Hallo Liste,
Ein grundsätzliches Problem bei FM-Verfahren ist nicht allein
die relativ hohe Tonwertzunahme, die bei höheren Auflösungen
(Punktgroesse bei ca. 20 Mikrometer) durchaus noch über die
von Herrn Schiess angeführten 25 Prozent hinausgehen kann:
Ein noch groesseres Problem ist, dass diese Tonwertzunahme
prinzipiell durch eine Funktion, die einen Solltonwert
auf einen zu rasternden Tonwert abbildet, nur unzureichend
kompensiert werden kann:
Angenommen, wir wollen einen Tonwert von 75 % reproduzieren.
Die Kompensationskurve "weiss", dass dazu ein zu rasternder
Tonwert von 50 % gehört (bei 25% Zuwachs an dieser Stelle).
Es wird also der Rasterer, egal nach welchem Algorithmus er
arbeitet, eine Punktdichte von 50 % erzeugen, also im Schnitt
etwa gleich viele Punkte der Ebene schwarz und weiss färben.
Da aber die tatsächliche Flächendeckung stark von der aktuellen
lokalen Anordnung der Punkte zueinander abhängt, wird diese
Farbdeckung stark variieren, was zu einem "fleckigen" Erscheinungs-
bild der Graufläche führt. Man mache sich das anhand eines,
zugegeben sehr hypotetischen Falles klar: Sowohl senkrechte
und waagerechte "Zebrastreifen" als auch ein "Schachbrettmuster"
haben die gleiche theoretische Flächendeckung von 50 %.
Dichtemessungen an Testmustern ergeben allerdings Dichten von
z.B. 70 % im Falle der Streifen und z.B. 85 % im Falle des
Schachbrettmusters.
Nun erzeugt zwar kein FM-Rasterer reine Streifen- oder reine
Schachbrettmuster, sondern ein pseudozufälliges Muster, welches
in seinem durchschnittlichen Tonwertzuwachs auch gut
kompensiert werden kann, aber das Problem der lokalen Ungleichmäßigkeit
bleibt. Dies ist der Grund dafür, dass nach allgemein herrschender
Ansicht FM-Verfahren sich nicht gut zum Rastern gleichmäßiger
Flächen eignen.
Der einzige mir bekannnte FM-Rasterer, der dieses Problem explizit
angeht, heisst MetaDotFM. Dieses Verfahren berücksichtigt die lokale
Geometrie von einzelnen Rasterpunkten und die genaue Geometrie von
lokalen Punktverbunden beim Punktschluss. Die Kompensation des TWZ
kann hier natürlich nicht durch eine Zuwachskurve erfolgen, sondern
nutzt ein mathematisch-geometrisches Modell des Punktschlusses.
Dieses Modell benötigt nur einige wenige Parameter, die natürlich
vom Druckplattentyp, vom Bedruckstoff und von der verwendeten
FM-Auflösung abhängen. Die Parameter können aber einfach durch
densitometrische Vermessung einiger spezieller Probefelder bestimmt
werden. Insofern findet natürlich auch eine Kompensation der TWZ
statt, aber eben auf Punktebene und nicht über die durchschnittliche
Dichte.
Als Resultat erhält man Flächen, die weit weniger fleckig oder "grieselig"
erscheinen als bei andren FM-Verfahren, ohne im Geringsten an der
Fähigkeit zur Wiedergabe feiner Details zu verlieren.
Thomas Krätzig
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