Liebe Kollegen und liebe ECI-Mailinglistenabonnenten,
mit viel Interesse beobachte ich in den letzten Tagen die Diskussionen um
das neue Profil, bzw. die neuen Profile. Selbst teste ich schon seit Herbst
2006 mit den Daten bzw. seit es das offizielle Profil gibt auch mit diesem
und anderen Berechnungen auf Basis der FOGRA39L.
Selbst bin ich ebenfalls zu dem Schluss gekommen das die offizielle
Variante nicht die Bestmögliche ist welche man hätte machen können. Das
bestätigen vor allem die Anwender vor Ort, welche sich nicht mit internen
Problemen der Berechnungen im Profil sondern schlicht mit den sichtbaren
Ergebnissen auseinander setzten. Aber das offizielle Profil ist sicher
besser als das Vorhergehende wie es Olaf Drümmer richtig schreibt. Warum man
aber trotz besseren Wissens nicht eine Bessere Variante als offizielles
Profil in den Markt brachte, kann ich nur im politischen Bereich sehen und
verstehen. Die in Photoshop Aktuell berichteten Unterschiede habe ich
ebenso festgestellt und führen eben in der Praxis zu gleichen Bewertungen
von Anwendern.
Über die vielen weiteren Diskussionen, welche über dies offensichtliche
hinaus gehen kann ich letztlich nur schmunzeln, denn der Anwender(mind.
95%!) versteht diese Diskussion überhaupt nicht von der inhaltlichen Sache.
Er hat andere Probleme wie z.B.
Warum passt mein Proof trotzdem nicht zum Druck, da doch beides in der Norm
liegt und dies trotz sehr enger Toleranzen und Delta-E-Werte? Oder: Wenn
andere Betriebe proofen und wir die Medienkeile ausmessen, dann bekommen wir
trotz grünem Licht in der Auswertung deutlich sichtbare Unterschiede in
den Proofs!
Solange wir also um diese kaum sichtbaren Delta-E´s in den Profilen
diskutieren (geringe Probleme) aber die deutlich sichtbaren Probleme in den
Ergebnissen haben (große Probleme), muss ich darüber schon etwas schmunzeln,
auch wenn ich sie gut verstehe.
Das grundsätzliche Problem ist der Proof- und Bedruckstoff und die dazu
eingesetzte Messtechnik! Darüber sollten wir auch in Bezug auf die alten und
neuen Profile ernsthaft nachdenken.
Ein Beispiel das Proof- und Druckpapiere betrifft:
Auf einem Papier (diese und viele andere Messwerte liegen mir alle vor!) mit
einem Papierweiß von L 94,93; a -0,31; b 1,17 messe ich ein 10%iges Gelb
als: L 94,27; a -1,29; b 8,11; also eindeutig Gelb. Nun drucke ich von der
GELICHEN Platte, mit GLEICHER Farbe auf ein anderes Papier mit den
Papierweißwerten: L 94,78; a 1,39; b -6,7 und ich messe im deutlich
sichtbaren 10%igen Gelb: L 94,17 a 0,31; b -0,15 also neutral, KEINE Farbe!
10% Gelb sind einfach weg gemessen, jedoch sichtbar! Das Spiel kann man sehr
gut in den anderen Farbbereichen beobachten läuft aber dann natürlich
anders. Wen wundert es dann noch das wir solche Differenzen zwischen
verschiednen Proofs sowie Proof und Druck haben? Es gibt Lösungen dies
deutlich zu mindern, aber daran trauen sich offizielle Stellen trotz
meiner Bitten seit 2 Jahren nicht ran.
Anregung zum Nachdenken: Ich hätte für´s Erste das neue Profil, bzw. die
Messdaten auf neutrales (a/b Null) Papier gedruckt oder editiert (richtig
machen)! Dann kommt man weiter wenn man den ganzen Workflow durch und zu
Ende denkt und die sehr spezifischen Diskussionen um die internen Kurven und
Berechnungen in Profilen veranlassen zum Schmunzeln wenn man die wesentlich
größeren Probleme und Ursachen sieht.
Noch was zum Nachdenken: Wer die ISO 12647-2 nachliest, findet im Absatz
4.3.2.1. den Hinweis auf Papiere für den ANDRUCK (Press proofing -
erstellt 1996!) und nicht für den Fortdruck! Nun aufgrund der anschließenden
Tabelle 1 zu behaupten, ein Auflagenpapier sei in der ISO oder nicht in
der ISO ist schlichtweg freie Auslegung und nicht der ISO und Norm
entsprechend. Die ISO gibt zu Auflagenpapieren keine normativen Vorgaben.
Zum Glück! Denn wenn wir uns nach dieser Tabelle richten müssten, wären die
wenigsten Auflagenpapiere in der Norm und die Profildiskussion noch
exotischer. Viele Anwender sagen mir das sie nur etwa mit 10% ihrer Papiere
die Norm schaffen! Hier ist großer Bedarf an Hilfe!
Freundliche Grüße aus Kemnat
Bernd-Olaf Fiebrandt
Verband Druck und Medien in Baden Württemberg e.V.
Bernd-Olaf Fiebrandt
Leiter der Abteilung Technik
Zeppelinstr. 39
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