Guten Tag Herr Bestmann, hallo Liste!
Was den Unterschied der Separationsqualität betrifft, hätte ich auch
noch weitere Fragen. Ich habe schon immer bemerkt, dass die
resultierenden CMYK-Werte sich bei Verwendung des rel. farbmetr. RI mit
TK immer merklich von den Werten bei perc. unterscheiden und auch nicht
viel mit den bei der Profilerstellung gemachten Vorgaben für
Gesamtfarbauftrag und max. K zu tun haben.
Visuell ist die Veränderung von RGB zu CMYK mit rel. farbmetr./TK immer
geringer/gefälliger, da die Kompression/Aufhellung des perc. RI gerade
bei low-gamut RGB-Quelldaten oft völlig unnötig stark ausfällt. Mit den
Separationsergebnisssen war ich allerdings nie so recht glücklich, bzw.
der Unterschied der Werte so stark, dass bei mir Zweifel/Unklarheiten
aufkamen...
Generell neige ich dazu, Herrn Bestmann mit seiner Bevorzugung der
perc-Qualität zu glauben. Über jede weitere Anmerkung zu den
unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden RIs in Bezug auf die
CMYK-Erzeugung wäre ich dankbar.
Gruß,
Ulf Wittenberg
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Ulf Wittenberg
Dipl.-Ing. (FH) Druck- u. Medientechnik
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Am 30.01.2004 um 09:26 schrieb eci-request(a)lists.transmedia.de:
Message: 11
charset="iso-8859-1"
Date: Fri, 30 Jan 2004 09:16:56 +0100
From: "Bestmann, Guenter 3887 S-RD-PN7"
<Guenter.Bestmann(a)heidelberg.com>
To: <eci(a)lists.transmedia.de>
Subject: [ECI] Tiefenkompensation
Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
Hallo,
hier ein paar grundsätzliche Anmerkungen zur Tiefenkompensation:
1. RGB-Bilder, sei es eciRGB oder sRGB, haben einen Helligkeitsumfang
von L* = 0 bis 100, wenn in der RGB-Repräsentation der volle
Dynamikbereich ausgenutzt wird. Druckprozesse haben in der Tiefe einen
eingeschränkten Dynamikumfang, ein typischer Offsetdruck hat einen
Umfang von L* = 10 bis 100, ein Zeitungsdruck von L = 25 bis 100. (100
ist hier das Papierweiß)
2. Bei Verwendung des Perceptual RI (Rendering Intent) bei der
Umwandlung eines RGB-Bildes in CMYK-Separationen wird die
Tiefenanpassung durch das Profil vorgenommen. Durch ein Gamut Mapping
wird der Bereich der Vorlage der normalerweise nicht druckbar ist (L*
= 0 bis 10 bzw. 25) in den Druckfarbraum abgebildet.
3. Bei Verwendung des Relative RI bei der Umwandlung eines RGB-Bildes
in CMYK-Separationen wird keine Tiefenanpassung vorgenommen und
Farbwerte der Vorlage werden in der Tiefe abgeschnitten. Die
Tiefenkompensation in Adobe Applikationen führt nun eine Art Gamut
Mapping durch, wie sie ähnlich auch im Perceptual RI gemacht wird.
4. Die Anwendung der Tiefenkompensation beim Perceptual RI macht
keinen Sinn bzw. hat keine Wirkung, da die Tiefe ja schon angepasst
ist. Sie macht auch keinen Sinn beim Absolute RI, da hier das
Proofergebnis verfälscht wird und keine Weißpunktkompensation
durchgeführt wird. Beim Saturation RI gilt das zum Perceptual RI
gesagte.
5. Die Tiefenkompensation ist kein eigener RI. Es ist eine besondere
Form des Perceptual RI, bei dem nur ein Gamut Mapping bezüglich des
Helligkeitsumfanges durchgeführt wird. Die Güte dieser Art
Helligkeitsumfangsanpassung ist implementierungsabhängig. Ganz
allgemein ist aus der Reprotechnik bekannt, das solche
Umfangsanpassungen zwischen (Dia-) Vorlagen und (Druck-) Ausgabe
nichtlinear sind und über experimentell ermittelte Transferkurven
erfolgen. Eine schlichte lineare Anpassung führt im allgemeinen nicht
zu hochwertigen Ergebnissen ("alte" Reproexperten aus der Zeit der
CMYK-Trommelscanner werden dies noch wissen).
6. RGB-Bilder und hier insbesondere die aus digitalen Kameras, von
Dia's und von Zweitvorlagen haben einen großen Buntheitsumfang. Beim
Relative RI werden sehr bunte Bildbereich einfach abgeschnitten. Das
fällt zunächst nicht auf (insbesondere nicht am Monitor), beeinflußt
die Qualität der Repro aber deutlich. Wenn die Tiefenkompensation
korrekt implementiert ist, wird sie auch die bunten Farben in der
Tiefe und im Mittelton mit reduzieren und so den negativen Effekt
reduzieren.
7. Ich persönlich bin der Meinung, das für eine Farbseparation von
RGB-Bildern (und Lab-Bildern) der Relative RI und die
Tiefenkompensation nicht verwendet werden sollte. Man wird immer zu
einer besseren Druckqualität kommen, wenn man den Perceptual RI
anwendet. Wenn man mit der Separation nicht ganz zufrieden ist, kann
man mit den Profilierungstools der Hersteller immer noch basierend auf
den Charakterisierungsdaten Profile mit einem anderen Farbaufbau und
einem anderen Gamut Mapping erstellen, die besser zum Kunden und zum
Motiv passen. (Oder man macht eine vernünftige Farbkorrektur der
Vorlage)
8. Die Propagierung des Relative RI und der Tiefenkompensation als
"state-of-the-art" Reprotechnologie, wie es hier mehrfach vorgekommen
ist, kann ich nicht unterstützen. (Schon aus eigennützigen Motiven
nicht, denn wofür braucht man dann noch ein Profilierungstool wie
PrintOpen, wo bei der Generierung des Perceptual RI Dutzende von
Jahren an Reproerfahrung eingeflossen sind.)
Viele Grüße
Günter Bestmann
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Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
Sheetfed R&D Prinect