erwin(a)widmer.net schrieb am 24.03.2004:
Ich möchte Ihre Angaben zur Monitorhelligkeit noch
etwas ergänzen. In
der ISO-Norm 3664 steht, dass ein Monitor eine Helligkeit von 100 cd/m2
aufweisen muss, dass es aber besser wäre 120 cd/m2 einzustellen.
Bei solchen Angaben muss man aufpassen warum diese dort so spezifiziert
sind -- auch in einer Norm. Das zu einem Zeitpunkt etwas in einer Norm
empfohlen oder festgelegt wird, heisst nicht unbedingt, dass es das
Optimale ist. Heute würde es noch keinen Sinn machen eine Leuchtdichte
von 600 cd/m^2 für einen Monitor zu verlangen, da es meines Wissens nach
noch kein Display für Bildverarbeitung gibt, welches diese Leuchtdichte
erreicht.
Das ist mit TFTs gut möglich, mit CRTs aber nicht,
wenn man diese für
mehr als einige Monate verwenden will.
Das stimmt auf jeden Fall.
Leider ist in der ISO 3664 nichts darüber geschrieben,
wie eine
Normbeleuchtung neben einem Monitor beschaffen sein soll.
Die ISO 3664:2000 gibt Betrachtungsbedingungen für Grafik/Fotografie und
hat nur für "Screen-Only" Bedeutung, wenn die Bildschirmdarstellung
_nicht_ mit Druckerzeugnissen verglichen wird.
ISO 12646 "Graphic Technology -- Displays for Color Proofing --
Characteristics and Viewing Conditions" ergänzt ISO 3664 und
beschreibt die Betrachtungsbedingungen.
Wichtig ist für die Anwender von Color Management meiner Meinung nach,
dass man sich bewusst macht, dass der Farbeindruck eine Empfindung ist,
die sich nicht gänzlich in Messgrößen pressen und erfassen lässt. Auch
mit Color Appearance Modellen wird man nicht alle Variablen (alleine die
Beobachtermetamerie z.B.!) erfassen können. So ist es zwar möglich einen
Softproof erfolgreich einzusetzen, aber _genau_ den gleichen Eindruck
wird man nicht erreichen, auch wenn man die Umgebungsbedinungen genau
spezifiziert.
Ich gehe da den umgekehrten Weg wie Sie. Da wir auf
dem Monitor einen
Lichtstrom von 70 cd/m2 verwenden, muss eine Lichtbox daneben einen
Beleuchtungsstärke von 250 Lux aufweisen, damit man dieselben
Helligkeiten sieht. bei einem TFT mit 100 cd/M2 müssten es dann 314 Lux
sein.
Das ist heute wahrscheinlich der beste Ansatz. Dabei würde ich aber nicht
unbedingt die Beleuchtungsstärke ausmessen, sondern einfach visuell
abgleichen. Der Umrechnungsfaktor Pi gilt ja nur für einen idealen
Lambert-Strahler, den es so ja eh' nicht gibt und wie genau die
vorhandenen Messgeräte die Beleuchtungsstärke bzw. Leuchtdichte erfassen
weiss man i.d.R. auch nicht, so dass man sich sicher nicht "verrückt
machen" muss, wenn man den Abgleich der Helligkeit "nur" visuell macht.
Letztendlich ist es ja auch genau das was entscheidend ist.
Viele Grüße
Peter Karp