Hallo zusammen,
ich möchte ein zentrales und sehr wichtiges Thema ansprechen: die Ergebnisse
von Farbtransformationen über die Rendering Intents, in diesem Fall von RGB
nach CMYK und die damit verbundenen Konsequenzen was die Weiterverarbeitung
im Workflow anbelangt.
Nach meinem jetzigen Erfahrungsstand muß ich feststellen, daß sich das
wahrnehmungsorientierte Rendering im Ergebnis als nicht wirklich
zufriedenstellend herausstellt, gerade wenn die Priorität der Reproduktion
auf maximale Farbtreue zu der Vorlage, im allgemeinen ein Dia, ausgerichtet
ist.
Vorausgesetzt, man hat genug Konstanz im Workflow, man hat einen gut
profilierten Scanner, gut kalibrierte und profilierte Monitore und
entsprechende Lichtbedingungen, die einen präzisen Abgleich und Finetunen
von Dia und Scan zulassen, man hat einen sinnvollen RGB-Arbeitsfarbraum
definiert, ein farbkonstantes und im Farbumfang genügend großes Proofsystem
und sehr gute CMYK-Ausgabeprofile, welche in genügendem Maße einen
reproduzierbaren Zustand des jeweiligen bestimmten Druckprozesses erfassen,
könnte man von einem Zustand sprechen, um Colormanagement auf hohem
Qualitätsniveau betreiben zu können.
Leider ist es aber so, daß bei einer wahrnehmungsorientierten
Farbtransformation meiner Meinung nach zu viele Farben, die im Zielfarbraum
eigentlich genauso darstellbar wären wie im Quellfarbraum, verändert werden,
eben wahrnehmungsorientiert auf z.B. bestmögliche Gleichabständigkeit oder
je nach Profilerstellungsprogrammherstellergeheimnis gelegter Priorität der
Gamutmapping-Methode.
Im Klartext: auch wenn es vielleicht hart klingt, aber die
wahrnehmungsorientierte Farbtransformation kann ganze Farbstimmungen in
nicht akzeptabler Art und Weise verändern. Wenn man bedenkt, wie viel Arbeit
in einem Fotoshooting alleine für die Erzeugung einer ganz bestimmten
Lichtstimmung steckt, die aus z.B. verkaufspsychologischen Gründen enorm
wichtig ist, wenn dann aus den vielen Abzügen der eine Schuß ausgewählt
wird, der den gewünschten Vorstellungen in meistens sehr feinen
Unterschieden zu einem anderen Abzug entspricht, dann sollte man dem
Anspruch auf höchstmögliche Reproduzierbarkeit gerade mit Colormanagement
gerecht werden.
Leider kann man sich die mühsam erlangte Farbtreue mittels
Scannerprofilierung und Feinretusche im RGB-Arbeitsfarbraum durch das
wahrnehmungsorientierte Rendering zunichte machen. Erschwerend kommt hinzu,
daß verschiedene Profilhersteller verschiedene Intents erzeugen. Das
bedeutet zusätzlich: falls die Verarbeitung und Versendung von
medienneutralen Daten einmal praktikabel ist, sind unterschiedliche
Ergebnisse bei verschiedenen Mediendienstleistern trotz identischen
Weiterverarbeitungsparametern schon alleine durch die Umrechnung aufgrund
von verschieden erzeugten Profilen vorprogrammiert.
Nun kann ich mir vorstellen, daß die Erzeugung von wahrnehmungsorientierten
LUT's nicht gerade einfach ist und vielleicht auch eine recht undankbare
Aufgabe ist, da man mit dem Ergebnis im Grunde nie ganz zufrieden sein kann
und immer Kompromisse eingehen muß, da man ja im allgemeinen den meist
größeren Farbraum in einen kleineren unterbringen muß.
ES hat sich in meinen Versuchen und unserer momentanen Produktion gezeigt,
daß es eine Möglichkeit gibt, die optisch maximale Farbtreue gewährleistet,
allerdings ist diese Vorgehensweise nicht default-ICC-konform, bedient sich
aber den vorhanden Mitteln. Gemeint ist das farbmetrische Rendern, jedoch am
Weiß UND an der Tiefe relativ. Gerade bei hochwertigen CMYK-Druckprozessen,
die auf modernem Equipment sowohl von der Druckmaschine als auch in der
Plattenerstellung basiert, wo optimale Volltondichte bei geringem
Druckzuwachs sehr hohe Brillanz ermöglichen, stellt diese Art der
Transformation eine absolut ernstzunehmende Alternative dar, meiner Meinung
nach die einzige, wenn es um höchstmögliche Erhaltung der Farbcharakteristik
der Vorlage geht. Die Relativität der Helligkeit und die Adaptionsfähigkeit
an Weiß und Schwarz sowie die Tiefenzeichnung, die mit heutigen
Profilerstellungsprogrammen bei Transformation farbmetrisch auf die gesamte
L-Achse bezogen erreicht wird, lassen eine wahrgenommene 1-zu-1 Umrechnung
zu, die nur in den definitiv außerhalb des Zielfarbraums liegenden
Farbbereichen optische Farbverluste hat. Das geringere L des Druckprozesses
relativiert das Schwarz sozusagen "automatisch" bzw. kann beim absolut
farbmetrischen Proofen simuliert werden. Diese Methode hält sogar einem
Vergleich von Referenzproof zu CMYK-Auflagensimulationsproof stand, ohne
Farbverschiebungen in nicht annehmbarer Weise zu erzeugen.
Das ganze hat noch einen nicht unwünschenswerten Nebeneffekt: Man kann alle
Farben, ob Bilder, Grafiken, Logos usw mit dem gleichen Intent behandeln.
Dazu wäre es allerdings erforderlich, diese Renderpriorität als normale
Farbtransformation neben wahrnehmungsorientiert innerhalb der
Standard-Architektur eines Profils aufrufen zu können, um auch komplette
Dokumente umzurechnen, wobei beispielsweise vielleicht nichts
dagegensprechen würde hierfür den sättigungsorientierten Rendering Intent -
den sowieso niemand verwendet - durch einen am Weiß und Schwarz relativen
farbmetrischen Intent zu ersetzen ( <- nur als Anregung! ). Einige
Hersteller sind wie es aussieht eh schon dazu übergegangen, bei Aufruf von
sättigungsorientiert auf den wahrnehmungsorientierten Intent zu verweisen.
Diese Resource liegt also brach.
Es wäre interessant, zu erfahren, ob jemand ähnliche Beobachtungen gemacht
hat und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Auch interessant wäre ein
Statement hierzu aus Profilerstellungsprogrammherstellersicht oder von
entsprechenden Experten.
Bin auf Feedback auf das Feedback mal wieder sehr gespannt.
Grüße, Andre Schützenhofer
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