Guten Abend Herr Schuppan,
ich habe lange gezögert, ehe ich mich jetzt hier entschloss, meine
Erfahrungen mit Best ColorProof Laser öffentlich mitzuteilen, weil es
hier unter Fachleuten am besten aufgehoben ist. Hier geht es um
Klärungen und Produktverbesserungen. Der Beitrag, auf den ich reagiert
hatte, hatte genau diese Intention. Daher bin ich der Meinung, meine
Äußerungen passen in diese Diskussion.
Weiteres schreibe ich in die Quotings...
----- Original Message -----
From: "Holger Schuppan" <holger.schuppan(a)bestcolor.com>
To: <Clemens.Huerten(a)t-online.de>
Cc: <karcher(a)schrift-und-form.de>
Sent: Wednesday, May 15, 2002 6:33 PM
Subject: Re: [Eci] ECI-Newsletter
Sehr geehrter Herr Hürten,
ich habe Ihr Posting im ECI-Newsletter gelesen.
Bitte erlauben Sie mir, kurz Stellung zu Ihren Kritikpunkten
zu nehmen:
> Best wirbt bis heute damit, dass die Best Software
auf
> dem Prinzip beruht, für jeden Drucker erst einmal eine
> Grundlinearisierung mit Limitierung der Volltondichte
> und des max. Gesamtfarbauftrags zu erzeugen.
> Ausgerechnet für den Epson Aculaser steht diese
> grundlegende Funktionalität nicht zur Verfügung und
> niemand aus dem Hause Best verrät das (vor dem Kauf!).
> Sogar im Benutzerhandbuch, das im Internet
> downloadbar ist, wird darauf nicht eingegangen.
> Ausgerechnet mein Aculaser ist nun ein Exemplar, das
> dazu neigt, unterhalb von 15% einfach gar nichts mehr
> zu drucken. Bis heute ist es nicht gelungen, eine
> Linearisierung und ein Profil dazu zu erstellen,
> sodass dieser Drucker zusammen mit Best ColorProof Laser
> in den Lichtern einwandfrei druckt!
Die Grundlinearisierung und die Limitierung der
Volltondichte dient dazu, bei Inkjet-Druckern dafuer zu
sorgen, dass nicht zuviel Tinte aufgetragen wird, so dass
das Material durchweicht wird. Es hilft also bei zuviel
Tinte.
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Laut Best ColorProof Laser Handbuch und den Erklärungen auf Ihrer
Website erfolgt nicht nur eine bloße Limitierung des max. Farbauftrags
je Kanal und der Summen-Auftrag sondern es erfolgt auch eine
Grund-Linearisierung. Hierzu stellt Best ja auch die nötigen Testforms
zur Verfügung.
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Dieses kann beim EPSON Acculaser so nicht auftreten
und eine Limitierung des Farbauftrages wird in keinem Fall
dazu fuehren, dass Sie mehr Farbe in den Lichterbereichen
erhalten.
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Ich habe nicht behauptet, dass durch Begrenzung des max. Farbauftrags
eine Verbesserung der Wiedergabe in den Lichtern erzielt wird. So etwas
wäre doch ziemlicher Blödsinn. Best spricht zu Recht von
"Grund-Linearisierung". Nachdem nämlich der max. Tinten- bzw.
Toner-Auftrag definiert wurde, wird das Lineariserungschart ausgedruckt
und vermessen. Daraus entsteht dann ZUSÄTZLICH zur Limitierung des
Farbauftrags eine Linearisierungskurve. Und diese verkoppelt die Best
Software mit dem eigentlichen Farb-Profil. Also erst nachdem der max.
Farbauftrag je Kanal und insgesamt festgelegt wurde und nachdem eine
Linearisierung durch Probedruck und Messung erstellt wurde, wird ein IT8
Testchart ausgedruckt und damit das eigentliche ICC-Profil erstellt.
Ich habe diese Vorgänge VOR dem Kauf von Best ColorProof Laser äußerst
sorgfältig gelesen. Mir wurde sofort klar, dass diese Vorgehensweise und
diese Funktionalität die grundlegende Voraussetzung sein würde, wie man
einen Laserdrucker wirklich perfektionieren kann im Sinne eines
Proofdruckers. Ich nahm daher auch an, dass eine Linearisierung ein "zu
Wenig" in der Tonkurve genau so ausgleichen kann, wie "ein Zuviel".
Mich hat die Art, wie mein Drucker durch Best ColorProof Laser zum
Proofen gebracht werden soll, überzeugt und deshalb habe ich die
Software gekauft. Auch der hiesige Fachhändler hat mich nicht über die
tatsächlich zu erwartende Funktionalität aufgeklärt, obwohl er von
Anfang an wusste, dass ich eine Epson Aculaser C8500 besitze.
Darin sehe ich eine Täuschung sowohl von Best als auch von seiten des
Fachhändlers und das nenne ich durchaus beim Namen.
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Um diese Problem zu klaeren, mechte ich Sie hiermit
herzlichst bitten, mir mitzuteilen, ob Sie mit dem
EPSON-Treiber oder mit ausgeschaltetem Colormanagement
dieses Problem nicht haben, d.h. ob dann die Lichterbereiche
einwandfrei gedruckt werden.
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Mein Epson Aculaser druckt im Bereich zwischen 15% und 0% parktisch
nichts! Egal ob Sie dazu den Non-Postscript-Treiber oder den
Postscript-Treiber von Epson zur Ansteuerung benutzen oder ob Sie irgend
ein Farbmanagement zu- oder abschalten.
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Wenn das der Fall ist, bin ich sicher, dass wir das auch mit
eingeschaltetem Colormanagement hinbekommen, wenn nicht,
dann liegt es am Drucker. Jede Linearisierung kann nur
Tonwerte wegnehmen, aber nicht hinzufuegen.
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Die bis jetzt erreichten Ergebnisse zeigen, dass mit Hilfe der
sogenannten "Nachlinearisierung" eine deutliche Verbesserung des Drucks
in den Lichtern erreicht werden konnte. Die sogenannte
Nachlinearisierungsfunktion ist laut Handbuch von Best vorgesehen, um
nach einer abgeschlossenen Profilierung eine Art Fine-Tuning zu
betreiben und auch Alterungen oder Schwankungen eines Druckers ohne
komplette Neu-Profilierung durchführen zu können. Sie steht als einzige
Funktion zur Verfügung, meinen Drucker trotz des Handicaps der Best
Software wenigstens annähernd zu linearisieren.
Die Tatsache, dass ich damit wenigstens in die Nähe von 5% komme, wobei
aber der gesamte Verlauf zwischen 5% und 20% sehr nicht-linear verläuft,
widerspricht Ihrer Meinung, man könne Tonwerte, die vom Drucker nicht
gedruckt werden, nicht durch eine Linearisierung wieder herstellen.
Im Übrigen wurde mir die Vorgehensweise, unter Missbrauch der
Nachlinearisierungsfunktion eine Grundlinearisierung zu erzwingen, von
dem leitenden Mitarbeiter Herrn Pilicoglu aus dem Hause Best auf dem
Druckforum in Stuttgart empfohlen.
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> Best behauptet auch, dass die Software einen
eigenen
> Software RIP enthält. Ich sehe nur, dass sich an der
> Art der Rasterung (Rasterfeinheit und Rasterwinkelung)
> nichts ändert.
Der Postscript Interpreter von Best erzeugt im Falle des
EPSON Acculaser ungerasterte Halbtondateien, die dann vom
Epson-Drucker selbst gerastert werden. Deshalb sieht man
keinen Unterschied in der Art der Rasterung.
Nichtsdestotrotz ist das RIP im Sinne des Postscript/PDF
Interpreters aber von Best.
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Per Definition ist ein RIP ein "Raster Image Processor", also eine Hard-
oder Software-Unit, mit der kontinuierliche Tonwerte in Rasterwerte
umgesetzt werden. Nach Ihrer Aussage rastert bei Best ColorProof Laser
in Verbindung mit dem Epson Aculaser tatsächlich nichts! Also ist es
auch kein Raster Image Processor. Sie bestätigen hier meine Vermutung,
das die Best Software, wenn sie in Verbindung mit dem Epson Aculaser
betrieben wird, tatsächlich nur ein leistungsfähiger Farbrechner ist.
Der Epson Aculaser 8500 ist in der Lage, mit der "hauseigenen Rasterung"
mit Linienraster im "BetterGrafic-Modus 64 Linien/cm sehr sauber zu
Papier zu bringen. Im "Better Lines" Modus bringt er es sogar auf über
100 Linien/cm. Mikroskopie-Aufnahmen, die ich in Zusammenarbeit mit dem
Zentrum der Deutschen Luft- und Raumfahrt DLR an der Uni Stuttgart
erhielt, belegen, dass bei 100 Linien der Tonertransfer vom Belt auf das
Papier sowie die anschließende Fixierung die Qualität stark
einschränken.
Würde z.B. durch Best ColorProof Laser eine Linienrasterung mit ca. 80
Linien erzeugt, so würde damit die maximale Qualität aus dem Epson
Aculaser herausgeholt.
Mir wurde (leider ebenfalls erst nach dem Kauf) gesagt, dass Best
ColorProof Laser nur zusammen mit dem Oki 9400 oder dem QMS 6100/6110
(wegen deren Punkt-Rasterung und wegen der Offenlegung der
Ansteuerungsschnittstelle seitens der Hersteller) eine verbesserte
Rasterung erzeugen kann. Demnach enthält Best ColorProof Laser durchaus
einen RIP. Den kann ich als Epson-Aculaser-Besitzer aber nicht nutzen,
auch wenn ich ihn bezahlt habe.
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> Best ColorLaser Proof lässt die Festlegung von
> Arbeitsfarbräumen zu, indem für RGB-Daten und für
> CMYK-Daten jeweils ein Profil ausgewählt
> werden kann. Sogar Lab erhält ein "1:1-Profil Lab
> nach Lab, damit auch Lab-Daten keine Probleme
> machen.
> Aber drucken Sie mal ein Dokument, das sowohl
> CMYK-Daten als auch RGB-oder Lab-Daten
> beinhaltet (z.B. ein PDF) über Best
> ColorProof aus: Sie werden Ihr buntes Wunder
> erleben! Nur die CMYK-Daten werden korrekt
> farblich umgerechnet.
Ab der Version 4.6 (kostenloser Download auf unserer
Homepage) koennen Sie den Arbeitsfarbraum des Interpreters
von CMYK auf RGB umschalten (im Dialog zur Job-Berechnung).
Damit werden dann RGB - Daten korrekt wiedergegeben, die
CMYK - Daten allerdings vorher nach RGB umgerechnet. Auch
diese Version von Best Colorproof arbeitet mit einem
seitenorientierten Colormanagement (wie fast alle anderen
RIPs auch). Das heisst, fuer die komplette Seite gilt ein
Arbeitsfarbraum. Der Benutzer hat die Moeglichkeit, diesen
Farbraum zwischen RGB und CMYK umzuschalten.
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Das kann ich voll bestätigen!
Ich habe die Version 4.6, die mir freundlicher Weise unaufgefordert nach
ihrem Erscheinen von Best als CD zugesandt wurde.
Mein Ziel ist, die optimale Farbqualität zu erhalten, bis sie an die
Druckerei geht. Der Drucker hat also alle Chancen, ein gutes Produkt zu
drucken. Das ist meiner Meinung nach nur möglich, wenn ich
a) vom Drucker ein Maschinen-Profil bekomme, mit dem ich von RGB nach
CMYK transformiere und mit dem ich dann über Best ColorProof Laser einen
Proof für diese Maschine erstellen kann
oder
b) wenn ich den "idealisierten Proof" laut ECI erstelle und dem Drucker
die Datei mit zum Teil in RGB vorliegenden Daten übergebe z.B. alle
Bilddaten.
Wenn schon die ECI seit längerem den "idealisierten Proof" als wichtiges
Arbeitsmittel herausstellt, wenn Adobe seit mindestens ähnlich langer
Zeit immer wieder propagiert, Lab oder RGB-Daten zusammen mit CMYK-Daten
zu übermitteln, dann wäre es eigentlich sinnvoll, dass Best zumindest
als aktivierbare Option diese Funktionalität in ihre Proofsoftware
integriert.
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Bitte vergessen Sie nicht, dass es sich hier in erster Linie
um eine Proof-Software handelt und dem Anwender meist nicht
damit gedient ist, wenn das Proof ihm vorgaukelt, dass die
Seite gedruckt bzw. belichtet werden kann, und danach stellt
sich dann heraus, dass aufgrund eines eingebetteten
LAB-Bildes das Belichter-Rip Schrott erzeugt.
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Bitte berücksichtigen Sie meine vorige Stellungnahme. Ihre Software
sollte nicht generell gemischte Farbmodelle in einer Postscript-Seite
zulassen und richtig interpretieren sondern nur als Option sollte es
möglich sein im Sinne des "idealisierten Proofs" gemäß ECI.
Ich stehe mit meinem Ansinnen da wohl durchaus nicht alleine!
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Genau das ist
ja der Sinn eines Proofs, solche Dinge vorher zu entdecken.
Natuerlich haben Sie Recht, wenn Sie jetzt der Meinung sind,
dass solche Composit - Workflows aber immer staerker im
Kommen sind, bei denen dann auch verschiedene Farbraeume auf
der gleichen Seite zulaessig sind (z.B. bei PDF/X3). Deshalb
wird unsere Software in einer der naechsten Versionen auf
objektorientiertes Colormanagement umgestellt sein, d.h.
wenn Sie ein Dokument mit RGB/CMYK/LAB Daten haben, wird
jedes Element in dem entsprechenden Arbeitsfarbraum
abgearbeitet. Ein Benutzer, dessen Belichter-RIP das noch
nicht beherrscht, kann dann eben ein Profil einstellen, das
ihm deutlich zeigt, dass das Element im falschen Farbraum
vorliegt (z.B. alle LAB-Elemente in grau darstellen).
Falls die Lage bei Ihnen so ist, dass Sie diese
Funktionalitaet sofort benoetigen, kann ich es arrangieren,
dass Sie externer Betatester fuer diese Funktion werden. Sie
koennten die benoetigten Module noch diese Woche erhalten,
allerdings ist bei der Installation etwas Handarbeit
vonnoeten (3 Dateien kopieren und 1 Datei umbenennen).
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Daran bin ich sehr interessiert! Und mit der notwendigen "Technik" habe
ich keine Probleme. Ich nehme Ihr Angebot gerne an. Einziger Punkt: Es
sollte kein zu frühes Betastadium sein, weil ich Best ColorProof Laser
immerhin trotz der von mir kritisierten Einschränkungen als
Arbeitsmittel / Werkzeug täglich einsetzen muss.
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> Dass ich also die hervorragend gemachte Broschüre
von
GretagMacbeth,
> (EyeOne-ColorColorbook) die als PDF mit
LAB-Bildern
drin, nur in
> "Falschfarbentechnik" über BestColor
ausdrucken konnte,
das sollte
> schnell der Vergangenheit angehören!
Falls Sie mir dieses Dokument per Email zukommen lassen
koennten, haben Sie morgen eine Antwort, ob es mit den oben
erwaehnten Modulen richtig druckbar ist. Alle meine
Testdokumente haben bisher ordentlich funktioniert, so dass
ich diesem Test optimistisch entgegenblicke.
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Das ColorCookBook geht Ihnen noch heute Abend per e-mail zu.
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Ich hoffe, damit etwas geholfen haben zu koennen.
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JA, das haben Sie! Vielen Dank!
Schade ist, dass es sooo lange gedauert hat, bis ich alle meine
"Erkenntnisse" über Best ColorProof Laser zusammen getragen hatte und
erst dann qualifizierte Fragen an den Best-Support richten konnte. Am
meisten haben mir die Herren Pilicoglu und Schweighöfer geholfen. Herr
Schweighöfer hatte mir sogar Profile zum Testen erstellt, bei denen
meine "Nachlineariserungsversuche" mit einbezogen waren.
Inzwischen vermute ich, dass eine einfache lineare
Nachlinearisierungsfunktion, die zwischen 15% und 100% verläuft, die
besten Ergebnisse bringen könnte. Da das aber ein Try and Error Spiel
ist und ich zur Zeit noch auf externe Dienstleistung beim
Profilerstellen angewiesen bin, ist das etwas teuer für mich.
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Bitte
wenden Sie sich mit weiteren Fragen drekt an mich. Falls Sie
in den naechsten beiden Wochen eine Abwesenheitsmeldung
bekommen, ignorieren Sie sie bitte. Ich bin zwar im
Jahresurlaub, bearbeite aber trotzdem taeglich meine Emails.
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Das sehe ich auch so. Hier für die ECI-Liste sind die wichtigen
Informationene betr. Best ColorProof Laser ausgetauscht. Der Rest
betrifft die Beziehung Kunde zu Best und umgekehrt und ich werde gerne
mit Ihnen direkt in Verbindung treten.
Ich freue mich auf den "bidirektionalen Support", wo ich von Ihrem
Fachwissen und den Verbesserungen profitiere und Best durchaus von
meinen praxisnahen Versuchen und Erfahrungen profitieren kann. Wenn
Unternehmen dazu übergehen, das Wissen und die Erfahrungen von ihren
Kunden viel stärker einzubeziehen als bisher, könnten viel schneller
viel innovativere Produkte entstehen und die Entwicklungsarbeit wäre
auch einfacher. :-)
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag,
das wünsche ich Ihnen
Clemens M. Hürten
IdeeCreativ - Werbung
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Tel. 0711 - 9018765 - - Mobil 0170 - 38 58 079
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Mit freundlichen Gruessen, Holger Schuppan
Holger Schuppan
Entwicklung
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Holger.Schuppan(a)besctolor.com
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