Hallo Herr Hürten,
natürlich haben Sie vollkommen Recht, dass gerade durch die eci die
Schnittstelle zu den Druckereien genormt werden soll. Und das ist gut so,
aber halt nur die Schnittstelle - Und was ist danach?
Wenn durch meine Ausführungen der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich
die grundsätzlichen Ideen der Standardisierung, der eci und des
ColorManagement negativ gegenüberstehe, ist das nicht richtig. Ich werde in
meinem Unternehmen in Bezug auf ColorManagement auch zu diesen theoretischen
Spinnern gezählt, und ich selbst verstehe das dann eher als Kompliment.
Nur leider musste ich in der täglichen Produktionspraxis die hehren Ideale
des ColorManagement, durch Fachpresse und Studium genährt, recht schnell
relativieren. Da werde ich dann auch ich wieder zum Praktiker.
Auch mein Wunschtraum wäre ein ColorManagement auf Knopfdruck ohne
Abstimmungsprobleme. Dadurch würde mein Job sicher etwas uninteressanter,
unsere Produktion und die Zusammenarbeit mit unbekannten Partnern aber
sicher vorhersehbarer.
Das die Arbeit, wenn man ColorManagement in welcher Form auch immer
betrieben, einfacher und in der Regel sicher geworden ist, stelle ich auch
nicht in Frage. Ich wollte nur auf einige Fakten und Schwierigkeiten in
Zusammenhang mit dem Haupt - Ausgabegerät Offsetdruckmaschine (mehr ist sie
in diesem Zusammenhang halt nicht) hinweisen, die (Farb-) Datenerzeuger u.U.
nicht wissen oder bei Ihren Überlegungen außer Acht lassen. Meiner Meinung
nach ist ein idealisiertes Arbeiten, wie in den requesteten Mails
beschrieben, halt (noch ?!?) nicht möglich, ohne ein gewisses Risiko
einzugehen.
Vielen Dank für Ihren Hinweis auf meine direkten Berufskollegen. Ich habe
mich auf der empfohlenen Seite schon ein wenig umgeschaut. Unter
ColorManagement ist hier bezeichnender Weise nur die Druckvorstufe
angesprochen.
Dieses Thema geht aber viel weiter. Wenn einmal über den Tellerrand der Bits
und Bytes hinausgeschaut wird (das ich so etwas geschrieben habe, wird mir
firmenintern keiner glauben ...), ist schnell deutlich, dass es mit der
Umrechnung von Farbwerten halt nicht getan ist und Auswirkungen von
Organisation bis zum Druck unabwendbar sind:
- Der Auftragsmanager muss vom Start weg die Papiersorte oder wenigstens die
-qüalität wissen und auch weitergeben, damit in Bezug auf die Anlage der
Farben reagiert werden kann.
- Litho und Druck müssen vom Produktioner so früh als möglich zusammen
gebracht werden, damit miteinander konstruktiv gesprochen werden kann (Bei
inhouse - Litho brauchen wir über eine Menge von Schwierigkeiten
selbstverständlich nicht sprechen, aber propitäre Systeme haben ja schon bei
Hell funktioniert... ;-) )
- Litho, Vorstufe und Druck müssen standardisiert arbeiten. Ich sage unseren
Druckern gerne ketzerisch: 'Ihr dürft so schlecht Drucken, wie Ihr wollt,
tut das aber bitte stabil'
- u.v.m.
Aus der empfohlenen Homepage geht hervor, dass der Kollege das Glück zu
haben scheint, sich beim Thema ColorManagement nur mit einem beschränkten
Produktions-Portfolio und damit mit relativ wenigen Variablen im Bereich
Papier und Produktionsweg befassen zu müssen. Entsprechend gering ist
vielleicht auch die Zahl der Partner bei verschiedenen Jobs.
Bei Lohndruckern sind im Produktionsprozess des Offsetdruck ab
Datenanlieferung aber sehr viel mehr Einflussfaktoren im Spiel, die, selbst
wenn man es wollte, häufig direkt nicht beeinflussbar sind und kommuniziert
werden müssen. Offset ist halt nicht gleich Offset, selbst wenn perfekt nach
Maßgabe des Medienstandard Druck gearbeitet wird. Die genannten Variablen
zudem noch im Fluss, was seitens der Zulieferer nicht immer mitgeteilt wird:
- Farbenherstellung Euro-'Standard' mit einer Toleranz von dE=8 !!! im
Zusammendruck Cyan und Magenta nach DIN (Was tun, wenn ein Drucker Farbe X ,
der Andere Farbe Y einsetzt und worüber sprechen wir dann bei
sichtbaren/unsichtbaren Farbabständen von Proof zum Druck...)
- Unterschiedlichster Aufbau von Druckfarben je nach Anwendung (Bogenoffset,
schnellaufender Rollenoffset etc.) mit abweichender Pigmentierung und
verschiedenen Bindemitteltypen. Daraus resultierend unterschiedlich
notwendige Schichtdicken und somit abweichende Farbannahme im NIN - Druck
und somit Farbdifferenzen bei korrekter Solldichte.
- Abweichende Papierfärbung, Oberfläche und Farbannahme bei verschiedenen
Papiersorten ohne dabei die Papierklasse zu verlassen. (Standardprofile von
FOGRA oder eci für Bogenoffset im Rollenoffset einsetzten ?!? - Es gibt
keine speziellen!)
- technisch bedingte, mechanische Maschinenparameter, die sich auf das
Ausdruckverhalten auswirken und unabänderlich sind, aber nicht den Vorgaben
des Medienstandards Druck widersprechen.
- Transferwerte von Daten zur (CtP-) Platte nicht genormt (macht durch die
verschiedensten Philosophien auch keinen Sinn)
- Unterschiedliche Druckplattentypen, bestimmt durch den Plattenbelichter
mit abweichender Charakteristik, Auflösung etc.
- Bei manchen Druckmaschinen sehr eingeschränkte Auswahl an Gummitüchern
(Sleeves) und somit Abhängigkeit von wenigen Zulieferern
Dies war nur eine kleine, wohl aber die wichtigste Auswahl der schon
angesprochenen mehr als 80 Parameter in der Offsetdruckproduktion. Die
Druckmaschine ist in diesem Zusammenhang dann doch kein Ausgabegerät, wie
jedes andere und lässt sich nur bedingt kalibrieren. Zu 100 % stabiles und
programmiertes Drucken ist im Offsetdruck mit der aktuellen Technik nicht
möglich, auch wenn die Hersteller das vielleicht glauben machen möchten. Sie
haben den geringsten Einfluss darauf.
Somit kommen wir bei aller Standardisierung, die wir sicher alle anstreben,
eben doch nicht umhin, bei höchstem Qualitätsanspruch, und sinnvoller Weise
nur dann (wenn vom Kunden auch bezahlt), individuell und auftragsbezogen zu
arbeiten, Farbprofile mit den später tatsächlich verwendeten Parametern, wie
Druckmaschine, Papier, Druckfarbe etc., zu erstellen und schon in der
Bildretusche damit zu arbeiten. Dies heißt arbeiten nach dem Hausstandard
der Druckerei, den wir mit ebenfalls viel Vorarbeit und Aufwand stabil zu
halten versuchen, oder bei geringerem Qualitätsanspruch halt nach
Euro-Standard-Profilen. Selbstverständlich in einem medienneutralen Farbraum
um auch bei einer crossmedialen Weiterverwendung noch alle Möglichkeiten zu
haben.
Ich möchte hier nicht schwarz malen, sondern ein Gefühl für die
angesprochenen Umstände wecken, damit wir alle unsere Kunden besser beraten
und bedienen können. Nichts ist schlimmer als ein enttäuschter, weil falsch
beratener, oder durch verschiedenste Meinungen verunsicherter Kunde.
Nur bleibe ich dabei, dass eine medienneutrale Datenablieferung meiner
Meinung zur Zeit, bei bestehender Technik, halt keinen Sinn macht. Die Daten
müssen vor der Auslieferung auf Basis des geplanten Produktionsprozess
angepasst werden, wenn man keine Überraschungen erleben möchte und sich
zufriedene Kunden wünscht.
Jetzt habe ich fertig und es ist einmal wieder zu lang geworden. Dafür halte
ich mich mit der Mailfrequenz zurück. ;-)
Freundliche Grüße,
T. Fronia
Kontakt:
NEEF+STUMME Unternehmensgruppe
Tobias Fronia
Dipl. - Ing. Kommunikationstechnologie - Druck
Leitung PrePress
Neef + Stumme GmbH & Co. KG
Schillerstraße 2
29378 Wittingen
Tel. : (0 58 31) 23 - 1 88
Fax : (0 58 31) 23 - 1 00
e-Mail : t.fronia(a)neef-stumme.de
Internet:
www.neef-stumme.de
%-----Ursprüngliche Nachricht-----
%Von: Clemens.Huerten(a)t-online.de [mailto:Clemens.Huerten@t-online.de]
%Gesendet: Donnerstag, 5. September 2002 16:24
%An: eci(a)lists.transmedia.de
%Betreff: Re: [Eci] Apropos Kochbuch ..
%
%
%Am Thursday, September 05, 2002 3:59 PM schrieb Fronia, Tobias
%<t.fronia(a)neef-stumme.de>de>:
%
%> Meine Herren,
%>
%................snippp
%
%
%Lieber Herr Fronia!
%
%Erstens wird gerade durch Colormanagement und die Vorschläge
%der ECI die
%Schnitstelle zur Druckerei (und anderen Dienstleistern) sozusagen
%genormt und damit Ihr Leben leichter, Ihr Ausschuss geringer, Ihre
%Produktion zuverlässiger...
%
%und
%
%Zweitens
%wenn Sie das alles nicht glauben wollen, fragen Sie einen
%Berufskollegen, bei dem diese Dinge einwandfrei funktionieren,
%von denen
%Sie glauben, dass man sie so eng toleriert nicht in den Griff kriegt.
%
%Fragen Sie nach unter
www.stach.de Hat viel Vorarbeit bei ihm gekostet,
%aber seine Effizienz ist enorm, der Ausschuss sub-minimal. Farge Sie
%einfach nach, vielleicht glauben Sie einem Praktiker, einem
%Berufskollegen ja eher, als den "theoretischen Spinnern" der ECI. :-))
%
%Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
%das wünsche ich Ihnen
%
%Clemens M. Hürten
%IdeeCreativ - Werbung / Stuttgart
%Fon 0711 - 9 01 87 65 - Mobil 0170 - 38 58 079
%www.ideecreativ.de
%
%
%