Hallo Olaf Druemmer,
zunaechst mal zu den beiden bekannten RGB-"Alternativen":
- sRGB hat mit Druck (worum es in der ECi ja in der Regel geht) nichts zu
tun. Dafuer ist es einfach an bestimmten Stellen zu klein, weil es ein
"idealisiertes PC-Monitor-Profil" darstellt. Zum Thema "zu klein" sei
ganz kurz gesagt, dass ein Druck-Cyan aus z.B. Offset eben nicht
innerhalb solch eines Monitorfarbraums liegt. Und in diesem Falle auch
nicht im RGB ausgedrueckt werden kann. sRGB ist fuer Monitoranwendung
gemacht (Internet und Praesentationen zum Beispiel), und dort leistet es
auch gute Dienste.
- AdobeRGB: Ist aehnlich gross wie ECi-RGB, hat genau einen -- eher als
virtuell zu betrachtenden -- Nachteil, naemlich den Weisspunkt D65;
hierdurch liegt der D50-Weisspunkt fuer ein solches Profil
"Out-of-Gamut". Ich bringe es jetzt nicht mehr genau zusammen, aber bei
einer absolut farbmetrischen Transformation aus einem D65-basierten
Farbraum (ueber ColorSync und Konsorten, die intern immer D50-Weiss
haben) kann der nun entstehende Weisspunkt leicht blaeulich schimmern.
Primaerfarben (und ich glaube auch Gamma) hingegen sind jedoch in
Ordnung. Wir waren seinerzeit uebrigens fast an dem Punkt, ein
"weisspunktmodifiziertes AdobeRGB" als ECi-RGB zu publizieren, hatten
dann allerdings doch aufgrund moeglicher Verwechslungs- und
Irritationsgefahr die NTSC-Primaries gewaehlt.
LUT versus Matrix:
In der Praxis arbeiten wir wie gesagt mit analogen Geraeten, die sich
mehr oder minder nichtlinear auffuehren, also nicht mit einer einfachen
mathematischen Gleichung (Logarithmus oder was auch immer) zu beschreiben
sind. Das geht schon beim Monitor los, wo die Lab-Projektion von Weiss
nach Rot vielleicht eine leichte S-Kurve beschreibt. Also war's Essig mit
"Gamma", Da muss dann eine kompliziertere Berechnung her (die meines
Wissens leider nicht in der Profilspezifikation vorgesehen ist), oder
eben eine Lookup-Tabelle (LUT), die mehrere Stuetzpunkte des "Weges"
definiert.
Ganz besonders wichtig wird eine komplizierte Berechnungsvorschrift
(ersatzweise natuerlich LUT) bei den verschiedenen Druckverfahren, wo
sich im Zusammendruck durch Wechselwirtkung zwischen den Grundfarben und
durch die gaengige autotypische Rasterung (die interessanterweise eine
Mischung zwischen additiver und subtraktiver Mischung ist) teilweise sehr
nette Farbverschiebungen ergeben, die um so mehr nicht mit einfacher
Berechnung ermittelt werden koennen.
Ein Matrix-basiertes Profil hingegen hat einen Vorteil als
Bearbeitungsformat insofern, als dass man mit zwar theoretischen, aber
klaren (berechenbaren) Voraussetzungen (Verhaeltnisse zwischen
verschiedenen Farben) arbeiten kann. Die Beruecksichtigung des "wirren"
Verhaltens eines bestimmten Geraets erfolgt dann bei der Separation in
den Ausgabefarbraum durch ein (LUT-basiertes) Geraeteprofil.
Sie sehen also, dass beide Modelle in der Praxis ihre Berechtigung haben
und im richtigen Zusammenspiel gut "ergaenzen".
Gruss aus Frankfurt,
Jo Euler
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