Hallo Herr Hürten,
Der Support von EIZO hat genau das gesagt, was alle anderen Hersteller (auch
von Profi Monitoren) sagen werden. Abweichungen bis 15% in der Luminanz sind
keine Seltenheit. Die Panelspezifikation der meisten Hersteller sind da noch
großzügiger. Bis zu 40% Abweichung sind da z.B. Bei Hitachi (EIZO CG21)
spezifiziert.
Die Abweichung in DeltaE ist dabei gar nicht mehr im Bereich des
akzeptablen. TFTs von NEC und Quato haben im übrigen feste Akzeptanzwerte
die etwa bei 12% in der Luminanz und 7 DeltaE (LAB76) für die chromatische
Abweichung liegen. EIZO, Apple und andere haben dazu meines Wissens Keine
Werte veröffentlicht
DeltaE (erst recht nicht DeltaE 94 wie bei BC) sagt zudem leider wenig über
die wirklichen Auswirkungen. DeltaC ist da viel aussagekräftiger, denn nur
damit kommt man der wirklichen chromatischen Abweichung auf die Schliche.
Wirklich hochwertige S-IPS Panel von NEC und Hitachi altern in der Tat sehr
wenig. Der von Ihnen bechriebene Effekt ist daher eher ein Indiz für ein
Panel anderer und/oder älterer Technologie.
Es gibt Bestrebungen durch die ISO 12646, die eine Klassifizierung von
Monitoren erlauben. Aber das ist heute noch reine Zukunftsmusik, denn die
Norm ist ein reiner Vorschlag und lange noch nicht verabschiedet. Diese
misst die Abweichung der Homogeität aber wieder in Prozent und nicht
farbmetrisch. 10% sind da erlaubt - allerdings wird keineswegs in den Ecken
gemessen, sondern bei 25%, 50% und 75% der Breite und Höhe eines Monitors.
Bei meinem 20" Cinema Display sind das 10cm von links und fast 7cm von
unten/oben. Damit erreichen relativ viele Monitore die Akzeptanzgrenzen und
es ist klar ersichtlich, dass sich die Norm den technischen Gegebenheiten
anpasst.
Das Problem der Abweichungen ist aber keineswegs TFT-typisch. Röhrenmonitore
litten unter erheblich stärkeren Abweichungen. Selbst hardwarekalibrierte
Modelle mit Flächenabgleich (Quato, Barco) hatten bis zu 6% Abweichung - und
das bei einem Preis von 4.000 Euro und mehr. "Normale" CRTs waren wie z.B.
Bei Sony mit 25% spezifiziert. Nur wer mehr abwich hatte die Chance auf
Austausch.
Die Wahrnehmung ist bei TFTs erfahrungsgemäss kritischer, weil man an eine
neue Technologie psychologisch höhere Anforderungen stellt. Ein TFT ohne
Abweichungen ist mit TFT gar nicht möglich - oder erst, wenn die CCFLs/LEDs
statt in schmalen Streifen, die ganze Fläche hinterleuchten. Das ist mit
OSRAMs Planon der Fall, wird aber nicht vermarktet. Aktuelle LED-Systeme
ersetzen nur die CCFLs durch LED-Leisten - und das bringt in der Homogenität
nur begrenzt Vorteile.
Erst OLED oder FED werde diesem Zustand ändern und bis dahin ist es noch ein
weiter Weg. Die Anwender müssen sich mit den technischen Gegebenheiten
abfinden - Alternativen gibt es derzeit keine.
Gruß
J.Raimar Kuhnen-Burger
Message: 1
Date: Sat, 12 Nov 2005 12:56:53 +0100
To: eci(a)lists.transmedia.de
From: =?iso-8859-15?Q?Clemens_M=2E_H=FCrten?= <clemens.huerten(a)gmx.com>
Subject: [ECI] Gleichmaessigkeit der TFT-Moni-Darstellung
Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
Hallo!
Habe gerade bei einem Kollegen seinen 1,5 Jhare alten TFT mit basICColor
display L-gleichabständig kalibriert und profiliert. Der Gamut ist so weit
prima. Die entstandenen Transferlinien im Profil sind nahezu ideal linear,
also ohne Krümmungen.
Aber die Gleichmäßigkeit über den ganzen Bildschirm hinweg, sowohl was die
Graubalance als auch was die Helligkeit angeht, ist doch für
Bildbearbeitung kritisch. Mit dem basICColor display kann ich eine
Profil-Vailidierungs-Messung ausführen. Die wichtigsten Werte betr. der
Farben und der Graubalance werden dabei vermessen und das delta E in bezug
auf das verwendete Monitor-Profil automatisch errechnet. Die Daten lassen
sich in Text-Dateien abspeichern.
Während man natürlich im Zentrum des Display die Messungen vornimmt und
dort alles OK ist, habe ich bei meinem Kollegen am linken Bildrand
Abweichungen bis delta E = 3,5 und am rechten Bildrand bis delta E = 4,8
feststellen können.
Meist liegen am rechten Bildrand aber die vielen Adobe-Tabs zur Bedienung
und der bereich wird für die Bildbearbeitung daher meist nicht genutzt.
Dennoch ist dieses Ergebnis sehr ärgerlich, denn wie mag das Display erst
mal nach drei Jahren aussehen?
Bei einem Bekannten, der nur hobbymäßig Bildbearbeitung betreibt, konnte
ich an dessen TFT sehen, dass man sogar beobachten konnte, an welchen
Stellen die Kaltkathodenröhren hinter dem Display lagen!!! Und zwar war in
der Bildmitte alles OK. Aber an den seitlichen Bildrändern gab es immer
dort, wo eine Röhre lag, eine deutlich rötlich/beige Verfärbung und
Verdunklung. Dabei war das Display erst zwei Jahre alt und es war kein
"Billigst-Teil!
Daraufhin habe ich mir meinen Iiyama AU4138D angesehen. Gamut prima,
Transferkennlinie schön linear. Aber als ich die linken und rechten Ränder
des TFT ausgemessen habe, wurde mir fast schlecht! Rechts bis zu delta E
3,8 links bis delta E 2,9. Tja, der Verfall kommt schleichend!
Stelle ich eine homogene Graufläche oder das Monitorweiß flächendeckend
dar (was ja in der Praxis selten vorkommt), so fallen die Problemzonen
deutlich auf.
Natürlich habe ich, wie die meisten Kollegen, die Bedienungspaletten der
DTP-Programme rechts am Rand angeordnet. Also sind dort die einzelnen
Flüssigkeitskristalle im Display fast die ganze Betriebszeit über in einem
konstanten Zustand. Ob dies die Ursache für die stärkeren Abweichungen am
rechten Rand sind? Eigentlich neigen doch eher Röhren zum Einbrennen!
Eine andere Ursache für die Abweichungen an den seitlichen Rändern könnte
darin zu finden sein, dass an den Enden der Kaltkathoden-Röhren die
UV-Strahlung höhre ist und daher auf die Kunststoffe des Displays eine
höhere Belastung einwirkt, die dann zu Verfärbungen und Trübungen führt.
Dann wäre der Umkehrschluss, dass man das Erscheinen von TFT-Displays mit
LED-Hintergrundbeleuchtung (NEC 6.000 Euro) abwarten sollte, weil dort
keine UV-Belastung auftritt oder wenn, dann gleichmäßig verteilt.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ich halte die heutigen TFTs für
überlegen gegenüber den CRTs. Und ich möchte hier nicht in diese Richtung
diskutieren, sondern die mit TFTs offensichtlich verbundenen, besonderen
Probleme klären.
Meine Fragen daraus an die Liste:
1.) Haben Sie ebenfalls beobachten können, dass (auch höherwertige /
hochpreisige) TFTs bereits nach relativ kurzer Zeit (ca. ab 1 Jahr)
alterungsbedingt an den seitlichen Rändern zu Verfärbungen und
Helligkeitsverringerungen neigen und ungleichmäßig wieder geben?
2.) Wie groß sind messtechnisch diese Veränderungen? (delta E)
3.) Welche Abweichungen würden Sie noch zulassen, wenn Sie
"Bildbearbeitung im Alltagsgebrauch" betreiben und nicht gerade an einem
HighEnd-Scan-Arbeitsplatz oder am HighEnd-Druckvorstufen-Arbeitsplatz
sitzen?
4.) Auf welche Einflüsse sind Ihrer Meinung nach diese
Alterungserscheinungen an den TFTs zurück zu führen?