Hallo Herr Homann,
interessanter Beitrag, dazu eine grundsätzliche Frage in die Runde:
Wird bei medienneutralen Bilddatenbanken in der Praxis wirklich von
einem Masterfarbraum wie ISOcoated als Abstimmungsbasis ausgegangen und
dann blind in Zielfarbräume konvertiert, nach dem Motto: besser kann es
sowieso nicht werden?
Gibt es konsequent keine CMYK-Retuschen im Zielfarbraum? Werden dann
die neutralen RGB-Daten z. B. für Anzeigen in InDesign platziert und
hier dann ohne Umwege zum 4c PDF/X gemäß Verlagsangaben farbsepariert?
Ansonsten hätte man zusätzlich zum RGB-Bestand diverse CMYK-Bilddateien
je nach korrigiertem Zielfarbraum. Wie geht man in der Praxis damit um?
Viele Grüße
Sascha Bugai
Von: Jan-Peter Homann
<homann(a)colormanagement.de>
Datum: 23. August 2005 19:38:47 MESZ
An: "eci(a)lists.transmedia.de" <eci(a)lists.transmedia.de>
Betreff: [ECI] Rendering Intents für medienneutrale Bildarchive
Antwort an: eci(a)lists.transmedia.de
Hallo Liste
Fängt man an ein medienneutrales Bildarchiv von RGB-Daten aufzubauen,
so stellt sich die Frage, ob für eine automatisierte Wandlung
grundsätzlich der fotografische Intent genommen werden kann.
In der Vergangenheit haben viele Anwender die Erfahrung gemacht, dass
die Methode "relativ farbmetrisch mit Tiefenkompensierung" bei vielen
(aber nicht allen Motiven / Zielprofilen) ein visuell besseres
Ergebnis bringt.
Muss man allerdings je nach Motiv und Zielprofil individuell
beurteilen, welche Methode die bessere ist, dann ist der große Vorteil
der vollautomatischen Umsetzung nicht mehr gegeben.
Diese Problematik lässt sich teilweise lösen, indem man für die
Ausgabe einen recht großen Referenzfarbraum (wie z.B. ISOcoated) und
einen Rendering Intent (z.B. relativ farbmetrisch mit TK) festlegt.
Bevor die RGB-Daten ins medienneutrale Archiv übernommen werden,
findet ein CMYK-Softproof mit dem gewählten Referenzfarbraum und
Rendering Intent statt. Zeigt ein spezielles Motiv für relativ
farbmetrisch mit TK ein Clipping, so werden die entsprechenden
Farbbereiche vorsichtig entsättigt, bis das Clipping für dieses Motiv
beseitigt ist.
Nutzt man umgekehrt grundsätzlich den fotografischen Intent, dann wird
es des öfteren vorkommen, dass viele (aber nicht alle) Motive einen
leichten push in der Sättigung ganz gut vertragen können.
Da es in den Abonnenten dieser Mailingliste eine Reihe von Betreibern
medienneutraler Bildarchive gibt, würde ich mich freuen zu folgenden
Fragen Statements zu bekommen:
- Wird die Masterdatei mit zugeschaltetem CMYK-Softproof erstellt ?
- Wenn ja, welches Profil wird dafür genommen ?
- Wenn ja, welcher Rendering Intent wird verwendet ?
- Wenn ja, gibt es systematische Tests und Freigaben, für Profile und
Rendering-Intent, wenn auf andere Zielfarbräume umgesetzt wird ?
- Falls mit dem fotografischen Intent gearbeitet wird: Werden
grundsätzlich alle verwendeten Ausgabe-Profile mit einer
Profilierungssoftware erstellt ?
- Falls Druckdienstleister eigene Profile zur Verfügung stellen:
werden diese mit der eigenen Profilierungssoftware nochmals neu
berechnet ?
Vielen Dank, für evt. Antworten, die hoffentlich für alle Anwender,
die in diese Richtung arbeiten, ganz aufschlussreich sein dürften.
Grüße aus Berlin
:-) Jan-Peter Homann