Hecht-Wieber, Carsten wrote:
Hallo Liste,
hat jemand Erfahrung mit speziellen Bildvergrößerungsprogrammen?
Bringen die mehr als Photoshop?
Wir überlegen die Anschaffung einer 12 Megapixel bzw. einer 16,x
Megapixel Digitalkamera.
Beide reichen rechnerisch nicht für eine Plakatproduktion im 36er
Raster (A1 und A0).
Daher die Frage, ob es was besseres als Photoshop gibt.
Viele Grüße aus der VillaMedia,
Carsten Hecht-Wieber
16 Megapixel sind mehr als ausreichend für JEDE BELIEBIGE
Plakatproduktion bis zum hochhaushohen Großflächenplakat. Wenn Sie das
noch raufinterpolieren (egal mit welchem Programm) zerstören Sie nur die
Originaldaten und produzieren vollkommen überflüssigen Datenmüll, der
lediglich Ihre Produktion behindert, aber absolut nichts an Qualität
bringt. Die Formeln, die Sie offensichtlich für die "Berechnung" Ihrer
Aussage verwendet haben, gelten nur für eine Wiedergabegröße bis etwa
A3, dort wird für Spitzenqualität ein Qualitätsfaktor von etwa 2
(Dateiauflösung in ppi = 2 x Rasterweite in lpi) empfohlen (ob
tatsächlich benötigt, darüber kann man lange streiten...).
Da mit der Größe oberhalb von A3 automatisch auch der
Betrachtungsabstand in derselben Relation steigt (oder schauen die
Rezipienten Ihre Plakate GRUNDSÄTZLICH NUR mit dem Fadenzähler an?)
reicht eine A3 entprechende Datenmenge für jede beliebige Ausgabegröße
vollkommen aus. Größere Datenmengen sind prinzipiell überflüssig, weil
das Mehr an Information vom Auge des Betrachters nicht mehr
differenzierbar ist. Die vom Auge maximal (unter besten Voraussetzungen)
bei normalem Betrachtungsabstand (so dass die gesamte Bildinformation
noch überblickt werden kann und nicht nur ein Ausschnitt)
differenzierbare Datenmenge liegt etwa bei 16 MP.
Eine Interpolation macht nur dann Sinn, wenn aus dem Datenbestand ein
kleiner Ausschnitt verwendet werden soll. Sinn der Interpolation ist es
dabei lediglich, sichtbare Pixellierung zu verhindern. Mehr kann sie
auch nicht leisten, egal von welcher Software realisiert. Kein Programm
kann fehlende Bildinformation nachträglich tatsächlich ergänzen.
Im Übrigen traue ich mich zu wetten, dass Sie die Ergebnisse von Kameras
der 6-8-MP-Klasse im gedruckten Ergebnis von denen der 12-16-MP-Klasse
(sowie von hochwertigen Scans erstlassiger KB-Dias) im Doppelblindtest
visuell nicht unterscheiden können. Der Unterschied von 8 zu 16 MP ist
nicht so groß, wie er auf den ersten Blick scheint: Die lineare
Auflösung ist nur um den Faktor 1,4142 (Wurzel aus 2) höher, nicht um
den Faktor 2! Um gegenüber 8 MP eine tatsächlich doppelt so hohe lineare
Auflösung zu erhalten, brauchen Sie eine Kamera mit 32 MP!
Das größte limitierende Element ist die Optik. KB-Objektive, wie sie
heute auch noch an den meisten digitalen Kamerasystemen verwendbar sind,
differenzieren meist weniger als etwa 4-MP-Äquivalent (in der optischen
Achse) und haben zudem noch das große Problem, dass sie (besonders im
WW-Bereich) zu untragbarer Vignettierung neigen, wenn sie an Digicams
verwendet werden. Die tatsächliche Leistung einer Digicam können Sie
also nur dann realisieren, wenn Sie ausschließlich Objektive verwenden,
die NUR für diese gerechnet wurden.
Zusätzlich haben Tests die erstaunliche Tatsache ans Tageslicht
gefördert, dass bei normalem Betrachtungsabstand eine Erhöhung der
Informationsmenge weit über das differnzierbare Maß hinaus (hier konkret
der Vergleich eines 8 x 10"-Großformatdias mit derselben Aufnahme einer
6-MP-Digicam) einen subjektiv geringeren Schärfeeindruck erzeugt, weil
die Zerlegung "augenfreundlicher" Detailkontrast-Größen in viele
"Subdetails" offenbar den Schärfeeindruck mindert.
Vielleicht überdenken Sie Ihre Investitionsentscheidung unter
Betrachtung dieser Aspekte nochmals... ;-)
Viele Grüße
Marius König