Gamma 2,2 auf 1,8 schon einen
Verlust an Tonwertstufen.
Wenn dann drei Dinge zusammen kommen:
- Wenig Tiefenzeichnung im Motiv
- Profilkonvertierung von Gamma 2,2 auf 1,8
- Problematisches Ausgabeprofil
treten erst oft Probleme im Endresultat auf.
In diesem Fall wäre eindeutig ein EBV-Arbeitsfarbraum mit Gamma 2,2 die
bessere Lösung.
Wenn wir schon beim Thema der Standardisierung von Arbeitsfarbräumen im
Colormanagement sind, dann sollte man die DIN / IEC 61699 für
Farbmanagement im Multimediaumfeld nicht außer Betracht lassen.
Dort ist ebenfalls ein Gamma von 2,2 vorgeschrieben.
Im Bereich der Digitalfotografie gibt es sehr viele Systemanbieter, die
die Kamera-Daten mit einem Gamma 2,2 liefern.
Arbeitet man mit solchen Systemen, dann ist als EBV-Arbeitsfarbraum
ebenfalls ein Gamma von 2,2 die bessere Lösung, um nicht bei einer
Konvertierung von 2,2 auf 1,8 Tonwertabstufungen zu verlieren.
Das Gleiche gilt für viele Ausgabeprozesse im fotografischen und im
Office / Multimedia / Internet Umfeld. Auch hier sind die
Ausgabeverfahren oft auf ein Gamma von 2,2 optimiert.
Ein Arbeitfarbraum mit Gamma 1,8 ist dann suboptimal betreff der
Tonwerterhaltung bei der Profilkonvertierung und führt zu sichtbar
größeren Fehlern, wenn ausversehen vergessen wird eine
Profilkonvertierung durchzuführen.
Je größer die Anzahl der Ein- und Ausgabeprozesse ist, die ein natives
Gamma von 2,2 haben, desto sinnvoller ist es auch einen entsprechenden
Arbeitsfarbraum zu nutzen.
:-) Jan-Peter Homann
>
Markus Hitzler, Color Solutions schrieb:
Beim
typischen silbernen Auto sind Stufenbildung in der Karosserie und
ausgefressene Lichter schlimmer als Zeichnungsverluste in den Rädern und
Radkästen. Die Kunden hier sind meist nur wesentlich kritischer.
Eine Bestätigung dieser Praxis zeigen ferner die Bilder in diversen
Zeitschriften und Magazinen. Zugelaufene Tiefen sieht man hier deutlich
häufiger als ausgefressene Lichter oder gar Stufen in den Mitteltönen. Die
Akzeptanz des Endkunden für Bildfehler scheint in dunklen Bereichen also
größer zu sein. Grund kann die bei der Betrachtung häufig geringe
Beleuchtungsstärke (wer liest seinen Spiegel/Stern/Focus... schon an der
prallen Sonne? - bei wenig Licht sind Stufen in dunklen Bereichen schlechter
zu sehen) oder schlicht und einfach Gewöhnung sein.
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