Hallo Herr Dr. Bestmann,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Um mit der eigentlichen Kernfrage nochmals zu beginnen: Mir waren die
Differenzen im maximal möglichen Schwarz bei Rendering Intent relativ
farbmetrisch gegen perceptiv bei meinen Leinwanddrucken aufgefallen und ich
hatte mich gefragt, ob das so gewollt ist durch die Rendering Tabellen und
Profile oder ein durch welchen Umstand auch immer verursachter "Fehler"
meines RGB-Profils vorliegt.
Und weiterhin zum Vergleich und Ursachenforschung, ob dieser Effekt auch bei
optimal linearisierten und mit RIP versehenen Druckern, die mittels RIP in
CMYK angesteuert werden, bzw. im Offsetdruck zu beobachten ist.
Zu Ihren Ausführungen:
es wäre mir weitaus lieber, man könnte die Arbeit dem ICC-Profil überlassen
und müßte nicht mühsam an der Datei korrigieren.
Nur ist hier der Verfahrensweg andersherum, nicht die
Vorlage wird
angepasst sondern der Druckprozess. Im Ergebnis ist es gleich, aber
das
Verfahren ist anders.
Der Punkt ist der, daß es im Ergebnis eben nicht gleich ist, sondern meine
manuelle Anpassung mit Rendering Relative Farbmetrik derzeit zu WEITAUS
besseren Ergebnissen führt, von Sonderfällen abgesehen.
Das betrifft sowohl die Farbsättigung als auch die Behandlung der Tiefen.
Man könnte es in einem Satz prägnant so formulieren: der perceptive
Rendering Intent schießt zumindest bei mittels PrintOpen 3.1 erstellter
Profile (für andere Profile möchte ich hier keine Aussage wagen, es könnte
da evtl. auch so sein) weit über das Ziel hinaus. Die Tiefen werden zu stark
angehoben, Schwarz wird eher dunkelgrau und alle Farben zu weit entsättigt
und aufgehellt und vor allem ist das alles irgendwie nicht recht zu steuern,
weil nämlich letztlich ALLE Farben geändert werden.
Beim ICC-basierten Color Management werden in den
Perceptual-Tabellen des
Profils diese unterschiedlichen Tiefen einheitlich auf einen
Wert von
ungefähr L=3 gezogen und gleichzeitig die Sättigung proportional mit erhöht.
Jetzt wird mir Ihre Aussage langsam klarer: also zunächst RGB 0,0,0, (=L 0)
auf L=3 und anschließend aber Anpassung an den dunkelsten druckbaren Wert
des Druckmediums, denn im Endeffekt landen wir perceptiv ja bei den
gemessenen L=30-31 auf der Leinwand ?
Daher kann man eine "normale" Vorlage, die einen Dynamikumfang von L=100 bis
L=0 (reprotechnisch besser sollte eine Vorlage einen Umfang von L=98 bis L=3
haben) hat auf verschiedenen Medien ausgegeben werden.
Es wäre mein Ziel, ohne Dateianpassungen auszukommen und die Arbeit dem
Profil zu überlassen, das würde mir viel Zeit sparen.
Der Tiefenpunkt der Vorlage landet dann bei der
maximalen Tiefe des Drucks.
Und das genau ist der Knackpunkt. Wir landen eben offensichtlich zumindest
hier auf Leinwand mit dem von Print Open 3.1 erstellten RGB-Profil NICHT bei
der maximalen Tiefe, sondern weit darüber. Bei einer Anhebung von L=0 auf
L=3 kämen wir von 19-20 (maximales Schwarz bei RFM) + 3 Anhebung = 22-23
(RFM) zu gemessenen L= 30-31 Perceptiv gerendert, je nach Farbrechner. Und
diese Differenz erstaunt mich. Immerhin eine Differenz von 7-8 Einheiten L.
Hier nochmal die Meßwerte für Schwarz (ECI-RGB 0,0,0) auf Leinwand zur
Erinnerung: (Farbrechner MS= Microsoft K = Kodak)
Perceptiv:
MS 31,44 -0,72 -2,20
K 29,93 -1,05 -2,28
Relativ farbmetrisch, in diesem Fall ohne Tiefenkompensierung:
MS 18,56 -0,04 -0,08
K 19,83 0,94 2,21
Viele Grüße aus Schwanheide
Dr. Arthur A. Keller
Kunsthaus Schwanheide
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----- Original Message -----
From: "Bestmann, Guenter S-RD-PN32" <Guenter.Bestmann(a)heidelberg.com>
To: <eci(a)lists.transmedia.de>
Sent: Friday, April 16, 2004 8:46 AM
Subject: AW: [ECI] RGB-Drucker/Rendering Intents -
perceptiv-rel.farbmetrisch und Schwarz
Hallo Herr Keller,
das was Sie unten beschrieben haben (man. Tiefenkompensation,
Sättigungsreduzierung), ist letztlich das was beim perceptual Rendering
Intent auch passiert (Gamut Mapping). Nur ist hier der Verfahrensweg
andersherum, nicht die Vorlage wird angepasst sondern der Druckprozess. Im
Ergebnis ist es gleich, aber das Verfahren ist anders. Das was Sie machen
ist Color Management, aber kein ICC-basiertes Color Management im
eigentlichen Sinne. Daher stammen meines Erachtens auch die Mißverständnisse
während dieses Mailing-Verkehrs.
Ihre Vorgehensweise ist für Ihren Anwendungsfall optimal, es ist aufgrund
der
Vorlagen die Sie verarbeiten auch gar nicht anders möglich. Sie brauchen
individuelle Gamut Mappings und einen stabilen und definierten
Ausgabeprozess.
Was mir bei dieser Diskussion aber abhanden gekommen ist, war Ihre
eigentliche
Frage. Die sollten Sie auf Basis der bisherigen Diskussion noch
einmal stellen.
Ihr Druckprozess hat bei dem von Ihnen gewählten Bedruckstoff und bei der
Druckereinstellung etwa eine Bildtiefe von L=25. Das ist deutlich weniger
als ein Offsetprozess auf Kunstdruckpapier (etwa L=14) aber auch deutlich
mehr als ein Zeitungsdruck bzw. Drucke auf unbeschichteten Papieren. Beim
ICC-basierten Color Management werden in den Perceptual-Tabellen des Profils
diese unterschiedlichen Tiefen einheitlich auf einen Wert von ungefähr L=3
gezogen und gleichzeitig die Sättigung proportional mit erhöht. Daher kann
man eine "normale" Vorlage, die einen Dynamikumfang von L=100 bis L=0
(reprotechnisch besser sollte eine Vorlage einen Umfang von L=98 bis L=3
haben) hat auf verschiedenen Medien ausgegeben werden. Der Tiefenpunkt der
Vorlage landet dann bei der maximalen Tiefe des Drucks. Bei
relativ-farbmetrischer Ausgabe sind Sie für den Tiefenabgleich
verantwortlich und nicht die Automatik der ICC-Profile. Die
Tiefenkompensation hilft Ihnen hier auch nicht weiter, da diese Kompensation
letztlich nicht anderes ist als ein spezielles Perceptual-Rendering mit
linearem Gamut Mapping und Clipping nicht darstellbarer Farben.
Viele Grüße
Günter Bestmann